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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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hatte, trinke ich eine Gallone Schweineblut.»
    «Und was geht dich das an?»
    «Genau genommen nichts», murmelte Morgan. «Hättest du ihn bemerkt?», fragte er lauter.
    «Nein, aber Nabrah ...»
    «Okay, er hat dich gewarnt. Das weiß ich, und was hättet ihr unternommen? Den Jäger nach der Uhrzeit gefragt?»
    Vivianne wusste keine Antwort. Also schwieg sie, bis Morgan schließlich zufrieden nickte und weitersprach: «Komm schon, ein ganz normaler Sterblicher bricht in deine Wohnung ein, überwindet anscheinend ohne große Schwierigkeiten so gut wie unüberwindbare magische Siegel, sucht gezielt nach einem ganz bestimmten Gegenstand, wiederum bestens gesichert möchte ich wetten, und lässt alle anderen Wertsachen unberührt zurück. Wer auch immer dahintersteckt, weiß genau, was er tut.»
    «Nehmen wir einmal an, du hast recht. Wer könnte so etwas tun?»
    «Sag du es mir! Oder noch besser: Frag deine Paten. Das hättest du schon längst tun sollen. Vielleicht hat jemand Stress mit ihnen und lässt das nun an dir aus.»
    «Bestimmt nicht.» Damit meinte sie den Vorschlag, ihre Paten, wie er es netterweise diplomatisch formuliert hatte, zu fragen. Wäre sie nämlich schon früher seinem Rat gefolgt, wie er es sich augenscheinlich gewünscht hatte, wäre sie nicht nach Berlin gelockt, sondern längst in irgendein sicheres Versteck ihrer Familie verschleppt worden. Ein guter Grund, um Morgan dankbar zu sein , dachte Vivianne und bemühte sich um einen versöhnlicheren Ton. «Der Schmuck gehört mir ja nicht einmal. Ich habe keine Ahnung, wer den Einbruch begangen hat. Aber eines weiß ich ganz sicher: Meine Freundin bekommt einen Herzanfall, wenn sie erfährt, dass ihr Collier gestohlen wurde. Und ihr Mann ist ein recht unangenehmer Typ. Ihn kann ich also auch nicht fragen, ob der Diebstahl vielleicht eine persönliche Sache zwischen ihm und einem seiner zweifellos zahlreichen Feinde ist», schwindelte sie mit einem unnachahmlichen Augenaufschlag.
    Morgan sah sie einen Augenblick zweifelnd an, dann sprach er mit neutraler Stimme weiter. «Also gut, ich will dir sagen, was ich im Hotel noch herausgefunden habe. Der schießwütige Söldner mochte seine Gäste nicht besonders. Er hat sich in ihrem Zimmer ein wenig umgesehen, aber außer einer gültigen Bahnfahrkarte nichts Bemerkenswertes gefunden.»
    «Nur eine?»
    «Das ist das Merkwürdige: Das Einbrecherpärchen ist sehr wahrscheinlich zusammen dort angekommen, aber das Rückfahrticket war nur auf ihn ausgestellt.»
    «Dann hat er von Anfang an geplant, seine Komplizin zurückzulassen?»
    «Vielleicht wollten sie getrennt zurückreisen, um ihre Spuren zu verwischen, und der neugierige Rezeptionist hat die Reiseunterlagen der Frau nicht entdeckt. Jedenfalls hat der Zug Paris pünktlich verlassen und unser diebischer Freund blieb brav bis zum Berliner Hauptbahnhof darin sitzen.»
    Vivianne wusste, dass er recht hatte. Über den Aufenthaltsort des Blutkristalls konnte sie zwar nichts sagen, aber er befand sich höchstens fünfzig Kilometer entfernt. Sie hatte keine Ahnung warum, aber sie war sich dessen ganz sicher. Leider waren solche Intuitionen nicht geeignet, um sie Morgan anzuvertrauen, und deshalb fragte sie ihn, wieso er so sicher sei, dass der Einbrecher den Zug nicht unterwegs verlassen hatte.
    «Ich hätte wetten mögen, dass er aussteigen würde», gab er zu. «Aber offenbar fühlte er sich sicher. Ein Freund hat ihn für mich überprüft.»
    «Das Telefonat?»
    «Brillant kombiniert!» Der Kommentar klang nicht einmal sarkastisch.
    Offenbar hält er mich für völlig blöd. Sie hätte zu gerne gewusst, welche Freunde ein einfacher Versicherungsdetektiv hatte, die für ihn tagsüber arbeiteten. Aber Morgan stand auf und nahm einen langen Mantel von der Stuhllehne. «Willst du so auf die Straße?» Sein Blick glitt über den eleganten Hosenanzug und blieb an ihrer Seidenbluse hängen.
    Das Schmunzeln, mit dem er den zusätzlich geschlossenen Knopf quittierte, zeigte, dass er ihre erotische Einlage vor dem Club nicht vergessen hatte.
    Vivianne strich mit einer unbewussten Geste den edlen Stoff glatt. Natürlich war seine Frage berechtigt, immerhin hatte sie während des Flugs gestern darin geschlafen. Trotzdem fauchte sie ihn an: «Was ist daran verkehrt? Sicher wird sich in dieser Gegend niemand an einer ungebügelten Bluse stören. Und darf ich mal raten? Ein Bügeleisen hast du nicht.»
    Der freundliche Ausdruck verschwand aus seinem Gesicht und Morgan

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