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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Warnung streckte ein Pfeil unseren Steuermann nieder. Dann tauchten Krieger hinter den Bäumen und Büschen auf und fielen über uns her. Einer von uns verletzte einen der Angreifer mit seinem Messer am Arm, aber wir waren auf einem Handelsschiff und hatten keine Waffen bei uns. Warum auch? Wir mussten uns ergeben. Den Steuermann hatte es ziemlich böse erwischt, es geht ihm aber schon wieder besser. Der andere, der einen der Angreifer verwundet hatte, wurde von den Kriegern jämmerlich zusammengeschlagen. Sie holten uns vom Kahn runter, fesselten uns, ließen uns am Ufer zurück und fuhren flussabwärts. Das war alles.«
    »Woher willst du wissen, dass es welche von den Uí Liatháin waren?«, fragte Eadulf.
    Der Mann lachte bitter. »Man hört es dir an, du bist nicht von hier. Also gut, Fremdling, erstens musst du wissen, dass jeder Clan sein Symbol hat, sein Totem. Das Banner der Uí Liatháin zeigt den Kopf eines Graufuchses auf weißem Grund, und einer der Angreifer trug ein solches Banner.«
    Eadulf nickte langsam. »Und was weiter?«
    Der Kahnführer sah ihn fragend an. »Wie, was weiter?«
    »Du hast von ›erstens‹ gesprochen und das mit dem Banner erklärt. Es muss also noch ein ›zweitens‹ geben.«
    »Stimmt. Als sie loszogen, sagte einer laut: ›Uallachán wird sich freuen.‹ Uallachán ist …«
    »Wir wissen, wer Uallachán ist«, schnitt ihm Fidelma das Wort ab. »Kannst du etwas Näheres zu dem Aussehen des einen oder anderen der Banditen sagen? Gab es irgendein auffälliges Merkmal?«
    Muirgíol sah sie verwundert an und schüttelte dann den Kopf. »Nichts, was mir aufgefallen wäre.«
    »War vielleicht ein
bánaí
unter ihnen, ein schmächtiger Mann mit weißem Haar und …«
    »Ich weiß sehr wohl, was ein
bánaí
ist. Einer von den Schurken soll heute Nachmittag erschossen worden sein, und das war so einer. Ob er auch unter denen war, die sich des Kahns bemächtigt haben, kann ich nicht beschwören. Ich kann nur sagen, es waren welche von den Uí Liatháin.«
    »Findest du es nicht merkwürdig, dass die Räuber es für nötig hielten, sich gewissermaßen auszuweisen?«
    »Eines Beweises, wer sie sind, hätte es nicht bedurft. Alles Schlechte hier kommt von den Uí Liatháin. Die haben schon immer ein Auge auf unsere fruchtbaren Felder und Wiesen geworfen. Und dass sie über den Bríd-Fluss setzen und inunser Gebiet eindringen, uns angreifen und ausrauben, geschieht nicht zum ersten Mal.«
    »Aber dass sie es so unverhohlen tun, ist merkwürdig. Sie wissen doch, dass sie mit solchen Übergriffen den Zorn meines Bruders und seiner Krieger auf sich ziehen.«
    »Kann ja sein, sie fürchten den König von Cashel nicht«, meinte Muirgíol verschlagen. »Schließlich sitzt der weit weg in einem schönen Palast.«
    Gormán holte tief Luft und hatte schon eine Hand am Schwert, doch Fidelma gebot ihm Einhalt und lächelte verhalten.
    »Es ist allgemein bekannt, dass die Eóghanacht von Cashel weder von den Uí Liatháin noch von den Fir Maige Féne sehr gemocht werden. Trotzdem ist Colgú der König, und beide Stämme sind ihm gegenüber für ihr Tun und Lassen verantwortlich. Wenn die Uí Liatháin Aufruhr stiften, werden sie die Folgen zu spüren bekommen … Das gilt ohne Ausnahme für alle Clans von Muman, die sich nicht an das Gesetz halten.«
    Muirgíol spürte die Entschiedenheit in ihrer Stimme und sah sie beeindruckt an. Alle schwiegen, bis Cumscrad die Stille unterbrach und einen näher kommenden Mann zu ihnen heranrief.
    »Das ist Eolann, er hat den Kahn gefunden«, erklärte er.
    Eolann war beinahe das Ebenbild von Muirgíol. Auch die Geschichte, die er vorzubringen hatte, war ähnlich einfach.
    »Ich kam aus Ard Mór, hatte einen frommen Bruder hingebracht. Er stammte aus Gúagan Barra, einer kleinen Abtei westlich von hier. Mein Boot ist nicht groß, ich kann es allein lenken. Nicht weit von der Stelle, wo der Bríd in den Großen Fluss mündet, kam mir Muirgíols Kahn entgegen. Ich wollte ihm schon einen Gruß zurufen, da fiel mir auf,dass lauter fremde Menschen darauf saßen. Keine Spur von Muirgíol, und auch sonst konnte ich keinen Fir Maige Féne darauf entdecken. Also hob ich nur kurz den Arm zum Gruß, wie man es eben macht, wenn man an einander vorbeifährt.« Er legte eine Pause ein, ehe er weitersprach. »Ich kenne Murgíol gut, er hatte mir erzählt, er würde bei seiner nächsten Fahrt Bücher nach Ard Mór schaffen. Auch wusste ich, dass man in Ard Mór seinen Kahn

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