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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Lord Eochaid und seiner Frau Lady Eithne, wurde aber von ihren Söhnen Cathal und Donnchad gut behandelt – wir sind ja miteinander aufgewachsen, nur dass sie eine umfangreiche Bildung erhielten. Durch sie habe ich ein wenig lesen und schreiben gelernt. Donnchad hat viel Zeit mit mir verbracht, hat mich gelehrt, wie Wörter gebildet und Buchstaben gemalt werden. Er hat mit mir über den Glauben gesprochen und mir wundersame Dinge erzählt. Eines Tages hat er mir eröffnet, dass er und sein Bruder Cathal hier in die Klostergemeinschaft von Lios Mór eintreten werden. Ich war völlig am Boden zerstört. Fühlte mich verlassen. Wenn ich frei wählen könnte, habe ich ihm gesagt, würde ich mit ihm gehen, und sei es nur als sein Diener. Da hat er gelacht und mir klargemacht, dass keiner von den Brüdern in der Abtei Bedienstete hat. Dann war er still, hat sonderbar nachdenklich ausgesehen und ist gegangen. Ein paar Tage später ist er zu mir auf den Acker gekommen und hat gesagt, er habe mit seiner Mutter gesprochen. Sie sei damit einverstanden, mich in die Klostergemeinschaft zu entlassen. Und so kam das eben«, endete er mit einem Achselzucken.
    Eine Weile schwiegen alle.
    »Du bist also mit Cathal und Donnchad in die Abtei eingetreten?«
    »Und bin seitdem immer hier.«
    »Welche Aufgaben hast du in der Gemeinschaft?«
    Bruder Gáeth lachte bitter auf. »Mein Leben als Landarbeiter von Lady Eithne habe ich eingetauscht gegen das Leben eines Ackerknechts beim Abt von Lios Mór. Den Makel eines
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bin ich nicht losgeworden.«
    Fidelma konnte es kaum fassen. In der Stammesgesellschaft geltende Ränge wurden mit dem Eintritt in eine Abtei hinfällig. Doch sie wollte sich dazu nicht äußern, bevor sie nicht mehr erfahren hatte. »Du bist offenbar bekümmert, mein Freund«, führte sie das Gespräch fort. »Das Gesetz besagt, wer unverschuldet in Not gerät, darf nicht zusätzlich belastet werden.«
    Bruder Gáeth grinste nur höhnisch. »Bevor mein Vater das Verbrechen beging, war er einer der Stammesführer der Uí Laitháin, Selbach hieß er, Herr über Dún Guairne. Mit einigen seiner Lehnsleute hat er einen Trupp von Missionaren begleitet, ist mit ihnen über die große See gefahren ins Land der Britannier, das Kernow genannt wird. Ein Herrscher dort, namens Teudrig, hat die meisten von ihnen umgebracht. Mein Vater konnte mit einigen wenigen entkommen. Bei der Rückkehr musste er feststellen, dass sein Vetter inzwischen seine Stellung als Clansführer eingenommen hatte. Er forderte ihn zu einem Zweikampf heraus, bei dem er ihn tötete. Seine Feinde setzten in der Stammesversammlung die Auffassung durch, er hätte
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also Verwandtenmord, begangen. Der Richter, der meinem Vater ebenfalls feindlich gesonnen war, urteilte, das Verbrechen sei so abscheulich, dass mein Vater in einen Kahn ohne Segel und Ruder nur mit Nahrung und Wasser für einen Tag auf dem offenen Meer ausgesetzt werden sollte. In der Nacht vor der Vollstreckung des Urteils gelang es ihm, zu fliehen. Er nahm meine Mutter und mich mit und suchte Zuflucht bei den Déisi.«
    Fidelma sah ihn erstaunt an. »Was du mir erzählst, spricht der Gerechtigkeit Hohn. Gewiss wäre es möglich gewesen, nachzuweisen, dass der Brehon voreingenommen und dass die Strafe unverhältnismäßig hart war. Warum wurde derFall nicht vor den König in Cashel gebracht? In den Gesetzen gibt es Regelungen gegen ungerechte Urteile.«
    Bruder Gáeth schüttelte den Kopf. »Ich kann nur das sagen, was ich weiß. Ich war ein kleiner Junge damals, und es ist schon über zwanzig Jahre her.«
    »Bist du mit dem gegenwärtigen Stammesführer der Uí Liatháin verwandt?«, fragte Eadulf.
    »Uallachán ist der Neffe des Vetters, den mein Vater tötete.«
    »Wie ist es dir nach deiner Aufnahme in die Abtei ergangen?«, erkundigte sich Fidelma.
    »Donnchad war weiterhin gut zu mir. Doch er wurde ein großer Gelehrter und verbrachte seine Zeit meist in der
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, während ich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang draußen auf den Feldern der Abtei gearbeitet habe.«
    »Aber du bist doch sein
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, sein Seelenfreund, geworden.«
    »Wie ich gesagt habe, er war immer gut zu mir. Er hat sich weiter mit mir so unterhalten, wie wir als heranwachsende Jungen miteinander geredet haben. Er hat mir von den wundersamen Dingen erzählt, die er aus den großen Büchern in der Bibliothek gelernt hatte. Er bestand darauf, dass ich von allen als sein Seelenfreund angesehen

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