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Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutkönig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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unheimlicher Leichtigkeit in sein Gedächtnis zurück, etwas, das er jede Nacht während seiner langen Gefangenschaft getan hatte. Sein Magen verknotete sich, als er sie mit den anderen aussprach. Endlich war die Andacht beendet und die Soldaten zerstreuten sich. Vahanian schlüpfte davon und ging so nah auf den Käfig zu, wie er nur wagen konnte, bevor die letzten Feuer und die Lampen in den Soldatenquartieren gelöscht wurden.
    Von hier aus hatte er einen klaren Blick auf den Zaun. Drinnen kuschelten sich Carina und Carroway gegen die Kälte eng aneinander. Sie trugen immer noch die matschige Kleidung, die sie getragen hatten, als sie in den Fluss gefallen waren. Vahanian konnte keine Decke oder sonstigen Schutz bei den Gefangenen entdecken, der ihnen die Situation erträglicher gemacht hätte. Seine Wut, sowieso schon weißglühend, wurde noch stärker. Seine Finger zuckten auf dem Auslöser seiner Armbrust.
    »Du da«, sagte eine Stimme hinter ihm. »Warum bist du nicht im Quartier?«
    Vahanian ließ die Hand mit der kleinen Armbrust sinken und in den Falten seines Umhangs verschwinden, bevor er sich umdrehte. »Ich geh’ zur Latrine, Herr«, antwortete er in perfektem Nargi.
    »Das habe ich nicht erlaubt.«
    »Meine unterwürfigsten Entschuldigungen«, erwiderte Vahanian und verbeugte sich so tief, wie es die Nargi-Sitte verlangte.
    »Was hast du da in der Hand?«, fragte der Nargi-Leutnant und kam näher. Seine Augen weiteten sich. »Das ist keine Standard-Waffe.« Vahanian trat ihm in den Weg und hob die Armbrust auf Höhe der Brust des Leutnants. Der Pfeil löste sich lautlos und der überraschte Leutnant sackte gegen ihn.
    »Der ist besonders nützlich beim Ungezieferjagen«, sagte Vahanian ihm ins Ohr und stützte den Sterbenden. Als Schritte herankamen, wappnete er sich und drehte sich nicht um.
    »Eine Erklärung!«
    Vahanian starrte in den stechenden Blick eines untersetzten Sergeanten. »Ihm ist schlecht, Herr. Ich helfe ihm zur Latrine.«
    Der Sergeant nickte. »Sehr gut. Wenn ihr da fertig seid, geht es sofort zurück in euer Quartier.«
    »Ja, Herr.« Vahanian machte sich auf den Weg zu dem stechenden Geruch, bis niemand mehr zu sehen war und zerrte den Leutnant dann hinter das Kochzelt. Er versteckte den Leichnam hinter den Müllfässern. Das würde niemanden für lange in die Irre führen, dachte Vahanian mit rasendem Pulsschlag. Aber der Nebel hielt und mit jedem Moment, den er der Entdeckung entkam, wurde das Lager stiller.
    Bei einem Nargi-Lager dieser Größe waren es in der Regel zwei, die Patrouille gingen. Vahanian wartete zusammengekauert hinter dem Kochzelt. Es dauerte nicht lang und seine Beute kam in Sicht. Ein junger Rekrut zitterte in der Kälte. Vahanian wartete nicht darauf, bis er entdeckt würde. Er sprang aus den Schatten und versuchte einen perfekten Ostmark-Tritt. Er spürte den Absatz seines Stiefels auf die Brust des Mannes treffen, was den Atem aus den Lungen des Mannes trieb und ihn auf den Boden warf. Wie der Blitz war Vahanian über dem Mann und zog ihm in einer einzigen geschmeidigen Bewegung das Messer über die Kehle. Er zerrte die Leiche neben die des Leutnants und kehrte zurück, um das Blut zu entfernen.
    Die zweite Wache kam um die Ecke. Mit kalter Präzision legte Vahanian einen Pfeil in die Armbrust und ließ den Schaft fliegen. In den Hals getroffen, fiel die Wache mit einem einzigen Gurgeln. Vahanian rannte zu der Einzäunung und machte sich nicht die Mühe, den letzten Leichnam zu verstecken.
    »Wacht auf!«, zischte Vahanian drängend. Er versuchte, das Schloss mit seinem Messer zu öffnen, und als das nicht ging, mit der Klinge die Seile zu kappen, die die Käfiglatten zusammenhielten. Carroway war verwundert und legte Carina eine Hand auf den Mund, als die Heilerin erwachte.
    »Gesegnet sei die Lady!«, sagte Carroway verhalten.
    »Könnt ihr laufen?«, wollte Vahanian wissen.
    »Wir sind in Ordnung«, erwiderte Carroway, auch wenn Vahanian bezweifelte, dass das die Wahrheit war. Er hatte nur einen sehr kurzen Blick auf ihre Gesichter geworfen, aber es sah für ihn so aus, als hätten beide, der Barde und die Heilerin, einiges mitgemacht. Ihre Wärter hatten keine Energie auf sanfte Behandlung verschwendet, dachte Vahanian ärgerlich und hackte auf die Seile ein.
    »Wo sind die anderen?«, wisperte Carina als sie und Carroway auf ihn zukrochen.
    »Drüben auf der anderen Seite des Flusses«, antwortete Vahanian. Eines der Seile gab unter seinem Messer nach.

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