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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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entgegen, um euch auf einem anderen Weg in die Abtei zu führen.«
    »Dann gibt es also auch für den Mörder noch andere Möglichkeiten, in die Abtei zu gelangen?«, fragte Eadulf.
    »Ich zeig’s euch«, entgegnete Gormán und ging mit ihnen an der Ostseite der Mauern entlang. Trotz der Dunkelheit erkannte Fidelma, dass es sich um das neuerrichtete Steingebäude handelte, in dem die Kammern von Bruder Donnchad und dem Ehrwürdigen Bróen lagen und wo, wie sie sich erinnerte, eine kleine Lücke in der Mauer war, durch die sie geschlüpft waren.
    »Hattest du damit gerechnet, dass der Mörder zu dem Begängnis kommen würde?«, fragte Eadulf, als sie sich durch den Spalt zwängten.
    »Ich ging davon aus, dass der Mörder keine Ruhe finden und dort erscheinen würde«, gab sie zu.
    »Dann weißt du also, wer er ist, oder hast zumindesteinen bestimmten Verdacht. Wäre es nicht recht und billig, dein Wissen mit mir zu teilen?«
    »Mir fehlt immer noch das letzte Verbindungsglied, um das Mosaik zusammenzusetzen. Ich komme einfach nicht weiter. Ich habe meine Vermutungen, aber Vermutungen sind kein Beweis.«
    »Wie sehen also unsere nächsten Schritte aus?«
    »Ich muss noch einmal mit Lady Eithne sprechen. Halte die Pferde für morgen früh bereit, Gormán. Wir reiten nach dem Frühstück zu ihrer Burg.«

KAPITEL 19
    Unter den Schäfchenwolken, die sich am blauen Himmel türmten, beeindruckten in großer Höhe Schwalben mit ihren Flugkünsten. Fidelma erkannte sie an ihrer markanten Gestalt, den spitz zulaufenden Schwingen und tief gegabelten Schwänzen. Alles deutete darauf hin, dass das Wetter trocken und sonnig bleiben würde. Und was die Schwalben betraf, so würden sie sich erst in vier Wochen in Schwärmen sammeln, um ihre Reise nach Süden anzutreten.
    Hoch zu Ross verließen sie die Abtei, Gormán voran. Bei angenehmer Wärme bereitete das Reiten Vergnügen. Zwar sahen sie auf der kurzen Strecke bis zu Lady Eithnes Burg immer wieder Wächter, blieben aber unbehelligt. Selbst vor den Toren von An Dún mussten sie nicht lange warten, bis sie sich ihnen öffneten. Allerdings wurde auch diesmal nur Fidelma und Eadulf Einlass in die große Halle gewährt, Gormán musste draußen bleiben.
    Lady Eithne erwartete sie vor ihrem Stuhl stehend und begrüßte sie mit den Worten: »Es hieß, du hättest die Abtei verlassen, Lady.«
    »Da hat man dich falsch unterrichtet«, entgegnete Fidelma erstaunt.
    »Aber du bist doch mit Cumscrad von den Fir Maige Féne losgeritten, um einer von ihm vorgebrachten lachhaftenBeschwerde nachzugehen, und hast die Untersuchung zum Mord an meinem Sohn fallenlassen«, stellte Lady Eithne entrüstet fest.
    »Solange es um einen Todesfall geht, kann man eine Beschwerde nicht lachhaft heißen, Lady. Doch da wir vom Tod sprechen – es hat mich verwundert, dich vergangene Nacht nicht in der Abtei zu sehen.«
    Lady Eithne schaute sie fragend an. »Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Ich meine das Begängnis von Baumeister Glassán.«
    Sie reagierte gereizt. »Glassán? Der Baumeister der Abtei? Weshalb sollte ich der Bestattung eines Handwerkers beiwohnen?«
    »Ich dachte, Glassán sei der Schöpfer der Neugestaltung der Abtei, die zum Gedenken an deinen Sohn vorgenommen wird?«
    »Er und der Schöpfer? Nein, er ist nichts weiter als ein Handwerker und deshalb geht er mich nichts an. Der wahre Schöpfer ist Bruder Lugna.« Die blauen Augen blitzten kalt und stechend.
    Fidelma war fassungslos.
    »Dich berührt es also nicht, dass derjenige, der ein bedeutendes Vorhaben verwirklicht, das du großzügig unterstützt, bei der Arbeit ums Leben gekommen ist?«
    »Die Neugestaltung der Abtei und die damit verbundenen Arbeiten liegen in den Händen von Bruder Lugna – ich habe es schon einmal gesagt«, erklärte sie kühl. »Mit den Arbeitern, die er dafür einstellt, habe ich nicht das Geringste zu tun.«
    »Ist dir bekannt, dass es bereits mehrere Unfälle auf der Baustelle gegeben hat? Eadulf zum Beispiel wurde von einem mächtigen Steinbrocken fast erschlagen.«
    »Ich weiß, dass es zu Unfällen kommen kann«, erwiderte Lady Eithne teilnahmslos. »Doch du bist gewiss nicht hier, weil du wissen willst, weshalb ich der Beerdigung dieses Handwerkers ferngeblieben bin?«
    »Wir wollten noch ein paar Dinge klären, die meines Erachtens nicht unabhängig voneinander zu betrachten sind. Du hattest neulich gesagt, die Neugestaltung der Abtei geschähe zum Gedenken an deinen Sohn

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