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Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutkönig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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Gesichtsausdruck war grimmig, sie reinigte ihr Schwert und steckte es wieder in die Scheide. Carroway schnitt einen Zweig ab und begann, das Blut auf der Straße abzudecken und die Kampfspuren zu verbergen.
    »Diese Leichen werden schnell gefunden werden«, überlegte Vahanian mit den Händen auf der Hüfte.
    »Wenn wir ihnen die Uniformen ausziehen und ihre Börsen abnehmen, dann wird sich keiner etwas dabei denken«, sagte Carina nüchtern. »Vor Festlichkeiten gibt es immer viele Wegelagerer auf den Straßen.«
    Vahanian sah sie an und grinste. »Du denkst langsam wie ein Taschendieb. Ich mag das bei einer Frau.«
    Carina ignorierte den Witz und begann, den Wachen die Uniformen auszuziehen. Kiara und Tris halfen ihr und Vahanian und Carroway hielten Wache. Innerhalb weniger Minuten blieb kein Hinweis, um die Toten als Soldaten zu identifizieren.
    »Das könnte uns etwas Zeit gebracht haben«, sagte Carroway. Carina stopfte die zerrissenen Tuniken in eine von ihren Satteltaschen.
    »Es wäre wirklich eine Schande, wenn wir für die Ermordung eines Soldaten hängen, wo wir doch gekommen sind, einen König zu töten«, sagte Vahanian trocken. »Na los. Verschwinden wir.«
    Die Gruppe wurde still, als der Tag fortschritt. Sie hatten keinen weiteren Ärger auf dem Weg zum Palast, und sie taten ihr Bestes, in der Menge unterzutauchen. Tris’ Stimmung schwankte bei ihrem Ritt zwischen Wut und Trauer. Unter Bricens Regierung war Margolan aufgeblüht. Ein großer Teil der Bevölkerung bestand aus Händlern und Kaufleuten, deren Geschäft und Einkommen sie, wenn schon nicht auf die gleiche Stufe mit den Adligen, so doch weit über ihre Kollegen in Isencroft, Trevath und Nargi stellte. Die meisten der margolanischen Bauern waren Freie und waren stolz auf ihre kleinen Flecken Land und das gesunde Vieh, das sie besaßen. Margolan hatte weniger Farmpächter und Kontraktsklaven als Travath oder Nargi, wo solche Arrangements menschenunwürdig und von Sklaverei kaum zu unterscheiden waren. Das hieß, dass die Schuldgefängnisse ziemlich leer waren, die Unglücklichen, die im Gefängnis landeten, konnten sich ihre Freiheit wieder erarbeiten, wenn sie den Willen und die Gesundheit dazu hatten. Margolans Blüte hatte auch bedeutet, dass seine Straßen in der Regel sicher vor Wegelagerern und frei von Bettlern waren. Bricens disziplinierte Truppen hatten die Straßenräuber und Taschendiebe so gut wie ausgerottet, während die Anhänger von Mutter und Kind meist Bettelmönche waren, die auch diejenigen aufnahmen, die sonst nirgendwohin gehen konnten.
    Solange sich Tris erinnern konnte, hatte das Land umso blühender ausgesehen, je näher man Shekerishet gekommen war. Die Stadt war voller reicher Kaufleute und Händler, die einen schwungvollen Handel betrieben. Ihre Heime und Läden spiegelten ihren Wohlstand. In der Stadt hatte es viele Wirtshäuser, Läden und Theater gegeben, die Zerstreuungen und Luxus für Reiche wie für Arme boten.
    All das hatte sich geändert. Als sie bekannte Gegenden erreichten, konnte Tris über die Unterschiede, die ihm auffielen, nur trauern. Einst gut laufende Wirtshäuser standen leer. Zerbrochene Fenster waren nicht repariert worden. Felder lagen brach, entweder verbrannt oder immer noch mit den Überresten der letzten Ernte, wo sie doch gepflügt und neu eingesät hätten sein sollen. Einige Dörfer wurden nur von Geistern bewohnt, alten Leuten und Krüppeln, denen, die nicht fliehen konnten oder die es auch nicht tun würden.
    Bettler bevölkerten die Straßen. Noch schlimmer waren die Gründe für ihr Betteln. Früher waren die Bettler vielleicht Blinde gewesen oder magere Kinder, die nach ein paar Münzen fragten. Jetzt waren die Bettler Männer und Frauen jeden Alters, die die Narben von Krieg und Gewalt trugen. Kinder, denen Glieder fehlten und deren Gesichter von Feuer verunstaltet war, zerzauste Frauen mit kleinen Kindern am Rockzipfel, die ihre zerrissenen Schals um sich hielten wie die letzten Überbleibsel ihrer Würde, wenn sie um ein paar Lebensmittel bettelten. Männer, die vom Krieg verkrüppelt waren und in deren Augen sich ein Schrecken spiegelte, für den sie keine Worte fanden, von einer Armee entlassen, die sie mit Gewalt rekrutiert und dann in Dörfer zurückgeschickt hatte, die es nicht mehr gab. Tris spürte die Augen der Bettler auf sich, wenn er vorbeiritt. Er wusste, dass ihn die zerlumpten Dorfbewohner nicht als das erkannten, was er war, doch er spürte die Verantwortung

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