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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Besuches.«
    »Wo ich behilflich sein kann, den Mörder meines Sohnes zu finden, will ich das gern tun. Das habe ich ja schon gesagt. Bitte, stell deine Fragen.«
    »Kannst du uns etwas mehr zu der Missgunst und den Intrigen sagen, die dein Sohn innerhalb der Klostermauern fürchtete?«
    Lady Eithnes Augen leuchteten auf. »Mein Sohn Donnchad hat niemand namentlich verdächtigt, aber ich an eurer Stelle würde mir die näher ansehen, die vom Charakter her zu Missgunst neigen.«
    »Menschen, die ihm seine Gelehrsamkeit neideten?«, fragte Eadulf.
    »Viele neideten ihm seine Frömmigkeit und seine Gelehrsamkeit«, erwiderte Lady Eithne. »Er war ja tatsächlich der größte Gelehrte auf dem Gebiet des Glaubens. Es gab sogar welche, die so weit gingen, seinen Ruf mit falschen Beschuldigungen zu beschmutzen, wie Ketzerei und Ähnliches.«
    »Hast du einen bestimmten Verdacht?«, wollte Fidelma wissen.
    »Ich bin nicht der Mensch, der Verdacht schürt, wenn es keine Anhaltspunkte gibt. Ich beschuldige niemand. Ihr werdet gewiss selbst in der Lage sein, die zu ermitteln, die den Jungen und Talentierten ihren Erfolg missgönnen.«
    »Darf ich eins noch mal klarstellen, Lady Eithne. Willst du damit sagen, dass es in der Abtei Mitglieder gibt, diedenen, die jünger und begabter als sie sind, ihre Fähigkeiten neiden?« Fidelma hatte die Frage in sachlichem Ton gestellt, doch zweifelsohne dachte sie an Abt Iarnla.
    »Ja.«
    »Denkst du, sie könnten aus Neid deinen Sohn getötet haben?«
    Ein böser Zug legte sich um ihren Mund. »Du hast danach gefragt, was ich denke. Der Gedanke, der sich mir aufdrängt, ist eben der.«
    »Und Bruder Lugna?«, fragte Eadulf harmlos. »Er ist erst vor wenigen Jahren in die Abtei gekommen, als deine beiden Söhne auf ihrer Pilgerfahrt waren. Könnte die Rückkehr deines Sohnes Donnchad vielleicht auch für ihn ein Grund zur Missgunst gewesen sein? Er scheint sich in der Abtei eine einflussreiche Stellung erobert zu haben.«
    Ein dunkler Schatten huschte über Lady Eithnes Gesicht, und sie kämpfte kurz mit Gefühlsaufwallungen.
    »Bruder Lugna ist ein angenehmer und frommer junger Mann. Seit dem Weggang meiner Söhne hat sich seine Zugehörigkeit zur Abtei als das Beste erwiesen, was ihr passieren konnte. Er genießt mein volles Vertrauen und hat meine Unterstützung.«
    »Tatsächlich? Dann kennst du ihn wohl gut?«, warf Fidelma ein.
    »Als er von seinem mehrjährigen Aufenthalt in Rom zurückkehrte, bot ich ihm meine Gastfreundschaft an. Er war auf dem Weg nach Connachta, wo er zu Hause ist.«
    »Es heißt, du hättest ihn bewogen, hierzubleiben und Mitglied der Abtei zu werden?«
    Lady Eithne gab das ohne weiteres zu. »Ich glaube, es gefiel ihm hier so gut, dass es keiner großen Überredungskünste bedurfte. Die Abtei darf sich glücklich schätzen, dassein so begabter junger Mann ihr dient. Ein studierter Mann, ein frommer Mann, ein Mensch, dem fast ein Heiligenschein gebührt. Er könnte eines Tages durchaus ein berühmter Abt der Gemeinschaft hier werden.« Ihre Stimme überschlug sich fast vor Begeisterung. Doch schon hielt sie inne und schüttelte betrübt den Kopf. »Ich hatte immer gehofft, mein Sohn würde diese Rolle übernehmen. Aber es sollte nicht sein.«
    Eadulf hatte Mühe, seinen Sarkasmus zu zügeln.
    »Dann erübrigt sich wahrscheinlich die Frage, ob du die Veränderungen, die Bruder Lugna in der Abtei durchsetzt, aus vollem Herzen unterstützt? Ich denke da an das Ersetzen der Liturgie und der Rituale, wie sie in den Kirchen hier üblich sind, durch jene aus Rom. Bruder Lugna hat uns zum Beispiel erzählt, dass er vorhat, die Bußvorschriften in der Abtei einzuführen und damit die Gemeinschaft dazu bringen will, nicht mehr den Vorgaben des Fénechus-Gesetzes zu folgen.«
    »Was immer er an Änderungen durchsetzt, wird die Gemeinschaft stärken und Lios Mór in der ganzen Christenheit zu Ruhm verhelfen, dessen bin ich sicher«, erklärte sie mit aller Entschiedenheit.
    »Trotz der abwehrenden Haltung vieler in der Abtei gegenüber seinen Vorstellungen?«
    Lady Eithne schaute Eadulf verärgert an.
    »Die nehmen nur die weniger Weitsichtigen ein«, entgegnete sie. »Ich glaube, es liegt in der Natur der Dinge, dass die Alten von den Vorstellungen der Jungen nichts halten. Was mich betrifft, so werde ich jegliches Gedankengut, das den Neuen Glauben in diesem Land befördert, mit aller Kraft unterstützen. Das Wissen und die Glaubensstärke von Bruder Lugna stehen außer

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