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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Wohnbereich Kameras installiert waren. Sie würden also niemals unbeobachtet sein. Die Terrasse ist einigermaßen sicher , erklang seine warme Stimme in ihrem Kopf. Und in Bad und Schlafzimmer habe ich auch für Ruhe gesorgt. Ein wenig Unterhaltung müssen wir ihnen aber schon bieten! Sein Kuss wurde weniger unpersönlich, und Vivianne genoss die lange vermissten Zärtlichkeiten.
    Das zaghafte Klopfgeräusch riss sie aus dem wunderbaren Wohlgefühl. Ein junges Mädchen stand in der Tür. Nicht zuletzt der seidene Schal um ihren Hals verriet dem aufmerksamen Beobachter, dass sie eine Blutsklavin war. «Ich ...», sie löste das Tuch. Himmel, muss das sein! , dachte Vivianne und sagte laut: «Nein, danke!»
    Morgan strich der jungen Frau über die Wange. «Ein andermal, Schätzchen.» Ihr hoffnungsvoller Blick sprach Bände und er lächelte. «Geh jetzt.»
    «Natürlich.» Sie wandte sich zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. «Verzeihung, Mylord.» Sie hatte nur Augen für Morgan. Vivianne schien überhaupt nicht zu existieren. «Sollten Sie Wünsche haben, läuten Sie bitte jederzeit nach mir.» Sie wies auf das Telefon. «Natürlich sind Sie zu unserem Jahresfest eingeladen.»
    «Wann soll das sein?», fragte Vivianne.
    Das Mädchen sah sie erstaunt an, als bemerkte sie gerade zum ersten Mal, dass es Vivianne überhaupt gab. Vielleicht fand sie ihre Frage aber auch absurd. «Heute natürlich.» Sie knickste und fügte entschuldigend hinzu: «Ich vergaß, Sie sind mit unseren Traditionen nicht vertraut.» Ein weiterer Knicks. «Passende Garderobe finden Sie dort im Schrank. Es wird erwartet, dass sich alle Hausgäste um 21.00 Uhr im Ballsaal einfinden.» Mit diesen Worten drehte sich das Mädchen endgültig um und die Tür schloss sich lautlos hinter ihr.
    Vivianne sah auf die Uhr, die ziemlich kitschig in poliertem Messing über dem Kaminsims glänzte. Milovan hatte seine Apartments im maritimen Stil einrichten lassen, da fehlte nicht einmal der antike Schwimmkompass mitten im Raum. Für einen Augenblick beunruhigte sie die Aussicht auf eine Nacht in schaukelnden Hängematten. Aber so weit würde das Oberhaupt einer Stadt wie Berlin gewiss nicht gehen, oder doch? Da sie nicht plante, hier zu übernachten, gab es ohnehin drängendere Probleme. «Um neun, das ist ja schon in einer Stunde. Und ich habe nichts anzuziehen mitgebracht. Warum hast du nichts gesagt?» Morgan hätte doch wissen müssen, dass sein Statthalter heute ein Fest geplant hatte. Selbst er sollte sich an einmal im Jahr wiederkehrende gesellschaftliche Ereignisse dieser Wichtigkeit erinnern können. Ohne große Erwartungen betrat sie das Schlafzimmer, um in den Schrank zu sehen, auf den das Mädchen gewiesen hatte. Das Bett wirkte übrigens ganz normal, ob der Statthalter womöglich ein Wasserbett installiert hatte? Nein, Vampire, so behaupteten die Überlieferungen, überquerten fließendes Wasser äußerst ungern. Da würde doch niemand von einem Traditionalisten verlangen, direkt darüber zu schlafen. Ihre Laune hellte sich deutlich auf. Sie kicherte. Als sie allerdings gleich darauf die Schranktür aufschob, waren diese Überlegungen vergessen. Vivianne stieß einen kleinen Schrei aus und Morgan eilte mit besorgter Miene herbei.
    Sie dagegen war entzückt. «Sieh mal, hier gibt es auch etwas für dich.» Er antwortete nicht, und sie nahm einen eleganten Abendanzug heraus. «Der müsste dir passen.»
    «Kümmere dich nicht um mich», grollte er, drehte sich auf dem Absatz um und inspizierte gleich darauf den Kühlschrank. Misstrauisch roch Morgan an jeder einzelnen Flasche, bevor er sie wieder zurückstellte. Endlich öffnete er die letzte, prüfte sie und füllte zwei Gläser mit dunkelrotem Blut. Vivianne, hin und her gerissen zwischen den wunderbaren Kleidern und dem nicht minder attraktiven Anblick seines Hinterns in der gut sitzenden Lederhose, schämte sich, als er sich umdrehte, ihren Gesichtsausdruck bemerkte und ihr mit wissendem Lächeln ein Glas reichte. Gemeinsam gingen sie auf die Terrasse und sahen über den See, der dunkel und geheimnisvoll vor ihnen lag. «Trink, du wirst nachher alle Selbstbeherrschung benötigen, die du aufbringen kannst. Du darfst auf keinen Fall etwas von dem Blut annehmen, das dort ausgeschenkt wird. Es ist nicht sicher.»
    «Ist nicht diese ganze Veranstaltung sehr riskant, so mitten unter den Sterblichen?» Vivianne war erstaunt. Natürlich gaben die französischen Vampire auch Partys. Der Statthalter

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