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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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kein Zurück mehr. Dass man sie ausgerechnet in seiner ehemaligen Heimatstadt London ihre ersten Schritte hatte tun lassen, überraschte ihn nicht. Die Metropole an der Themse bot den passenden Nährboden für jede Form von europäischer Subkultur und ihre Statthalterin handhabte die Gesetze des Rates recht lax. Erstaunlicher fand er, dass es Vivianne schon nach den wenigen Jahren, die sie als Tochter der Nacht erlebt hatte, gelang, ihre Gedanken so geschickt zu verbergen. Allerdings musste sie sich stark konzentrieren. Ob ihre Schutzmechanismen auch noch funktionierten, wenn sie sich leidenschaftlich unter einem erfahrenen Liebhaber wand? Er würde es nicht erfahren. Morgan verbannte seine expliziten Fantasien und die damit einhergehende Erregung rasch in den Tiefen seiner Seele. Wahrscheinlich hatte Vivianne die meisten ihrer Fähigkeiten dem Training durch die Vengadore zu verdanken. Die Brüder würden es kaum gutheißen, wenn ihre gemeinsame Geliebte die sexuellen Vorlieben der Vampire unfreiwillig in die Welt hinausposaunte. Himmel, wie hatte sie sich nur auf einen solchen Deal einlassen können, allein der Gedanke daran ließ eine erstaunliche Wut in ihm aufkochen. Dieser Rabe, der sich bisher aus allem herauszuhalten schien, war eine weitere Irritation. Morgan zweifelte nicht daran, dass, wer auch immer sich hinter der Maske des Vogels verbarg, seiner eigenen Agenda folgte. Stopp! Die gekaperte Limousine hielt am Straßenrand. Ein Fenster glitt fast lautlos herab, der Fahrer drehte den Schlüssel im Schloss und blieb regungslos sitzen. Kannst du mich verstehen? , Morgan wagte kaum, auf eine Antwort zu hoffen.
    Was ist los?
    Er war erleichtert, wenigstens beherrschte sie die lautlose Kommunikation der Vampire nicht nur mit dem seltsamen Vogel zuverlässig. Und dank seiner Umsicht würde niemand, auch kein noch so talentierter Dunkelelf, ihren geheimen Gedankenaustausch verfolgen können. Das Haus wird beobachtet.
    Vivianne sah ihn fragend an. Ich weiß, Nabrah hat mich gewarnt. Wo ist das Problem?
    Diese dumme Gans! Er nahm sich zusammen und sprach sehr deutlich: Das Problem ist ein Profi, der dort drüben auf dem Dach hockt und sich alle Mühe gibt, nicht entdeckt zu werden. Da der Dieb sehr wahrscheinlich einen kundigen Auftraggeber hatte, sonst hätte er nicht so zielstrebig zugegriffen, dürfte das für unseren Freund dort oben ebenfalls gelten.
    Viviannes Mund formte sich zu einem lautlosen «Oh » .
    Allerdings «Oh!» , dachte Morgan. Ich schlage vor, dass du heute nicht in deinem Apartment schläfst.
    Glaubst du, die haben es auf mich abgesehen?
    Das kannst du gerne ausprobieren!
    Vivianne gefiel seine Gleichgültigkeit nicht. Wäre es nicht höflicher gewesen, sie voller Besorgnis zu überreden, sich in Sicherheit zu bringen? Sie hätte sich in diesem Fall ein wenig gesträubt und wäre ihm letztlich doch gefolgt. Natürlich nicht, weil er so überzeugend argumentierte, sondern weil sie fürchtete, er könnte recht haben. Die Schutzzauber um ihr Apartment waren nicht dafür ausgelegt, Sterbliche fernzuhalten, das hätte eine Alarmanlage übernehmen sollen. Es stimmte zwar, dass sie manchmal vergaß, das Ding zu aktivieren, am Abend des Einbruchs hatte sie jedoch daran gedacht. Zumindest war sie ziemlich sicher ... Die magischen Siegel, die den Blutkristall schützten, hätten jeden Zugriff vereiteln müssen. Dennoch war es dem Eindringling gelungen, den Rubin zu entwenden. Er musste über Informationen verfügen, die niemand außerhalb ihrer Familie besitzen sollte. Und wenn diese Vermutung stimmte, dann steckte wahrscheinlich ein Vampir dahinter. Jemand, der um die Bedeutung und die Magie ihres Familienerbes wusste.
    Meinst du, ich könnte ein paar Sachen zusammenpacken? Am liebsten hätte sie diesen Gedanken wieder gelöscht, so jämmerlich hatte er sich angefühlt. Kann ich bei dir bleiben? Das klang auch nicht besser.
    Erschreckt sah Morgan sie an. Er hatte mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht damit, dass sie bei ihm Unterschlupf suchen würde. Hatte sie keine beste Freundin, mit der sie über Mode reden konnte oder was diese Luder sonst noch so besprachen, bis der Sonnenaufgang sie in ihren leblosen Schlaf entführte? Offenbar nicht, und die Frage war auch, ob sie dort
überhaupt sicher wäre. Das Beste wäre es, er behielt sie im Auge. Und obgleich er vorhin womöglich leicht übertrieben hatte, so viel wusste er von
Frauen, dass eine ihres Schlages auch in einer lebensbedrohlichen

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