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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sogenannten
lam-fhoss
gehalten, lagen am Oberarm eng an und wurden unterhalb des Ellbogens bis zu den Handgelenken üppig breit, dem Schnitt des Rocks angeglichen. Darüber trug sie ein enges, ärmelloses Oberteil, das in Taillenhöhe abschloss. Um die Schultern hatte sie einen kurzen Umhang geworfen, der als Kontrast zu dem Kleid aus rotem Satin und mit Dachsfell abgesetzt war. Der Umhang wurde an der linken Schultervon einer Brosche aus Silber und Halbedelsteinen zusammengehalten. Ihre Sandalen waren mit bunten Glasperlen geschmückt.
    Passend zu den Sandalen tauchten die gleichen Schmuckelemente wieder an den Armbändern auf, während ihren Hals ein einfacher Goldreif zierte, der nicht nur ihre Zugehörigkeit zum Könighaus verriet, sondern sie auch als Mitglied der Leibgarde Nasc Niadh von Muman auswies. Auf dem fuchsroten Haar saß ein Silberkranz, in den über der Stirn drei Halbedelsteine eingelegt waren, zwei Smaragde aus dem Land der Corco Duíbhne und ein feuerroter Stein. Es waren die gleichen Steine, die auch die Silberbrosche an ihrem Umhang zierten. Der Kopfschmuck diente dazu, ein seidenes Tuch festzuhalten, das das Haar bedeckte, das Gesicht aber frei ließ. Eine solche Kopfbedeckung nannte man
conniul,
und sie gab Auskunft über ihren Familienstand als verheiratete Frau.
    »Ob das klug ist, sich so zu kleiden?«, fragte Eadulf schließlich, dem es angesichts ihrer Aufmachung schwerfiel, die passenden Worte zu finden.
    Fidelma setzte eine spitzbübische Miene auf. »Erstens muss ich etwas beweisen, zweitens muss ich etwas klarstellen. Sei unbesorgt, Eadulf; ich weiß, was ich tue. Und nun reich mir bitte deinen Arm. Übrigens kannst du dich schon seelisch darauf einstellen: bevor noch der heutige Abend vorüber ist, werde ich deinen Beistand benötigen.«
    Er holte tief Luft, schwieg aber; in seiner einfachen Mönchskutte fühlte er sich nicht unbedingt wohl neben ihr.
    Vor dem
refectorium
wurden sie vom
bruigad
, Bruder Máel Eoin, und Gormán erwartet. Der Herbergswart konnte seine Überraschung nicht verbergen, verneigte sich aber anerkennend vor ihr. Der junge Krieger hingegen strahlte übersganze Gesicht und nahm ihr zum Gruß Haltung an. »Es tut gut, zu sehen, wie eine vom Stamme der Eóghanacht zeigt, wer sie ist«, sagte er unumwunden.
    Er ging Fidelma und Eadulf voran und führte sie an die Gästetafel. Als sie an den bereits an ihren Tischen sitzenden Brüdern vorbeigingen, wurde es mit einem Mal still im Saal. Erstaunte Blicke folgten Fidelma, ehe unterdrücktes Murren um sich griff. Fidelma kümmerte sich nicht darum und gelangte mit ihren Begleitern an den ihr zugewiesenen Platz. Glassán und Saor, ihre Tischnachbarn, sperrten Mund und Nase auf, die Anwältin so verändert zu sehen. Dann ertönte eine durchdringende Stimme von der Tafel des Abts: »Unerhört! Eine Beleidigung ist das, ein Sakrileg …«
    Fidelma drehte sich langsam um. Nicht der Abt, sondern sein Verwalter, Bruder Lugna, war aufgestanden, hochrot im Gesicht. Seine Stimme zitterte vor Empörung.
    »Sakrileg, Bruder Lugna?« Wie ein Peitschenknall klang Fidelmas Frage.
    »Wie kannst du es wagen, dieses
refectorium
in … in so schamloser Kleidung zu betreten?«, schrie der Verwalter.
    Fidelma richtete sich kerzengerade auf. »Gedenkst du allen Ernstes, den Stamm der Eóghanacht zu beleidigen? Du hast dich zu lange in Rom aufgehalten, Bruder Lugna. Hier aber befindest du dich im Königreich Muman und in der Gegenwart einer Prinzessin aus dem Geschlecht der Eóghanacht.«
    »Was … was hast du gesagt?«, stammelte der Verwalter, dem ihr scharfer Ton fast den Atem verschlug.
    »Ich bin Fidelma von Cashel«, fuhr sie von oben herab fort, eine Art, die ihr, wie Eadulf wusste, nach Belieben zu Gebote stand. »Ich bin die Schwester von Colgú, dem König von Muman. Bin ich nicht gebeten worden, hierherzukommen,und zwar als Gast deines Abts, Abt Iarnla, der dieser Abtei und diesem
refectorium
vorsteht? Bin ich nicht ein Ehrengast dieser Abtei … Einer Abtei, wie ich dich erinnern muss, die Teil von meines Bruders Königreich ist? Ihm steht die Oberherrschaft zu über alle Stammesfürsten, Edlen, Äbte und Bischöfe. Nicht nur als Schwester deines Königs bin ich hier, sondern auch als
dálaigh
, die sich im Auftrage ihres Bruders, seines Obersten Bischofs und seines Obersten Brehon hierherbegeben hat, um ein Verbrechen aufzuklären. Sollte ich hier nicht erwünscht sein, dann mag Abt Iarnla sein Ersuchen um meine Anwesenheit

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