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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Gedanken gemacht.
    Morgans fester Griff riss Vivianne aus ihren Erinnerungen. Hier schmeichelte kein tropisches Wasser. Ein Schneesturm fauchte böse und trieb die beiden Vampire gnadenlos vor sich her. Und dann kam das Licht. Gleißend, brutal. Sie schlug die Hände vors Gesicht und rollte sich zusammen.
    «Weiter!» Jemand zerrte an ihren Haaren, bis sie begriff, dass sie dem Unwetter entkommen waren. Doch zu welchem Preis? Gnadenlos blickte die Wintersonne auf sie herab. Vivianne sah entsetzt zu Morgan: Er war ein geschaffener Vampir. Er würde sterben! Sie stürzte sich auf ihn, riss den Überraschten zu Boden und versuchte mit ihrem Körper das Schlimmste zu verhindern. Als Dunkelfee hatte sie immerhin eine Chance, kurze Zeit zu überleben, für ihn aber gab es kaum Hoffnung.
    Morgan umschlang ihren zitternden Körper, er war gerührt von Viviannes Fürsorge, die mehr verriet als jeder Liebesschwur. Sie war bereit, ihr Leben für ihn zu geben. Doch das hatte er nicht verdient, und notwendig war dieser heldenhafte Versuch auch nicht. Zudem befanden sie sich in der Feenwelt, und hier war nichts so, wie es einem erschien. Zeit und Raum folgten ihren eigenen, undurchschaubaren Gesetzen. Es war schon eine grausame Ironie des Schicksals, dass die Vampire oder Dunkelelfen in ständiger Sorge vor dem Sonnenlicht lebten, während die Lichtelfen ihr Reich tief unter der Erde eingerichtet hatten, in das sich niemals ein einziger Sonnenstrahl verirren würde. «Es ist gut», versuchte er sie zu beruhigen. «Das Licht kann uns nichts anhaben», sagte Morgan schärfer als geplant, denn er erblickte Cyron, der nicht weit entfernt stand und sie mit einem merkwürdigen Glitzern in den Augen beobachtete. Der Elf, von dem er geglaubt hatte, er sei sein Freund, und der offenbar gerade ihren Untergang plante, wirkte äußerst zufrieden.
    Schließlich drang Morgans beruhigendes Gemurmel zu Vivianne durch und sie richtete sich langsam auf. Angstvoll betrachtete sie ihre Hände. Die Haut war unverletzt, brannte nicht einmal. Der Vampir unter ihr ließ ein Zischen hören. «Würdest du jetzt bitte von mir heruntersteigen?»
    Vivianne wunderte sich, wie schmerzverzerrt seine Stimme klang, aber bevor sie besorgt nach Verletzungen suchen konnte, hörte sie schon Cyrons Stimme: «Das ist ja alles sehr romantisch, aber wir haben hier einen Job zu erledigen!» Sie sprang auf, wollte dem Elf ihre Meinung sagen, doch der wandte sich ab und war in derselben Sekunde verschwunden. Morgan stöhnte. Vivianne reichte ihm ihre Hand und zog ihn auf die Füße. «Du bist schwer, was hat das zu bedeuten?»
    «Feenzauber. Wir sind in ihrem Reich, und unserem Freund », er sah in die Richtung, in der Cyron verschwunden war, «scheint die Heimatluft nicht zu bekommen.»
    «Heimat?» Vivianne runzelte ihre Stirn. Kein Wunder, dass Cyron lieber unter den Sterblichen lebte. Was sie sah, war eine bizarre Winterlandschaft. Kalter Nebel dämpfte jeden Laut, doch am bleigrauen Himmel hing eine silberne Scheibe, die sie in ihrer Panik für die Sonne gehalten hatte, die aber bei genauerem Hinsehen ebenso ein bleicher Erntemond hätte sein können, wären da nicht diese winzigen Flammen in blassem Orange gewesen, die den Rand des Himmelskörpers umzüngelten.
    Aus dem Augenwinkel heraus nahm sie eine Bewegung wahr und wich instinktiv zurück. Ein Eisreiter näherte sich, und als sie genauer hinsah, entdeckte sie hinter ihm drei Gestalten, die sich gegen den Wind stemmten und doch nicht vorankamen. Sie trugen lange Gewänder und auf ihren Köpfen saßen gefrorene Mützen. Kein Laut war zu hören, außer dem Wind in ihren Ohren, aber ein ungutes Gefühl veranlasste sie, sich umzuwenden. Gerade noch rechtzeitig, wie es schien, denn die Hexe aus glitzernden Kristallen hatte gewiss nichts Gutes im Sinn, als sie geradewegs auf sie zugeflogen kam.
    Jemand langte nach ihr, sie schrie, doch der Laut gefror bereits auf ihren Lippen zu einem Gebilde, das klirrend zerbrach, als Morgan danach schlug. «Still!», flüsterte er, und sie spürte seine kalten Lippen an ihrem Hals. «Jedes Wort kann hier zu einem eisigen Ungeheuer werden.»
    Aber die Figuren, sieh doch nur! Er strich ihr beruhigend über die Wange, aber tat so, als habe er sie nicht gehört. Vivianne versuchte es noch einmal, sogar in ihren Gedanken klang ihre Stimme wie von Tränen erstickt. Morgan, ich habe Angst!
    «Er kann dich nicht hören.» Cyron trat aus einer Kristallwolke, und hätte sie diese Gestalt nicht

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