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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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machte ein ernstes Gesicht, er wirkte etwas hilflos. »Mir wäre lieber, wir wären uns unter angenehmeren Umständen begegnet.«
    »Was macht unsere Begegnung hier so unangenehm?«, forschte Fidelma.
    »Man hat mich gebeten, Uallacháns Kriegszug zu begleiten.«
    »Kriegszug?«
    »Er plant einen Überfall auf Fear Maighe, als Racheakt.«
    » Plant
einen Überfall? Er hat Fear Maighe doch gestern erst überfallen!«
    Bruder Temnen sah sie erstaunt an.
    »Wie meinst du das? Das verstehe ich nicht.«
    »Wir kommen gerade aus Fear Maighe. Als wir gestern dort eintrafen, hatten Krieger, die das gleiche Banner wie die da mitführten« – sie zeigte auf den Mann, der das Banner mit dem Graufuchs des Clans trug –, »die Bibliothek überfallen und niedergebrannt. Den Bibliothekar haben sie ermordet. Unzählige kostbare Manuskripte sind vernichtet.«
    »Alles Lügen, die unsere Feinde, die Fir Maige Féne, verbreiten«, schnauzte der Befehlshaber der Krieger.
    »Dann sind auch wir Lügner«, erwiderte Fidelma scharf. »Denn wir waren dort und haben es mit eigenen Augen gesehen.«
    »Es waren keine Leute von uns, keine Krieger der Uí Liatháin. Uallachán reitet eine Stunde hinter uns, er kann es unmöglich gewesen sein.«
    »Das stimmt, Fidelma«, sagte auch Bruder Temnen. »Er spricht die Wahrheit. Ich bin die ganze Zeit bei den Uí Liahtáin gewesen, sie haben niemanden überfallen.«
    »Habt ihr unter euren Kriegern einen
bánáí
– einen schmächtigen Mann mit schneeweißem Haar und ebenso heller Haut …?«
    »Bei uns gibt es so einen nicht«, lautete die prompte Antwort. Doch gleich darauf zog der Befehlshaber die Stirn in Falten. Offenbar wusste er mit der Beschreibung etwas anzufangen.
    »Aber du hörst von so einem Krieger nicht das erste Mal?«, drängte Fidelma.
    »Vor etlichen Wochen habe ich so einen Mann einen Kriegertrupp anführen sehen«, gestand er. »Das war aber nicht auf dem Gebiet der Uí Liatháin, sondern in der Bucht bei Ard Mór, wo der Trupp vom Schiff ging.«
    »Vom Schiff ging?«, wiederholte Fidelma nachdenklich.
    »Dass man einen
bánaí
als Krieger angeheuert hatte, wunderte mich auch. Um den Hals trug er einen goldenen Reif, aber nicht so einen, wie ihn unsere Krieger tragen. Wie den zum Beispiel …« Er deutete auf Gormán.
    »Mehr weißt du darüber wohl nicht, oder?«
    Er zuckte gleichmütig mit den Achseln.
    »Was gibt es da schon noch zu berichten? Mit ihm zusammen ging ein Dutzend Männer an Land. Alles Krieger. Das Schiff war aus Britannien gekommen, wie es hieß. Aus irgend so einem fremdländischen Königreich – ach ja, Kernow hieß es.«
    »Und was geschah mit den Männern?«, fragte Fidelma.
    »Sie kauften von den Händlern vor Ort Pferde und ritten gen Norden davon. Sie hatten Waffen bei sich. Ich vermute mal, es waren
dilmainech

    »Söldner?«
    »Genau.«
    »Aus welchem Anlass warst du in Ard Mór?«
    »Der eine oder andere von uns reitet immer wieder mal dorthin, um zu sehen, was für fremdländische Schiffe einlaufen und was es an Waren zu kaufen gibt.«
    Fidelma sah erst dem Krieger, dann auch dem Mönch prüfend ins Gesicht und hatte den Eindruck, dass weder der eine noch der andere sie hinters Licht zu führen versuchte.
    »Darf ich erfahren, wie und warum ihr hierhergekommen seid?«
    »Um Cumscrad und seinen verlogenen Kumpanen eine Lehre zu erteilen«, hieß es scharf und deutlich.
    »Ich will es dir erklären.« Bruder Temnen schlug einen verbindlicheren Ton an. »Unser Abt, Abt Rian von Ard Mór, der ja ein Verwandter von dir ist und an dessen Rechtschaffenheitdu gewiss nicht zweifelst, hatte bei Dubhagan, dem Bibliothekar in Fear Maighe, eine Arbeit in Auftrag gegeben. Wie du weißt, verfügt die Bibliothek über viele Werke, die nirgendwo anders in den großen Bibliotheken der fünf Königreiche zu finden sind.«
    »Und was für ein Auftrag war das?«
    »Die Abschrift von zwei Texten; einmal die Gedichte des berühmten Barden Dallán Forgaill und zum anderen ein Werk von einem Mann namens Celsus, einem Gelehrten aus einem fremden Land.«
    »Wieso wollte eure Abtei ein Werk haben, das den Glauben angreift, und war bereit, dafür teuer zu zahlen?«, erkundigte sich Eadulf. »Es erscheint mir merkwürdig, ausgerechnet die Abschrift eines solchen Werkes zu bestellen.«
    Der Mönch nickte bedächtig. »Du kennst die Schrift also? Einer unserer Gelehrten hatte eine kritische Auseinandersetzung von Origenes mit Celsus gelesen und glaubte, es gäbe noch mehr dazu

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