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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ist?«
    »Saor ist nicht so gründlich wie Gealbháin.«
    »Aber ist es nicht die Aufgabe von Glassán als Baumeister, zu überprüfen, ob alles in Ordnung und sicher ist?«
    Der Junge zuckte mit den Schultern. »Er hat eine Menge Aufgaben zu erledigen. Saor ist ja nicht schlecht, aber viel gelernt habe ich von ihm nicht.«
    »Nanu?«
    »Er hat nie richtig Zeit.«
    »Und von wem hast du deine Fertigkeiten als Zimmermann?«
    »Im Wesentlichen von Gealbháin.«
    »Woher kam Gealbháin? Aus Connachta?«
    »Er stammte aus der Gegend hier, von einem Clan namens Uí Liatháin oder so ähnlich.«
    »Aha. Und die anderen Bauarbeiter, kommen die auch hier aus der Umgebung, oder sind die meisten aus Connachta wie du und Glassán?«
    »O nein. Die meisten sind aus der Gegend hier. Aber Saor, der stammt von den Uí Bairrche.«
    »Von den Uí Bairrche? Das ist doch ein Clan aus dem südlichen Laighin, nicht wahr?«
    »So hat es mir jedenfalls Saor erzählt, Schwester. Ich selbst kenne nur meinen Geburtsort und den Ort hier. Seit wir hierhergekommen sind, bin ich nie woanders als auf dieser Baustelle gewesen.«
    »Bist du auch auf dem Gelände der Abtei untergebracht? Ich habe zum Essen im
refectorium
immer nur Glassán und Saor gesehen.«
    »Wir haben jenseits der Klostermauern unten am Fluss
bothans
aus Weidengeflecht gebaut. Außer Glassán wohnen wir alle dort. Er hat im Gästehaus ein Zimmer. Bei den
bothans
sind auch unsere Lagerschuppen. So stören wir das Leben in der Abtei nicht unnötig, sagt Glassán.«
    Eine Glocke läutete.
    »Die Glocke ruft zum Abendessen, Schwester. Ich muss hier Schluss machen und nach draußen zu den anderen.«
    Fidelma dankte dem kleinen Burschen und verließ den Bauplatz. Wie rasch die Zeit vergangen war, sie würde auf ihr tägliches Bad vor dem abendlichen Mahl verzichten müssen. Sie blieb an einem Springbrunnen stehen, um sich wenigstens Gesicht und Hände zu waschen. Gleich darauf erblickte sie auf dem Hof Eadulf, der, langsam und von Gormán gestützt, zum
refectorium
wankte.
    »Eadulf!« Es klang eher vorwurfsvoll als freudig überrascht. »Ist das vernünftig?«
    Er verzog das Gesicht. »Ich habe Hunger. Von einem Schälchen Gemüsesuppe kommt man schlecht zu Kräften. Mir geht es gut. Habe nur noch leichte Kopfschmerzen und Wundbrennen an der Stirn. Aber Bruder Seachlanns Gebräu hilft in der Tat. Wenn nur nicht der scheußliche Nachgeschmack wäre.«
    »Na gut, wenn du meinst, du schaffst es …«
    »Hauptsache, Glassán redet nicht wieder so schrecklich viel.«
    »Glassán und seine Leute haben vor ein paar Stunden die Abtei verlassen, ich habe sie gehen sehen. Zurückgekommen ist er bisher nicht«, wusste Gormán zu berichten.
    »Der Junge hat mir erzählt, sie würden aus einem Steinbruch neue Steine holen«, ergänzte Fidelma. »Ein Vortrag über Bauarbeiten dürfte uns also erspart bleiben.«
    Weder Glassán noch Saor erschienen zum Essen. Dafürkamen immer wieder Mitglieder der Bruderschaft, unter anderen auch der Abt selbst, an ihren Tisch, um sich nach Eadulfs Befinden zu erkundigen. Selbst Bruder Lugna fragte im Vorbeigehen, unfreundlich zwar, ob er sich so weit wiederhergestellt fühle, dass er schon im
refectorium
die Mahlzeit einnehmen könne. Eadulf bestätigte das, und der Verwalter ging weiter, ohne sich eines weiteren Wortes zu befleißigen. Bruder Gáeth und Bruder Donnán winkten ihm zu, und der alte Ehrenwerte Bróen, der sich mühsam auf seinen Stock stützte, ließ es sich nicht nehmen, heranzukommen und ihm schnaufend zu versichern: »Wusste ich doch, dass du wieder auf dem Damm bist, Bruder. Der Engel ist nicht erschienen des Nachts, um deine Seele zu holen.«
    Eadulf sah ihn mit gemischten Gefühlen an und dankte ihm mit einem gequälten Lächeln für seine Anteilnahme.
    Der Ehrenwerte Bróen aber beugte sich näher zu ihm, stierte ihn mit seinen blassen, wässrigen Augen an und flüsterte vertrauensvoll: »Der Engel erschien, um die Seele des armen Bruder Donnchad zu holen. Ich hab ihn gesehen, er schwebte vom Himmel. Aber vergangene Nacht kam er nicht, daher wusste ich, dass es dir besser geht.«
    Bruder Gáeth war an den Tisch getreten und nahm den Alten beim Arm.
    »Es ist Zeit zum Essen, Ehrenwerter Bróen«, sagte er und versuchte ihn so fortzulocken.
    Verwirrt blickte der Alte in die Runde. »Zeit zum Essen? Na gut. Wir müssen alle ins
refectorium
zum Essen, habe ich recht? Dann wollen wir gehen. Zeit zum Essen.«
    Bruder Gáeth nickte ihnen

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