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Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutkönig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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»Wenn wir in diesem Wind mein Segel hissen, dann kentern wir sofort. Hast du jemals Pferde ertrinken sehen?«
    »Okay, das verstehe ich«, sagte Vahanian. »Aber ich –«
    Seine Worte gingen unter, als etwas laut gegen den Boden des Floßes krachte. »Festhalten!«, schrie Nyall und warf sich mit aller Kraft auf das Ruder. Jeder außer Sakwi und Carina rutschte zur Reling, mit Stäben in der Hand und beobachtete das schäumende und dunkle Wasser. Die Pferde schrien und wieherten in Panik. Der Magier und die Heilerin versuchten, die Ruhe wieder herzustellen, aber die ängstlichen Tiere scheuten und hoben die Köpfe, als witterten sie die Gefahr im Wind.
    »Da draußen ist irgendetwas!«, rief Sakwi.
    »Haben wir gemerkt«, schoss Vahanian zurück und starrte angestrengt aufs Wasser.
    »Ich kann es spüren«, beharrte der Landmagier. »Etwas Großes.«
    »Sag ihm, es soll weggehen«, meinte Vahanian.
    Sakwis Augen schlossen sich fest und konzentriert, dann öffneten sie sich alarmiert. »Es hört nicht zu«, berichtete der dünne Magier, als Carina sich ihm besorgt zuwandte. »Da stimmt etwas ganz und gar nicht. Was immer da draußen ist – es sollte nicht dort sein. Es lebt nicht.«
    Kiara und Tris wechselten einen besorgten Blick. »Ein magisches Monster«, sagten sie gleichzeitig. Neben ihnen schoss Flusswasser in die Höhe und durchweichte sie alle in einem Wasserschwall. Das Deck des Schiffes kippte plötzlich und ließ sie allesamt in das schwarze Wasser des wildgewordenen Flusses fallen.
    Ein unnatürliches Kreischen durchstach die Nacht und ein großer schuppiger Schwanz schoss aus dem Wasser, zerschmetterte das Schiff und warf Masten und Bretter zwischen die erschrockenen Pferde, die in dem wirbelnden Strom um ihr Leben paddelten. Tris spürte, wie etwas sein Bein streifte. Er griff mit einem Arm nach Kiara, die bereits in Richtung Ufer schwamm.
    »Halt dich daran fest!«, schrie er und warf ihr einige Überreste des Decks zu. Dann schnappte etwas nach seinem Bein, und zog ihn unter Wasser.
    Schlamm wirbelte in dem kalten Wasser und machte die Sicht unmöglich. Tris wusste, dass ihm nur Augenblicke blieben, um sich zu befreien, bevor er entweder vom Strom selbst oder von der Kälte besiegt wurde. Er griff nach dem Messer an seinem Gürtel und hieb auf das Ding ein, das sein Bein festhielt. Seine Klinge, scharf genug, um ein dünnes Blatt in Streifen zu schneiden, prallte schadlos daran ab. Tris’ Kopf wurde leicht, sein unterkühlter Körper reagierte kaum noch, als er an dem muskelbepackten Tentakel zerrte, der sein Bein festhielt.
    Etwas streifte ihn im Wasser. Tris fühlte Druck, dann ein plötzliches Loslassen. Der Tentakel riss sich los und hinterließ dabei ein Sekret, dass seine Haut verbrannte. Eine starke Hand packte ihn vorn an seiner Tunika und zog ihn nach oben.
    Um sie herum schäumte das Wasser und mehr Tentakel versuchten nach ihnen zu greifen. Tris hieb und stach mit seinem Messer darauf ein, als er und sein Retter darum kämpften, der glitschigen Flusskreatur zu entkommen. Tris wusste, dass sie beide schnell an Kraft verloren. Seine Lungen schrien nach Luft, nadelfeine helle Lichter tanzten vor seinen Augen in der Dunkelheit. Als er begann, das Bewusstsein zu verlieren, streckte Tris seine magischen Sinne in einem einzigen Hilfeschrei aus. Sein Retter hörte auf zu strampeln und die dunkle Silhouette begann zu sinken. Seine Hände schlossen sich um ein dünnes, starkes Handgelenk. Kiara, dachte er und versuchte einen letzten, vergeblichen Schwimmzug in Richtung Oberfläche.
    Die Wasser bewegten sich. Statt wie erwartet den Griff des Monsters zu spüren, wurde Tris auf Händen, die so stark wie substanzlos waren, hochgehoben. Als er in die Bewusstlosigkeit glitt, konnte er gerade noch spüren, wie sich als Antwort auf sein Rufen die Geister um ihn herum sammelten und die Kreatur abwehrten. Dann wurde alles schwarz.
    T RIS RÖCHELTE UND spuckte Flussschlamm aus seinen Lungen. »Wenn ich das nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte, dann hätte ich das niemals geglaubt«, sagte Nyall wieder und wieder und schlug Tris dabei auf den Rücken, um seine schmerzenden Lungen von Schlamm zu befreien. »Niemals im Leben, die Dunkle Lady helfe mir. Ich wusste, dass es Geister unten im Flussbett gibt, arme Seelen, aber niemals im Leben habe ich gehört, dass die Toten einen Lebenden hochheben und ihn so hübsch ans Flussufer tragen.« Er hielt in seinem Klopfen inne, als Tris endlich seine Arme

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