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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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überhaupt ein Gefühl für ihn hegen? Er ist doch nichts weiter als ein Landarbeiter. Für so unbedeutende Menschen steht ein Mögen oder Nicht-Mögen gar nicht zur Debatte.«
    »Gáeth wuchs doch aber zusammen mit deinen Söhnen auf«, warf Eadulf ein, »und dein Sohn Donnchad betrachtete ihn als seinen Freund.«
    »Wenn es in meinen Stallungen einen alten Arbeitsgaul gibt, der zusammen mit meinen Söhnen aufwuchs, erwartet doch wohl auch niemand von mir, dass ich deshalb den Gaulmag? Es ist und bleibt ein Gaul«, erklärte die Gebietsherrin in schneidendem Ton.
    Fidelma erhob sich. »Wir haben dich lange genug bemüht, Lady Eithne. Vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast, und für deine Gastfreundschaft.«
    Lady Eithne winkte einen der Bediensteten heran, der in Erwartung ihrer Wünsche unauffällig im Hintergrund gestanden hatte.
    »Mein Verwalter wird euch hinausgeleiten. Ich kann nur hoffen, du findest den Täter. Wenn du nach Cashel zurückkehrst, entbiete deinem Bruder, dem König, meine Grüße und berichte ihm von dem großen Werk, das hier in Lios Mór getan wird.«
    »Bei meiner Rückkehr nach Cashel hoffe ich die Lösung der mysteriösen Geschichte hier darlegen zu können«, entgegnete Fidelma ernst und verabschiedete sich.
     
    Unter dem Vorwand, an einem kleinen Bach die Pferde zu tränken, legte Fidelma auf dem Weg zur Abtei einen Halt ein. Während Gormán die Tiere zum Wasser führte, ließ sie sich auf einem Findling nieder. Man sah ihr an, wie die Gedanken in ihrem Kopf kreisten. Eadulf spürte, was sie beschäftigte.
    »Lady Eithne ist eine Frau von eisiger Kälte«, sagte er.
    »So viel steht fest, Abt Iarnla mag sie nicht«, ergänzte Fidelma, »von Bruder Lugna aber schwärmt sie geradezu.«
    »Dass sie den Abt nicht mag, scheint mir untertrieben. Im Grunde genommen hat sie ihn doch sogar beschuldigt, der Mörder zu sein, weil er auf das junge Talent eifersüchtig wäre.«
    »Völlig abwegig ist das nicht«, meinte Fidelma und seufzte. »Mir sind derartige Dinge schon vorgekommen. Um ehrlichzu sein, der Gedanke kam mir sogar neulich Nacht, als Abt Iarnla mich aufsuchte und bekannte, wie macht- und hilflos er sei.« Sie hatte Eadulf von dem nächtlichen Besuch erzählt.
    »Abt Iarnla hat dir aber auch gesagt, dass Donnchads Ermordung seine gute Seite gehabt hätte, weil er auf diese Weise die Möglichkeit hatte, nach uns zu schicken und uns über seine Probleme mit Bruder Lugna und Lady Eithne ins Vertrauen zu ziehen. Glaubst du im Ernst, er sorgte selbst für einen Grund, um dich holen zu können?«
    »Jedenfalls habe ich an eine solche Möglichkeit gedacht.«
    »Da wir nun wissen, dass man anstrebt, Iarnla durch Bruder Lugna als Abt zu ersetzen, kann man sich schon vorstellen, dass er von Lady Eithne und ihrem Sohn nicht sehr erbaut ist.«
    Fidelma kommentierte seine Bemerkung nicht weiter und erklärte stattdessen: »Ich glaube, ich habe jetzt alles zusammen, wenn da nicht noch eine Sache wäre, die mich beschäftigt. Ein Mosaiksteinchen will nicht so recht passen.«
    »Du weißt also, wer Bruder Donnchad und Glassán getötet hat?«
    »Wir sprechen darüber, wenn wir wieder in der Abtei sind. Es ist das Tatmotiv, das mich zaudern lässt. Wenn ich das bestätigt fände, könnte ich …« Sie zuckte mit den Achseln und stand auf. »Lass mich weiter darüber nachdenken, ich erzähle dir dann, wie sich alles – wie ich glaube – abgespielt haben könnte. Dennoch, es bleibt eine Vermutung.«
    Sie stiegen wieder auf die Pferde und ritten schweigend weiter. Von Lady Eithnes Burg aus gesehen, führte der Weg zum Abteigelände Richtung Westen, vorbei an sorgsam gewässerten Getreide- und anderen von den Mönchen bearbeiteten Feldern. Sie hatten gerade die Kreuzung hinter sichgelassen, an der die Straße nach Süden in Richtung Ard Mór abzweigte.
    Eine Gestalt, die eine Anhöhe südlich von ihnen erklomm, erregte Fidelmas Aufmerksamkeit. Sie strebte einem Hügel zu, der die anderen ein wenig überragte. Der Mann hatte ihnen den Rücken zugewandt, sodass er die drei Reiter nicht bemerkte. Fidelma brachte ihr Pferd zum Stehen und sah genau hin. Jetzt hatte die Gestalt den Hügel erreicht und verschwand dahinter.
    »Habt ihr erkennen können, wer das war?«, fragte sie die anderen.
    »Ein Mönch«, erwiderte Gormán.
    »Bruder Gáeth«. Eadulfs Antwort war präziser. »Er bewegt sich jenseits der Äcker der Abtei. Ich dachte, es ist
daer-fudir
verboten, die Ländereien der Gemeinschaft

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