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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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des Graufuchses. Einer von ihnen wurde getötet, es war ein
bánaí
. Was für eine Rechnung willst du da noch begleichen, Uallachán?«
    Maßloses Erstaunen zeichnete sich auf dessen Gesicht ab. Uallachán verstand nicht zu schauspielern, sein Erschrecken beim Vernehmen der ungeheuerlichen Nachricht war echt.
    »Von meinen Leuten hat niemand dort seine Hand im Spiel gehabt, und unter meinen Kriegern gab und gibt es keinen
bánaí

    »Dann müssen wir herausfinden, wer es getan hat. Dieselben Leute unter demselben Banner haben auch den Frachtkahn von Murgíol überfallen und die wertvollen Handschriften entwendet. Bei den Fir Maige Féne ist genug Blut geflossen.«
    »Aber nicht durch unsere Hand«, erwiderte Uallachán. »Setzen wir uns irgendwo, und du schilderst mir im Einzelnen, was geschehen ist.«
    Sie taten es, und Fidelma führte alle Anschuldigungen auf, die gegen die Uí Liatháin vorgebracht worden waren und wie sie sich ihr dargestellt hatten. Uallachán hörte geduldig zu und unterbrach sie kein einziges Mal. Als sie fertig war, schüttelte er langsam den Kopf.
    »So wahr Christus mein Zeuge ist, Lady, ich weiß nichts von alledem. Was sollte ich mit solchen Büchern anfangen und warum sie vernichten wollen? Wie kann ich Cumscrad Wiedergutmachung zahlen für Dinge, die ich nicht getan habe? Kannst du ihn nicht dazu bewegen, dein und deines Bruders Urteil abzuwarten und sich dem zu beugen?«
    »Ich kann nur hoffen, dass ihr euch beide solch einem Urteil fügt«, erwiderte Fidelma. Sie seufzte und fragte unvermittelt: »Weißt du eigentlich von einem Vetter von dir,einem gewissen Gáeth, der gegenwärtig Mitglied der Bruderschaft in Lios Mór ist?«
    Uallachán blickte überrascht auf.
    »Gáeth? Der Sohn von Selbach von Dún Guairne?«
    »Eben der.«
    »Sein Vater war mein Vetter, er wurde des Mordes an einem Verwandten für schuldig befunden, meinem Onkel, der vor mir Stammesfürst war. Das Urteil war sehr hart; er sollte in einem Boot auf dem Meer ausgesetzt und seinem Schicksal überlassen werden. In der Nacht vor der Vollstreckung des Urteils floh er, und mit ihm seine Frau und Gáeth, der damals noch ein Kind war. Weshalb fragst du? Was hat das mit all dem zu tun?«
    »Vielleicht gar nichts. Aber trotzdem interessiert es mich. Vom Gesetz her müssen Frau und Kind nicht das Schicksal des Mannes teilen. Sie müssen keine
daer-fudir
werden.«
    »Das ist richtig, doch Selbachs Frau wollte es so. Sie war ihrem Mann treu ergeben. Wenn aber Gáeth inzwischen zur Gemeinschaft in Lios Mór gehört, hat er sich ja aus dieser Knechtschaft befreien können.«
    Fidelma sah ihn verwundert an.
    »Du hast also nicht darauf bestanden, er solle auch als Mitglied der Bruderschaft weiterhin als
daer-fudir
gelten und zur Arbeit auf dem Feld verurteilt sein?«
    Uallachán lachte kurz auf.
    »Warum sollte ich so etwas tun? Ich fand schon damals, die Bestrafung seines Vaters war hart genug. Alles andere wäre doch bloße Rache.«
    »Du hast nicht vom Abt verlangt, Gáeth hätte auch als Angehöriger der Abtei Landarbeiter zu bleiben?«
    »Heißt es nicht im Gesetz, jeder Tote nimmt alle Schuld und Buße mit sich?«
    Fidelma nickte ihm lächelnd zu. »Danke, Uallachán. Aber zurück zu dem Problem zwischen dir und Cumscrad. Hier meine Bedingung, und Gormán schicke ich zu Cumscrad, um ihm die gleiche Bedingung zu stellen. Du, Bruder Temnen und ein nach deinem Belieben ausgewählter Krieger gehen zur
bruden
, zur Herberge am Rian Bó Phádraig, dort, wo die Furt über den Abh Beag ist, den kleinen Fluss, südlich von Lios Mór. Weißt du, welche Herberge ich meine?«
    »Ja.«
    »Du wirst dort warten, bis ich dir Nachricht sende, du möchtest nach Lios Mór kommen. Das wird geschehen, sobald ich so weit bin, mein Urteil zu verkünden.«
    »Wird Cumscrad auch dort sein? Wie kann ich mich dort aufhalten, wo auch er ist?«, äußerte Uallachán seine Bedenken.
    »Cumscrad wird an einem anderen Ort auf eine ähnliche Botschaft von mir warten. Du erfährst nicht, wo er ist, und er nicht, wo du bist. Das geschieht zu eurem gegenseitigen Schutz. Ich werde euch beiden zur gleichen Zeit Boten schicken mit der Aufforderung, zur Abtei zu kommen, und das aus freien Stücken, ohne jedes Vorurteil und ohne Begleitung von Kriegern bis auf einen Leibwächter. Bin ich verstanden worden?«
    »Die Bedingungen habe ich verstanden, Lady, aber nicht ihren Sinn und Zweck.«
    »Es kann durchaus sein, dass du einige Tage auf meine Nachricht warten

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