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Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Titel: Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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können, mit der Sprache herauszurücken.
    In einer solchen Zeit zusätzlich zum regulären Unterricht noch Einladungen anzunehmen, war schlicht unvernünftig. Doch Margarete war keine gute Nein-Sagerin. Das galt vor allem für eine Reihe von Personen männlichen Geschlechts, mit denen sie … besondere Bande verknüpften.
    Dennis Harbach gehörte zu diesem erlesenen Kreis. Seine und Margaretes Wege hatten sich vor einigen Jahren auf einer Reise in Rumänien gekreuzt, und wie der Zufall es so wollte, verschlug es den großgewachsenen, athletischen Grund- und Realschullehrer etwas später an eine Schule in Baden Baden.
    Margarete hätte lügen müssen, wenn sie behauptet hätte, seine Stimme am Telefon sofort erkannt zu haben. Zu lange lag das kurze, aber heftige Abenteuer zurück. Doch die Erinnerungen waren schnell aufgefrischt. Wie Dennis ihr berichtete, lief an seiner Schule zurzeit eine Aktion, in deren Rahmen den Kindern unterschiedliche Glaubensvorstellungen vorgestellt wurden. Auch das Thema Magie wollte man anschneiden. Dazu lud er sie in den Unterricht ein. Zwar hatte der Schulleiter durchblicken lassen, dass vor allem auf die Gefahren des Aberglaubens hingewiesen werden sollte, aber Dennis sah kein Problem darin, falls Margarete auch über die positiven Seiten der Zauberei sprach. Er war ein offener Geist und hatte ihr damals recht schnell abgenommen, dass sie eine echte Hexe war – auch wenn es fraglich war, ob er die ganzen Konsequenzen davon wirklich verstand.
    „Moment, Marg“, fügte er eilig hinzu, als sie einen Termin vereinbart hatten und sich das Telefonat dem Ende entgegenneigte, „ich hätte da noch eine spezielle Bitte …“
    „Aha. Wie speziell darf’s denn sein?“, gab sie kokett zurück.
    „Wir … haben ein Mädchen in der Klasse, das uns etwas Sorgen bereitet. Sie hat Angst vor einem … Ungeheuer. Es lauert ihr angeblich im Flur des Schulhauses auf, so eine Art riesiger Bär. Hast du zufällig irgendetwas, was ihr das Gefühl geben könnte, geschützt zu sein? Ich kenne mich da nicht aus, wie du weißt. Ein Talisman vielleicht …“
    „Du meinst ein Amulett?“
    „Genau das. Es muss nichts Wertvolles sein, und ich … ich bezahle es dir gerne.“
    „Gibt es dieses Monster wirklich, Dennis?“
    In der Leitung herrschte für einige Zeit Schweigen. Dann folgte ein leises, unsicheres Lachen. „Marg, es ist ein elfjähriges Mädchen. Sie ist eben in einer Phase. Vorpubertäre Krise, was weiß ich. Unser Schulpsychologe ist nicht gerade der Fähigsten einer, also suche ich nach anderen Wegen. Es muss kein echtes Amulett sein. Es reicht aus, wenn sie daran glaubt. Irgendetwas aus deinem Schrank, was du nicht mehr brauchst. Ein Placebo, wenn du so willst. Du musst nur überzeugend sein, wenn du es ihr gibst. Ich denke, es könnte ihr helfen.“
    „Hör zu, Dennis.“ Margarete registrierte, dass ihre Stimme sehr tief und ernst klang. „Du magst mit deiner Theorie vollkommen richtig liegen. Trotzdem gibt es ein großes Aber: Falls da doch irgendetwas Übernatürliches abläuft, in das das Kind verwickelt ist, könnte ein Placebo, wie du es nennst, einigen Schaden anrichten.“
    „Schaden?“
    „Ja. Weil sie sich damit sicher fühlt, ohne es zu sein.“
    Wieder folgte Stille. Dennis Harbachs Stimme war dünner, zweifelnder geworden, als er antwortete: „Ich weiß nicht, was da ablaufen sollte – ich habe kein Monster gesehen – aber ich überlasse das voll und ganz dir. Es ist dein Metier. Wenn du etwas mitbringst, was du für nützlich hältst, sage ich nicht Nein. Du solltest nur vielleicht drauf achten, dass keine Teufelsfratze eingeritzt ist oder so. Das konnte die Schule und mich in Schwierigkeiten bringen.“
    Sie verabschiedeten sich, und Margarete unterbrach die Verbindung. Sie legte das schnurlose Telefon ab und machte sich gleich daran, ihre Vitrinen zu durchsuchen. Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte sie etwas Ideales gefunden.

3
    „Gibt es wirklich Vampire?“
    „Mir ist noch keiner begegnet“, schmunzelte Margarete, „und ich war immerhin schon in Rumänien.“
    „Stimmt es, dass sich Vampire in Fledermäuse und Ratten verwandeln können? Oder nur in Fledermäuse?“
    „Julian, du hast nicht aufgepasst“, mahnte Dennis Harbach. „Frau Maus hat gerade eben gesagt, dass es keine Vampire gibt.“
    „Sie hat nur gesagt, dass sie noch keinem begegnet ist“, setzte sich der pausbäckige Schüler zu Wehr.
    „Ich wollte damit ausdrücken, dass es vermutlich

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