Der Blutfluch: Roman (German Edition)
in diesem Streit, dann brach sie in jeder Bewegung durch. Auch bei ihrem Tanz in Würzburg war es so.
Der Streit hatte sie außer Fassung gebracht. Sie atmete vor Zorn bebend. Ruperts Blicke waren eindeutig. Als sie es bemerkte, zerrte sie hastig an ihrem Kleid.
»Ihr tut mir weh«, zischte Sizma währenddessen in Wolfs Griff. Sie wand sich so geschmeidig, dass sie eng an seinen Körper gepresst wurde. Wolf hielt dagegen.
Sizma musterte ihn betont herausfordernd und schob die Hüften nach vorn.
»Ihr seid stark.«
Mittlerweile klebte sie förmlich an ihm. Die Einladung war unmissverständlich. Wolf schenkte ihr einen eindeutigen Blick.
»Sei vorsichtig, Hexe.«
»Mein Name ist Sizma.«
»Lass das, Sizma.«
Alizas Warnung beantwortete Sizma mit einem Lachen. Ineinander verhakt standen sie und Wolf, nur ihre Körper sprachen miteinander.
Rupert wandte den Blick ab. Seine lüsternen Phantasien brauchten keine zusätzliche Anregung. Eigentlich sollte er Wolf wohl tadeln, aber er beneidete ihn eher um seine Ungeniertheit und um sein Selbstgefühl. Wolf scherte sich den Teufel um die Meinung anderer.
Aliza hatte es aufgegeben, ihre Schwester zur Ordnung zu rufen. Ihr kam zu Bewusstsein, in welch vertrauter Nähe sie vor Rupert stand. Sie wich zurück und hielt ihr Kleid mit der Hand zusammen.
»Also – was ist los?«, fragte Rupert.
»Ein Zwist unter Schwestern. Nichts Wichtiges.«
Er entdeckte den Kratzer quer über Alizas Wange und zog die Spur zärtlich mit dem Zeigefinger nach. »Nichts Wichtiges, Aliza? Immerhin wichtig genug, um sich das Gesicht zu zerkratzen. Warum?«
»Langeweile. Überdruss. Missstimmung. Wir sind eingesperrt und zu tatenlosem Warten verdammt, wo alle auf den Barbinger Wiesen sind und sich amüsieren. Lieber wären wir dort. Das glaubt Ihr mir sicher, oder?«
Die Erklärung kam so eilfertig, dass der Verdacht auf der Hand lag, Aliza wolle verhindern, dass Sizma etwas anderes sagte. Den wahren Grund des Zwistes würden sie nicht erfahren.
»Man kann ihr schwer widersprechen«, sagte er in Wolfs Richtung. »Wir wären schließlich ebenfalls lieber dort.«
»Mit uns zusammen«, sprudelte Sizma heraus. »So habt Ihr uns im Auge, und wir alle haben unseren Spaß.«
»Und ihr entwischt uns bei der nächsten Gelegenheit. Hältst du uns für Dummköpfe?«, spottete Wolf.
»Das Gleiche könnte ich Euch fragen.« Eine Spur von Sizmas gefährlichem Temperament blitzte auf. Sie straffte ihr Kleid über Busen und Hüfte. »Habt Ihr Milosh und Tal schon vergessen? Wir nicht. Unseretwegen wird kein Blut mehr fließen. Ich bleib sowieso an Eurer Seite, solang Ihr das wollt.«
Wolf gefiel das Angebot erkennbar. Er nickte schließlich zu Ruperts Entsetzen.
»Du bist verrückt, Wolf. Berthold will, dass niemand die Frauen zu Gesicht bekommt.«
»Wie das denn, in dem Gedränge!«, tat Wolf die Warnung ab. »Sie ist einfach die Schöne an meiner Seite, die mir den Tag versüßt. Berthold mischt sich eh nicht gern unters Volk, er wird uns nicht begegnen.«
»Nimm Vernunft an, Wolf …«
»Genau. Du hast doch selbst vorgeschlagen, die Mädchen besser zu behandeln. Also los, fangen wir damit an.«
Wolf zog die kichernde Sizma an seinem Arm aus dem Zelt. Ihre Stimmen entfernten sich.
»Ihr müsst das verhindern.« Aliza ergriff Rupert am Wams. »Sizma ist nicht das Luder, für das Euer Freund sie hält. Ihr müsst sie schützen vor ihrer eigenen Unbesonnenheit.«
»Mir scheint, sie weiß sehr gut, was sie tut. Sie verdreht Wolf den Kopf und kann den ihren sicher zur rechten Zeit aus der Schlinge ziehen. Aber das ist nun wohl Wolfs Problem. Du bleibst jedenfalls im Zelt, Aliza.«
»Ihr habt nicht recht und handelt nicht recht! Ich frage mich, warum Ihr Euch zum Handlanger von Heimtücke und Mord machen lasst. Verlangt das Lehnsrecht knechtische Unterwerfung?«
»Du weißt nicht, wovon du redest. Meine Welt ist dir fremd.«
»Deswegen würde ich lieber in meine zurückkehren. Eure macht mir Angst.«
»Du wirst sie trotzdem annehmen müssen.«
Aliza suchte die Auseinandersetzung und die verwundbarste Stelle bei Rupert.
»Was würdet Ihr machen, wenn Eurer Mutter oder Euren Schwestern gleiches Unrecht geschähe wie Sizma und mir? Würdet Ihr ihnen zu Geduld und Gehorsam raten?«
Dass sie es wagte, sich mit den Frauen seiner Familie auf eine Stufe zu stellen, machte Rupert sprachlos.
»Ob wir in einer Burg, einem Stall oder unter freiem Himmel geboren werden, liegt nicht in unserer Hand«,
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