Der Blutkönig: Roman (German Edition)
Lehnsherr«, antwortete Hassads Geist und verbeugte sich. »Viel Böses wurde seither getan.«
»Ich weiß.«
»Folgt mir«, bat Hassad und bedeutete ihnen, ihre Pferde in die Ruinen des Gasthauses zu führen. Dort war genug von einem Stall stehengeblieben, um die Pferde sowohl zu verstecken als auch unterzubringen. Nachdem für die Pferde gesorgt war, zeigte Hassad ihnen eine Öffnung in den Fundamenten, die in den Keller führte. Tris sehnte sich vergeblich nach einem Feuer, aber sie aßen ein kaltes Abendbrot aus den Vorräten von getrockneten Früchten und Fleisch, frischem Käse und Wein, die Lars ihnen für die Reise mitgegeben hatte. Gabriel ließ sie allein und kam ein paar Kerzenabschnitte später mit einem zufriedenen Lächeln und weniger blass zurück.
»Die Geister werden über Euch wachen«, sagte Hassad. Andere Gespenster erschienen aus den Nebel neben ihm und standen schweigend und undeutlich in den Schatten. »Die Palastgeister sind immer noch aus Shekerishet verbannt«, warnte der erschlagene Soldat. »Sie sind wütend geworden und warten ungeduldig auf Rache. Ich weiß nicht, ob ein Magier, selbst wenn er so stark ist wie Ihr, ihren Zorn beherrschen kann, wenn Arontalas Bann erst einmal gebrochen ist.«
Tris konnte die Geister spüren, die unsichtbar um sie herum wirbelten. Sie kamen ihm bekannt vor, Geister, die er seit seiner Kindheit gekannt hatte, die Geister von Shekerishet. Diesmal kamen sie nicht, um von ihm Vermittlung zu erbitten. Dies hier waren die Geister seiner Ahnen, loyalen Familienanhängern und von eidgebundenen Wachen, die vor langer Zeit in Ausübung ihrer Pflicht gestorben waren. Die Geister kamen, um ihn ihrer Unterstützung und ihres Beileids zu versichern. Wenn er wirklich in der Lage sein sollte, den Bann zu brechen, der sie vom Palast fernhielt, so wusste Tris, würden sie auf eigene Faust zurückkommen und Rache an Arontala und Jared üben. Wenn das geschah, dann konnte das vielleicht ihre Chancen erheblich verbessern. Allein zu wissen, dass die Geister seine Queste unterstützten und ihre Lehnstreue schworen, reichte schon aus, seine Gedanken von den Ängsten und Albträumen abzulenken, die immer noch seinen Schlaf störten.
»Ich werde Wache halten«, verkündete Gabriel.
»Ich verlasse Euch nun«, sagte Hassad und seine Gestalt verschwamm. »Die Schlossgeister werden über Euch wachen. Ihr seid heute Nacht sicher.« Innerhalb eines Sekundenbruchteils war der Geist verschwunden.
»Irgendwie beruhigt es mich nicht wirklich, zu wissen, dass so viele Geister über mir rumschweben«, murmelte Vahanian, als sie es sich im überall herumliegenden Schutt des Kellers bequem machten. Gabriel übernahm den Posten in der Nähe des Eingangs, genau an der Stelle, an der das Mondlicht in Schatten überging.
»Wie kann es noch so kalt in Margolan sein, wo doch morgen schon der Hagedornmond ist?«, fragte Carina und wickelte sich in ihren Mantel. »Ich dachte, dass nur Isencroft so spät im Jahr noch so kalt wäre.«
»Wir sollten noch einmal alles durchsprechen«, schlug Kiara vor. »Ich fühle mich besser, wenn wir einen Plan haben.« Der Keller war fensterlos, und so wagte es Tris, ein kleines Handfeuer zu beschwören, das gerade hell genug war, damit sie die Gesichter der anderen sehen konnten.
Carroway lehnte sich an einen der schweren Stützpfeiler und aß noch ein Stück getrocknetes Fleisch, bevor er antwortete. »In Ordnung. Sobald wir etwas geschlafen haben, werden Carina und ich in die Stadt gehen und die Festgäste als Deckung benutzen. Ich glaube nicht, dass wir Schwierigkeiten haben werden, die Hilfe der Kräuterweiber zu erlangen. Wir werden uns mit Helki und den anderen treffen und sehen, wen sie noch aufgetrieben haben. Das gibt uns Zeit für den Rest des Tages nach Alyzza zu suchen und die Menge aufzustacheln. Wir werden in Position sein, bevor ihr euch nach Shekerishet aufmacht.«
»Wenn wir erst einmal in der Stadt sind, werden wir für so viel Ablenkung sorgen, wie wir können«, ergriff Carina das Wort. »Wenn wir unsere Aufgabe gut erledigen, dann wird die Garnison in der Stadt so beschäftigt sein, dass sie keine Zeit haben werden, sich Gedanken zu machen, was wohl im Schloss passiert.«
»Wir werden derweil von oben hereinkommen«, meinte Tris und überprüfte noch einmal die Kletterseile, die sie mitgebracht hatten. Vahanian zählte sorgfältig die Bolzen für seine Armbrust, spannte die Bogensehne neu und versicherte sich, dass jeder Schaft spitz
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