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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Zeit befanden sich nur zwei Christen auf der Insel. Sie zogen ihn aus dem Wasser, und er erkannte dank ihrer Hilfe, dass das Schicksal ihn für ein nützlicheres Dasein auserwählt hatte. Er zog mit ihnen über die Insel, predigte den Glauben und gründete eine Abtei, die jetzt seinen Namen trägt – der heilige Maccaldus – denn so lautet die lateinische Form seines Namens. Er beschloss sein Leben als erster Abt und Bischof auf der Insel. Ist das nicht eine sinnvollere Bereicherung unseres Daseins, als wenn der tote und verwesende Körper der Vergessenheit anheimfällt?«
    Sie machte eine Pause, und Brehon Aillín nutzte die Gelegenheit, vorsichtig anzumerken: »Ich bin sicher, dass die hier Versammelten nicht an die Grundlagen des Gesetzeswerkes des Fénechus erinnert werden müssen, Fidelma.«
    Freundlich lächelnd erwiderte sie ihm: »Bei allem Respekt, ich fürchte, du wirst einige unter ihnen finden, die es nötig haben, daran erinnert zu werden. Wir glauben, dass wir mit dem uns überlieferten Gesetz mehr mit Christi Lehren gemein haben als jene, die das Bußsakrament aus Rom gutheißen. Doch darauf komme ich später zurück. Ich muss einfach etwas mehr auf die Gesetzgebung eingehen, ehe ich mich zu dem Hauptpunkt äußere. Aufmerksam machen möchte ich auf das
Cáin Sóerraith
, das Gesetz, das alle diebetrifft, die dem gewählten Herrscher ihres Clans verpflichtet sind.«
    Colgú hob überrascht den Kopf und blickte kurz zu Brehon Aillín, bevor er die Frage stellte: »Was hat das mit unseren Belangen hier zu tun?«
    »Das Gesetz besagt, wie manche vielleicht wissen, dass ein
sóerchéile
, ein freies Clanmitglied, die Pflicht hat, den Herrscher seines Clans zu unterstützen. Egal, welches Handwerk oder welchen Beruf er ausübt, sobald sein Clanführer seine Hilfe verlangt, hat er sie zu leisten, andernfalls drohen Geldstrafen. Wenn der Herrscher des Clans ihn auffordert, bei der Jagd auf Pferdediebe oder Wölfe mitzumachen oder die Gebiete des Clans zu verteidigen, muss der
sóerchéile
gehorchen und dem nachkommen. Selbst wenn es darum geht, Blutrache zu üben, ist er verpflichtet, seinem Herrn zur Hand zu sein. Das ist doch so, Saor, nicht wahr?«
    Der Gehilfe des Baumeisters zuckte erschrocken zusammen.
    »Stehst du zu dem Gesetz, Saor?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete er nach einigem Zögern.
    »Und selbstverständlich glaubtest du, im Sinne des Gesetzes zu handeln?«
    Saor war sichtlich verwirrt.
    »Willst du damit sagen, Saor hätte Glassán getötet?«, mischte sich Abt Iarnla besorgt ein. »Er hat doch für Glassán gearbeitet. Wenn man so will, war Glassán sein Herr.«
    »Ganz so war es nicht«, erwiderte Fidelma, ehe Brehon Aillín den Abt für sein Unterbrechen rügen konnte. »Er war nicht der Oberherr von Saors Clan. Saor aber war der
sóerchéile
, der von seinem Clanherrn aufgefordert wurde, Blutrache zu üben. Er hat ihm in der Tat geholfen, Glassán zuermorden, denn er fühlte sich an das Gesetz gebunden. Insofern trifft ihn nicht die volle Schuld an der Mordtat, was ihn bis zu einem gewissen Grad entlastet.«
    Brehon Aillín wollte etwas sagen, doch Fidelma hob die Hand. »Ich sollte besser auf meine Weise zur Wahrheit vordringen.« Der Brehon bedeutete ihr, fortzufahren.
    »Glassán war, wie ihr wisst, Baumeister. Was manche von euch aber nicht wissen dürften, war, dass er bis vor zehn Jahren Baumeister beim König von Laighin war. Vor zehn Jahren ging er daran, für einen der Verwandten des Königs im Süden des Königreichs eine Halle aus Stein zu errichten. Er war jedoch ein ehrgeiziger Mensch und nahm mehrere Aufträge gleichzeitig an. So überließ er den Hallenbau einem seiner Leute und kam damit nicht seiner Aufgabe und Pflicht dem König gegenüber nach, den Fortgang des Baugeschehens zu überwachen. Es wurden Fehler gemacht. Das Gebäude stürzte ein und begrub die Verwandten des Königs.«
    »Weshalb hat man ihn dann nicht vor den König und seinen Brehon gebracht, um sich für seine Handlungsweise zu verantworten?«, fragte Brehon Aillín.
    »Das ist sehr wohl geschehen«, entgegnete Fidelma in aller Ruhe. »Er erklärte, die Schuld träfe seinen Stellvertreter, seine rechte Hand, der die ganze Zeit auf dem Bau war, und nicht ihn. Natürlich entsprach das, rein technisch gesehen, der Wahrheit, und sein Stellvertreter musste den Ehrenpreis der Toten an die Familien der Opfer zahlen. Aber weil Glassán versucht hatte, die Schuld auf einen anderen zu schieben, entließen ihn

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