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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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damals?«
    »Nein, keiner von unserer Abtei.«
    »Einer aus Fear Maighe?«
    »Ein Arzt war es«, lautete die Antwort. »Er wollte bei uns verschiedene Kräuter abholen, die Handelsschiffe mitgebracht hatten.«
    Die Abtei von Ard Mór lag an der Südküste, just an der Stelle, wo der Große Fluss ins Meer mündete und wo die Schiffe der Kaufleute an- und ablegten, ihre Waren nach Britannien schafften, an die Küste Galliens und selbst bis in den Süden nach Iberien.
    »Ein Arzt?«, fragte Fidelma hellwach.
    »Der Arzt von Lios Mór.«
    »Sprichst du von Bruder Seachlann?«
    »Seachlann, ja, so hieß er. Er kam vor ein paar Tagen zu uns in die Abtei und fragte nach Kräutern, die gerade aus Gallien eingetroffen waren. Er überbrachte uns die Nachricht, dass die Abschriften fertig seien und ein Frachtkahn sie zur Abtei bringen würde. So wussten wir, dass wir die dreißig
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parat haben mussten, um sie dem Kahnführer zu geben. Aber der Frachtkahn kam nie an. Dann erfuhren wir, dass angeblich die Uí Liatháin die Bücher geraubt hätten.«
    »Wie konnte Bruder Seachlann wissen, dass die Abschriften in Fear Maighe fertig waren?«
    Der Bibliothekar zuckte mit den Achseln.
    »Danach hat keiner gefragt. Weshalb sollten wir auch. Wir waren lediglich über die frohe Botschaft erfreut.«
    Ein Ruf von einem der Wächter ertönte, und man hörte Pferdegetrappel. Rasch begab sich der Befehlshaber des Trupps zum Burgeingang, und schon war eine Reitergruppe zu sehen.
    Hässlich war der Anführer der Neuankömmlinge nicht, wiederum konnte man auch nicht behaupten, dass er eine gutaussehende Erscheinung war. Er war mittleren Alters, trug einen Bart und steckte in einer auf Hochglanz polierten schwarzen Rüstung mit Federschmuck am Helm. Die Art, wie er die Waffen trug, bewies, dass er kein Neuling in ihrer Handhabung war.
    Der Befehlshaber grüßte ergeben und hielt ihm beim Absteigen das Pferd.
    »Wen haben wir denn hier?«, donnerte der Hochmögende los. »Harmlose Reisende oder Schnüffler aus Fear Maighe?«
    Sie hatten sich alle erhoben, und Gormán trat herausfordernd einen Schritt vor. Fidelma versuchte ihn zurückzuhalten, doch er ließ sich nicht zügeln und verkündete mit fester Stimme: »Du hast Fidelma von Cashel vor dir, die Schwester deines Königs, Colgú, Sohn des Failbe Flann. Muss ich, Gormán von der Nasc Niadh, dich lehren, was sich gehört?«
    Mit zusammengekniffenen Augen nahm der so Angeherrschte Gormán ins Visier und sah dann den goldenen Reif um dessen Hals, der ihn als zu der Nasc Niadh gehörig auswies. Er wandte den Kopf zu Fidelma, und seine Gesichtszüge glätteten sich, da er sie erkannte.
    Mit strahlendem Lächeln ging er auf sie zu, konnte es aber nicht unterlassen, Gormán in die Schranken zu weisen. »Schön ruhig, junger Schreihals! Du wirst mich überhauptnichts lehren!« Dann streckte er Fidelma die Hände entgegen. »Tatsächlich! Fidelma von Cashel. War ich doch auf deiner Hochzeitsfeier vergangenes Jahr!« Er blickte zu Eadulf. »Auf deiner Hochzeit mit Eadulf von Seaxmund’s Ham, dem Angelsachsen, über dessen Ruhm man selbst in diesem kleinen Zipfel der Welt spricht.«
    Fidelma ließ seine bärenstarke Umarmung über sich ergehen, und auch Eadulf wurde fast erdrückt. Die Herzlichkeit des Stammesfürsten schlug im Nu um, denn schon brüllte er seine Leute an: »Warum behandelt ihr sie wie Gefangene?«
    Beschämt senkte der Befehlshaber den Kopf.
    »Ich dachte …«
    »Was Gescheites hat dein Denken nicht gebracht«, schnitt ihm sein Gebieter das Wort ab und wandte sich erneut Fidelma zu. »Verzeih, Lady.«
    Sie erwiderte sein Lächeln nicht, sah ihm eher ungerührt ins Gesicht.
    »Weshalb reitest du in kriegerischer Aufmachung und Begleitung, Uallachán von den Uí Liatháin, wenn doch im Königreich meines Bruders Friede herrscht? Es heißt, du willst gegen Fear Maighe vorgehen?«
    Der riesige Mann hob eine Schulter und ließ sie wieder fallen.
    »Ja, wir haben mit Cumscrad eine Rechnung zu begleichen. Es gilt, ihn für seine Lügen zu bestrafen.«
    »Willst du behaupten, ihr hättet das nicht schon getan?«, entgegnete Fidelma. Uallachán blickte sie fragend an. »Wir kommen gerade aus Fear Maighe«, fuhr Fidelma fort, »wo ich gesehen habe, wie man mit Schwert und Feuer über die Bibliothek hergefallen ist; sie liegt in Schutt und Asche, kostbare Werke sind unwiederbringlich verloren. Dubhagan,der Bibliothekar, ist tot, es gibt viele Verletzte. Die Angreifer ritten unter dem Banner

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