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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Blöken von Schafen, ab und an auch das Muhen einer Kuh, vermutlich von einem einsamen Gehöft irgendwo weiter weg auf der Anhöhe, aber von den verlassenen Burganlagen war kein Laut zu vernehmen. Gormán wurde es schon ungemütlich, und auch Fidelma blickte argwöhnisch auf die leerstehenden Bauten, bemüht, es die anderen nicht merken zu lassen.
    »Die Stille ist unheimlich«, flüsterte Eadulf.
    Fidelma antwortete nicht, denn sie hatte im Schatten einer Mauer eine Bewegung bemerkt.
    »Gormán«, sagte sie leise, aber der hatte schon die Hand am Schwert. Noch ehe er es ziehen konnte, ertönte laut eine Stimme:
    »Halt ein, Krieger! Schön ruhig bleiben, oder du bist ein toter Mann!«
    Gormán machte mindestens zwei Bogenschützen mit gespanntem Pfeil und Bogen aus und ließ die Hand, wo sie war. Zwei Reiter kamen hinter dem Burgwall hervorgaloppiert, versperrten ihnen den Weg und pflanzten sich vor ihnen auf.
    »Nun sieh mal einer an«, höhnte der Anführer, eindeutig ein Krieger, nachdem er sie näher betrachtet hatte. »Wen haben wir denn hier? Wieder ein paar Räuber und Schurken von den Fir Maige Féne?«
    Weder Fidelma noch Eadulf antworteten darauf. Auch rührten sie sich nicht, denn ihnen waren zwischen den Gebäuden noch mehr Bewaffnete aufgefallen. Ein Überfall aus dem Hinterhalt, und Fidelma machte sich insgeheim Vorwürfe.
    »Ich warne euch«, rief Gormán unerschrocken, »euer Tun ist gefährlich. Das hier ist Fidelma von Cashel, die Schwester von Colgú, dem König. Sie und ihren Ehemann, Eadulf von Seaxmund’s Ham, zu bedrohen ist gleichbedeutend mit Ungehorsam gegenüber ihrem Bruder, eurem rechtmäßigen König.«
    »Ich diene einzig und allein Uallachán, dem Stammesfürsten der Uí Liatháin«, erwiderte der Mann grinsend. »Wenn ich jemandes Unmut auf mich ziehe, dann nur den seinen, falls ich seine Befehle nicht befolge.«
    Er beachtete sie nicht weiter, drehte sich um und winkte seinen Männern zu, die drei einzukreisen. Mit wachsender Besorgnis sah Eadulf, dass einer der Reiter ein Banner mit dem Kopf eines Graufuchses trug. Doch da bewegte sich ein anderer Reiter, der mit der braunen Kutte eines frommen Bruders bekleidet war, auf sie zu.
    »Ist das Fidelma? Fidelma von Cashel?« Er erkannte sie ganz offensichtlich, denn er rief dem Anführer der Krieger zu: »Sie ist tatsächlich Fidelma von Cashel, Schwester von Colgú, dem König.« Und zu ihr gewandt: »Was führt dich hierher? Erkennst du mich?«
    Angestrengt versuchte Fidelma in seinem Gesicht zu lesen. »Irgendwie kommst du mir bekannt vor …«
    »Denk mal an Ard Mór, du wolltest dich auf eine Pilgerreise begeben und wartetest darauf, an Bord der
Ringelgans
zu gehen.«
    Ihre Züge hellten sich auf.
    »Du warst der Bibliothekar der Abtei, Bruder … Bruder …?«
    »Bruder Temnen«, half er ihr rasch.
    »Das ist schon etliche Jahre her«, meinte sie.
    »Mir ist der Sommer, in dem du den Mord an der armen Schwester Aróc aufgeklärt hast, noch gut in Erinnerung«, sagte Bruder Temnen.
    »Das hier ist Eadulf von Seaxmund’s Ham«, stellte Fidelma vor. »Und das ist Gormán, ein Krieger der Leibgarde meines Bruders.«
    »Von Eadulf habe ich schon gehört«, bekannte der Bibliothekar. Er drehte sich zum Anführer der Krieger. »Das hier sind nicht unsere Feinde, mein Freund. Es sind keine Fir Maige Féne.«
    Die Männer schienen unschlüssig.
    »Bruder Temnen spricht die Wahrheit«, sagte Fidelma. »Ich bin Fidelma von Cashel.«
    Der Krieger presste die Lippen zusammen und entgegnete schließlich: »Mein Herr und Gebieter Uallachán dürfte in einer Stunde hier sein. Es liegt bei ihm, zu entscheiden, was geschehen soll.«
    »Uallachán ist auf dem Weg hierher?«, fragte Fidelma überrascht.
    »Wir sind nur die Vorhut. Wir sollen die Furt sichern, falls Cumscrad und seine verlogene Meute uns angreifen. Wir sitzen am besten alle ab und warten im Burghof.«
    Gormán schaute Fidelma fragend an, aber sie zuckte nur mit den Schultern und fügte sich in das Unabänderliche. Also saßen sie alle ab, und man führte die Pferde in die verlassene Burg. Etliche der Krieger verteilten sich an strategischen Punkten, während andere die Ankömmlinge bewachten, unter ihnen auch der Befehlshaber, der missvergnügt in ihrer Nähe stehen blieb. Bruder Temnen, Fidelma und ihre Gefährten ließen sich im Gras nieder.
    »Ich hätte gern gewusst, was dich hierher ins Land der Fir Maige Féne getrieben hat«, nahm Fidelma das Gespräch auf.
    Bruder Temnen

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