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Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutkönig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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weg, die auf engem Raum besser zu benutzen war als eine Klinge. Vahanian und der Wolf liefen so für etwa einen halben Kerzenabschnitt und Vahanian bemerkte, dass der Wolf ihn auf hohes Gelände führte und in einem weiten Kreis um einen bestimmten Punkt herum. Endlich, nach dem mühsamen Erklettern eines nach den letzten Regengüssen matschigen Hügels, brachte ihn der Wolf an einen geschützten Platz in einer Lichtung mit einem guten Blick über das Land darunter. Er wartete, als wolle er Vahanian einladen zu kommen und einen Blick zu riskieren.
    Unter ihnen lag das Nargi-Lager. Es war nur ein kleines Lager, aber es diente bestimmt zwei oder drei Dutzend Nargi-Soldaten als Heimat. Die Unterkünfte waren solide gebaut, runde, mit Leinen bedeckte Hütten aus gebündeltem Stroh, die die Nargi bevorzugten. Vahanian nahm an, dass es sich dabei um eine Garnison handelte, die hier am Fluss stationiert war. Wahrscheinlich stellen sie sicher, dass keiner der ›Gläubigen‹ hinüber geht zu Jolie .
    Der Wolf sprang auf die Füße und spitzte die Ohren. Er lauschte aufmerksam. Er bewegte sich ein paar Schritte nach rechts, wo sich scheinbar ein Pfad befand, dann flitzte er wieder zurück und drängte Vahanian so zum Weitergehen. Vahanian brauchte keine weiteren Aufforderungen. Er kroch und folgte dem Wolf so schnell er das, ohne ein Geräusch zu machen, tun konnte. Einen Herzschlag später, kamen zwei Nargi-Soldaten in Sicht und kontrollierten die Umgebung. Vahanian wartete in den Schatten und sah, wie einer der Soldaten seine Spuren auf dem nassen Boden erkannte. Aber bevor der Soldat auch noch einen Schritt darauf zugehen konnte, hörte Vahanian einen Wolf heulen, und bemerkte, dass sein Führer nicht mehr hinter ihm war.
    Der Nargi hielt abrupt an und sah sich nervös um. Der Wolf heulte noch einmal und das Heulen wurde von einem anderen beantwortet, der das Rudel rief. Der Nargi-Anführer gab einen brüsken Befehl und winkte dem anderen, ihm zu einem schnellen Rückzug zu folgen. Vahanian atmete erleichtert auf und sah, wie sein Wolfsführer wieder auf ihn zugetrottet kam. Das ist der am zufriedensten aussehende Wolf, den ich je gesehen habe. Er widerstand der Versuchung zu lachen.
    »Danke«, sagte er leise. Der Wolf legte wieder seinen Kopf schief und trottete davon. Diesmal bekam Vahanian keine Einladung, ihm zu folgen. Vahanian sah seinen Führer verschwinden und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Lager unten. Er merkte sich die Lage der Hütten und versuchte, den Zweck jeder dieser runden Konstruktionen zu erraten.
    Die Pferde waren auf einer Seite des Lagers zusammengebunden, während ein stechender Geruch auf der anderen auf die Latrine hinwies. Ein Haufen der Gebäude waren Soldatenunterkünfte, ein größeres, das etwas abseits stand, das Quartier des Hauptmanns. Ein Kochfeuer vor einem anderen Gebäude wies auf eine Küche hin. In der Mitte war ein Übungsplatz mit seinen Strohpuppen, die von den vielen Manövern sehr abgenutzt aussahen. Vahanian sog die Luft ein. Neben dem Übungsplatz, direkt hinter den Soldatenquartieren, stand ein bulliger Käfig, der aus roh gehauenen Holzbrettern bestand. Sogar aus dieser Entfernung konnte er sehen, dass im Inneren zwei Gestalten saßen.
    Dennoch , dachte Vahanian, nicht unmöglich , als er die Lage überblickte. Wenn die Pferde nicht scheuten, dann könnte er sich vielleicht von dieser Seite anschleichen, entlang den Soldatenquartieren, teilweise außer Sichtweite. Aber der Käfig war draußen und lag offen da. Jede Annäherung bedeutete eine Strecke über offenes Areal und solange er sich mit dem Öffnen beschäftigte, wäre er den Blicken der Wachen ausgesetzt. Nicht gut. Entschlossen begann er den vorsichtigen Abstieg.
    Als er halb unten war, begann Nebel aufzusteigen. Er sah, wie er aus dem Nichts kam, zum Lager hin glitt und dicker und dicker wurde, bis die Feuer in dem Dunst glitzerten. Sakwi , dachte er. Das muss er sein. So ein Nebel hat keine natürlichen Ursachen. Ein wenig mehr Hilfe so wie diese und ich fange doch an, so einen Spuk zu mögen .
    Vahanian wartete mehr als einen Kerzenabschnitt, bis der Priester des Lagers die Glocke für das letzte Gebet läutete und die Wachen ihre Andacht für die Vettel beendet hatten. Zu diesem Zeitpunkt war Vahanian nahe genug herangekrochen, um die Gebete zu hören. Er nahm einen Platz ganz hinten in der Versammlung ein, sein Gesicht von dem Schal der Uniform verdeckt. Die Worte für das Gebet kamen mit

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