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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Frühstück verlangte Bruder Lugna den Schlüssel von mir. Ich habe ihm gesagt, ich hätte ihn verlegt.«
    »Vermutlich wollte er ihn mir geben, weil wir ja vorhatten, uns Bruder Donnchads Zelle genauer anzusehen.«
    »Vielleicht.« Bruder Giolla-na-Naomh kämpfte mit sich, fuhr dann aber fort: »Ich sage dir jetzt etwas, was unter uns bleiben muss, Fidelma von Cashel. Ich bin Abt Iarnla treu ergeben. Ein treuer Diener der Abtei und unseres Königreiches. Doch eins will ich dir nicht verschweigen, unser Verwalter hat mir nahegelegt, mit Auskünften dir gegenüber zurückhaltend zu sein. Ich habe seine Anweisung nicht befolgt, sondern dir gesagt, was ich zu sagen wusste. Ich rate dir, sei auf der Hut. Ich nehme an, die gleiche Warnung ist an jeden in der Abtei ergangen, den du zu befragen gedenkst.«
    Fidelma und Eadulf wechselten einen erstaunten Blick, dann wandte sich Fidelma wieder an den Schmied.
    »Ich werde mein Bestes tun, alles, was zwischen uns zur Sprache gekommen ist, für mich zu behalten. Nur wenn ich in meinen Nachforschungen so weit gediehen bin, dass ich erklären kann, von wem Bruder Donnchad ermordet wurde, werde ich vielleicht darauf zurückgreifen müssen. Einverstanden?«
    »Einverstanden. Das Einzige, was mir am Herzen liegt, ist das Wohlergehen der Abtei und ein friedliches Miteinander, auf dass ich meiner Arbeit ungestört nachgehen kann.«
    »Ich hoffe doch, wir halten dich nicht von deiner Arbeit an der Erneuerung des Klostergeländes ab«, entschuldigte sich Fidelma lächelnd und deutete auf die Bauarbeiten ringsum.
    Der kräftige Mann schüttelte den Kopf. »Glassán, der Baumeister, hat seine eigenen Leute«, grollte er. »Selbst einen eigenen Schmied, und eine Schmiede haben sie weiter draußen vor der Abtei. Mein Können gehört den Brüdern hier, für die Arbeit an den neuen Bauten werde ich nicht gebraucht.«
    »Wenn die neuen Gebäude erst mal alle stehen, habt ihr hier eine prächtige Klosteranlage«, sagte Eadulf. »Wann will man fertig sein?«
    »Das weiß ich nicht. Glassán und seine Mannschaft arbeiten hier seit etwa zwei Jahren. Wir denken, drei Jahre wird es noch dauern, bis alles fertig ist.«
    »Es muss ganz schön teuer sein, all diese Fachleute zu bezahlen«, bemerkte Fidelma harmlos.
    »Das fürchte ich auch. Aber darüber wissen nur der Abt und Bruder Lugna Bescheid.« Bruder Giolla-na-Naomh stand auf. »Verzeiht, ich muss zurück zur Schmiede.«
    Sie sahen ihm nach, und Eadulf setzte sich zu Fidelma auf die Bank. »Man gewinnt den Eindruck, der Verwalter ist nicht gewillt, uns in unserer Arbeit zu unterstützen. Seltsam. Warum möchte er verhindern, dass die Leute mit uns sprechen?«
    Fidelma hatte ein ähnlich ungutes Gefühl. »Es ist merkwürdig, ja.«
    »Vielleicht ist er der Mörder?«
    »Dann wäre er reichlich dumm, umherzugehen und zu versuchen, die Leute davon abzuhalten, mit uns zu reden. Das würde nur ihren Verdacht wecken und unseren auch, und letztendlich würde er uns in die Hände spielen. Fakt ist, das Verhalten des Arztes war auffällig, und was der Schmied gesagt hat, erklärt sein Auftreten. Der Arzt war bestrebt, die Mahnungen des Verwalters zu befolgen. Wir dürfen Bruder Lugna nicht aus den Augen lassen.«
    Eine Glocke ertönte weiter weg.
    »Was bedeutet das?«, fragte Eadulf und hob lauschend den Kopf.
    »Dem Stand der Sonne nach würde ich denken, die Glocke ruft die Brüder zum
eter-shod
, zum Mittagsmahl«, erwiderte Fidelma. »Es war ein aufschlussreicher, wenn auch ermüdender Vormittag. Ich für meine Person hätte nichts gegen eine Erfrischung.«

KAPITEL 7
    Gerade als sie die Mittagsmahlzeit beendet hatten und sich erhoben, kam Abt Iarnla an ihren Tisch. Die Klostergemeinde nahm drei Mahlzeiten am Tag ein. Bei Sonnenaufgang stand man auf, wusch sich Gesicht und Hände und beendete das nächtliche Fasten mit einer leichten Mahlzeit. Das
eter-shod
oder »Mittel-Mahl« wurde eingenommen, wenn die Sonne im Zenit stand. Glassán und sein Gehilfe Saor aßen ihr Mittelmahl auf der Baustelle mit ihren Handwerkern, wie Eadulf erleichtert feststellte, so blieb ihnen ein weiterer Monolog über das Baugeschehen dankenswerterweise erspart. Gormán hatte sich frei genommen und verbrachte fröhlich seine Zeit beim Angeln an den Ufern des Großen Flusses. Fidelma und Eadulf hatten ganz allein an ihrem Tisch gesessen.
    »Ich hoffe, ihr seid zufrieden mit dem, was ihr den Morgen über erkunden konntet«, sagte der Abt besorgt statt einer Begrüßung.

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