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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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der ihr durch den Rückspiegel einen mitleidigen Blick zuwarf. Sie musste sich nicht groß anstrengen, um seine Gedanken zu lesen: Na, ist ja klar. Wenn der die Schicksen immer so behandelt, darf er sich nicht wundern, dass die nicht lange bleiben.
    Kaum hatten sie ihr Ziel erreicht, riss sie die Wagentür auf. Zwei Augenpaare bohrten sich in ihren Rücken und Vivianne hob ihr Kinn noch ein wenig höher, während sie die Eisentür zum Fabrikhof aufstieß, sodass der Stahl gegen das Mauerwerk schlug und ein roter Ziegelstein genau vor ihren Füßen landete. Zum Teufel mit den Regeln! , fluchte sie lautlos und stand in Lichtgeschwindigkeit vor der Wohnung.
    «Bonsoir, ma Puce.» Sie hatte gerade überlegt, ob sie versuchen sollte, die Tür mit einem gezielten Tritt aufzusprengen, da stand Cyron im Rahmen. Er verbeugte sich formvollendet. «Hast du einen guten Tag verbracht?»
    «Los, rein – alle beide!» Morgan klang nicht amüsiert. Instinktiv suchte Vivianne Schutz bei Cyron, was die Stimmung des Hausherrn nicht besserte.
    «Wo ist er?»
    «In Sicherheit.» Cyron legte zur Beruhigung eine Hand auf Viviannes Schulter. «Ich habe ihn gut untergebracht.» Dabei sah er nach oben. Sie tat es ihm gleich und erstarrte. Unter der hohen Decke hing ein mittelalterlicher Eisenkorb, den Cyron an einem Seil nach oben gezogen hatte. Und darin saß Salai. Der Elf lachte, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. «Vom Regen in die Traufe. Es mag ein wenig altertümlich auf dich wirken, aber eine solche Aufbewahrung schadet niemandem. Keine Sorge, ma Puce. Ihm geht es gut.» Er zündete einen Holzspan an und warf ihn in die Schale, die dicht unter dem Käfig stand. Sofort loderte ein Feuer auf. Salai wich in die äußerste Ecke seines Gefängnisses zurück, als die Flammen unter seinen Füßen züngelten.
    Morgan ignorierte Vivianne, die fassungslos ein paar Schritte zurückwich, und auch für den Gefangenen und dessen Ängste hatte er wenig mehr als einen kurzen Blick übrig. Stattdessen wandte er sich an Cyron: «Ich hoffe, dir ist niemand gefolgt.» Als der Elf ihn voll milder Ironie ansah, berichtete er trotz seiner offensichtlichen Verärgerung leise von den Ereignissen im Haus des Statthalters, ließ aber interessanterweise die anschließende Begegnung mit Sebastian aus. Vivianne fragte sich, warum er dies tat. Zumindest verzichtete Morgan dieses Mal darauf, die eigenartige Sprache zu verwenden, die er sonst gerne benutzte ... wahrscheinlich nur, damit sie ihn nicht verstand. Im Gegenzug erhielt er von Cyron eine Zusammenfassung der Ereignisse des Vorabends. Der hatte während der Erzählung des Vampirs zunehmend abwesender gewirkt. Jetzt zeigte er auf den Dieb, der ihn angstvoll anstarrte. «Unser Langfinger hat mächtig Glück gehabt. Mit dem Statthalter ist nicht zu spaßen und noch weniger mit seinem unangenehmen Assistenten. Er sah nach oben. «Nicht wahr, du bereust deine Tat inzwischen?» Der Gefangene nickte eifrig und in seinem Gesicht zeigte sich ein Hauch von Hoffnung. Das Grollen aus Morgans Kehle sorgte jedoch sofort dafür, dass er sich wieder angstvoll in seine Ecke kauerte.
    Cyron hob eine Augenbraue und sah zu Morgan. «Normalerweise würde ich das nicht fragen, aber in diesem Fall ... Habe ich dein Wort, dass du ihn am Leben lässt?» Anscheinend machte er sich weniger Gedanken über Viviannes naturgemäß latenten Hang zu Gewalttätigkeiten. Oder er verließ sich darauf, dass sie sich zum Wohl des Blutkristalls zusammennehmen würde. «Niemand anderes darf ihn richten als seinesgleichen.»
    Vielleicht hatten die beiden Freunde unbemerkt kommuniziert, jedenfalls nahm er Morgans Zustimmung anscheinend als gegeben hin, denn er wandte sich mit einem zufriedenen Lächeln ab. Cyron blies Vivianne einen Abschiedskuss aus der Hand hinüber, und bevor die Tür endgültig hinter ihm ins Schloss fiel, hörte sie das Klacken seiner Absätze auf der Treppe abrupt verstummen.
    «Ich hasse es, wenn sich diese Elfen derartig undurchsichtig geben.» Vivianne fand, es könne nicht schaden, sich bei dieser Gelegenheit vom Elfenvolk, ob nun dunkel oder dem Licht zugewandt, zu distanzieren. Egal, was Morgan von Cyron hielt, auf die Dunkelelfen war er bestimmt nicht gut zu sprechen. Daraus hatte er auch bisher wahrlich keinen Hehl gemacht, und die Inszenierungen des Statthalters und seines Assistenten, beides Dunkelelfen, trugen gewiss nichts dazu bei, ihn milder zu stimmen. Von Sebastians merkwürdigen Auftritten einmal ganz

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