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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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erkundigte sich Bruder Seachlann.
    Fidelma schaute zu Eadulf, der nickte.
    »Dagegen ist nichts einzuwenden«, erwiderte sie. »Wie ich hörte, hat Gúasach, Glassáns Pflegesohn, den Toten gefunden. Ich werde mich mit ihm unterhalten müssen.«
    »Bruder Donnán hat sich seiner angenommen und betreut ihn im
scriptorium
«, erklärte Abt Iarnla.
    Saor half Bruder Seachlann, die Leiche hochzuheben und zum Hospital zu tragen. Bruder Lugna stand immer noch ungerührt da und sah zu, wie die beiden Männer sich zu schaffen machten. Dann murmelte er dem Abt ein paar entschuldigende Worte zu und eilte ihnen hinterher.
    Abt Iarnla wirkte hilflos und unentschieden. Schließlich fragte er in fast wehleidigem Ton, ob er sich in irgendeiner Form nützlich machen könnte.
    »Erzähl einfach, was du weißt«, forderte ihn Fidelma auf.
    »Gúasach ist auf die Baustelle gekommen, um sein Tagewerk zu beginnen. Da hat er seinen Pflegevater hier tot vorgefunden.«
    »Was geschah dann?«
    »Keine Ahnung, Fidelma. Ich war in meinen Räumen, Bruder Lugna kam und benachrichtigte mich.«
    »Wie hat Bruder Lugna davon erfahren?«
    »Nach dem, was ich gehört habe, holte der Junge Bruder Seachlann, und ein anderer Bruder, der gerade vorüberkam, setzte Bruder Lugna in Kenntnis. Sicher hat sich das schreckliche Ereignis unter den Brüdern bereits herumgesprochen. Als ich mit Bruder Lugna hier eintraf, fanden wir den Arzt und Saor bei der Leiche. Den Jungen hatte man bereits fortgebracht. Der Arzt hatte unseren
scriptor
gebeten, sich um ihn zu kümmern. Und während wir berieten, wohin der Tote nun zu schaffen sei, sahen wir euch in die Abtei zurückkehren; Bruder Lugna lief sofort los, um euch zu informieren.«
    Fidelma schaute ihn nachdenklich an. »Danke, Abt Iarnla. Ich glaube, du solltest jetzt dafür Sorge tragen, dass unter den Brüdern nicht zu große Unruhe entsteht. Ein zweiterTod in der Abtei dürfte die Gemüter erregen. Geh also deinen Aufgaben nach wie immer.«
    Er konnte sich nicht sogleich entschließen, ihrem Rat zu folgen.
    »Es ist schon richtig, was du da sagst. Der Unfall hier und der Tod von Bruder Donnchad haben doch aber nichts miteinander zu tun, oder?«
    Sie lächelte gütig, als wollte sie ein Kind beschwichtigen. »Was für einen Zusammenhang sollte es denn da geben?« Sie ließ die Frage in der Schwebe.
    Abt Iarnla nahm die Antwort als ein glattes »Nein«, nickte erleichtert und eilte davon.
    Gespannt wandte sich Fidelma Eadulf zu. »Und?«
    »Er wurde ermordet«, sagte er ohne Umschweife.
    »Woraus schließt du das?«
    Er öffnete eine Faust. Auf der Handfläche lagen ein paar blutgetränkte kleine Holzsplitter.
    »Offensichtlich ist keinem aufgefallen, wie ich die hier aus der Wunde im Hinterkopf holte. Den Splittern nach zu urteilen, müsste es Schwarzdorn sein, und das ist verdammt hartes Holz.«
    Eingehend betrachtete sie den Fund. »Großartig, Eadulf«, murmelte sie anerkennend. »Was schließt du daraus?«
    »Wenn du mich fragst, ist ihm jemand hinterhergeschlichen und hat ihm von hinten eins mit einem Knüppel versetzt. Und zwar schon vor einer ganzen Weile.«
    Fidelma wusste, dass sich Eadulf in solchen Situationen nicht von Mutmaßungen leiten ließ.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Der Körper war bereits kalt und steif.«
    »Dann muss Glassán schon im Dunkeln hierhergekommen sein.«
    »Mit Sicherheit vor Tagesanbruch, ja.«
    Beim Reden hatte Eadulf mit den Augen das unmittelbare Umfeld abgetastet. Seinem Gesicht war die Konzentration anzumerken, doch sein unterdrücktes Gemurmel deutete darauf hin, das er nicht das fand, wonach er suchte.
    »Vermisst du etwas?«, fragte Fidelma geduldig.
    »Das hier!«, erwiderte er triumphierend.
    Ihr Blick folgte seinem ausgestreckten Finger, und dann sah sie eine halb abgebrannte Kerze und einen verbeulten Kerzenhalter. Eadulf hob beides auf und überprüfte die Position, in der der Tote gelegen hatte, nämlich mit den Beinen zur Fundstelle der beiden Indizien.
    »Wahrscheinlich kam er schon nach Einbruch der Dunkelheit her. Ergibt sich die Frage: Weshalb? Ich denke mal, er wollte jemanden treffen. Derjenige, der ihn erwartete, konnte ihn nicht auf die gleiche Weise wie mich aus der Welt zu schaffen versuchen, das würde auffallen. Auch wird Glassán auf der Hut gewesen sein; es hat schon zu viele sogenannte Unfälle gegeben. So schlug man ihm lieber von hinten auf den Kopf, und das mit solcher Wucht, dass der Schwarzdornknüppel dabei splitterte. Verwunderlich nur,

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