Der Blutmond
Kopf, sodass sie nichts mehr sehen konnte. Ohne ihr Augenlicht war ihre Gabe nutzlos. Ihr feines Näschen verriet ihr, dass sie von zwei Vampiren gefangen genommen worden war, was sie überraschte.
"Lasst mich augenblicklich los!", zeterte Luna. Jemand versetzte ihr einen Tritt in den Magen.
"Du kleine Ratte hast uns lange genug ausgespäht!"
"Warst du nur die Vorhut, oder bist du alleine gekommen?", fragten sie die Vampire abwechselnd. Es waren die Stimmen einer Frau und eines Mannes, die sie beide nicht kannte.
"Seid ihr denn verrückt geworden?
Die Werwölfe wollen uns auslöschen! Wir gehören doch alle derselben Art an und sollten uns verbünden, um gegen sie anzukämpfen.Wie könnt ihr nur gemeinsame Sache mit ihnen machen?", fragte Luna die beiden Überläufer und leistete vehement Widerstand. Dieses Mal bekam sie eine gellende Ohrfeige. Der grobe Stoff des Sacks vermochte nicht den Schlag abzudämpfen. Luna sah ein, dass es keinen Sinn machte den Vampiren ins Gewissen zu reden, denn scheinbar hatten sie keines.
"Ihr seid noch dümmer als der haarige Flohbeutel, der sich euer Anführer nennt. Wenn Baddo das Ritual vollzogen hat, wirkt es sich auf alle Vampire auf der Erde aus. Magnetfelder werden sich verschieben und in solch einer Frequenz schwingen, sodass es die vampirtypische Eiweißzusammensetzung unseres Blutes zum Kochen bringt, bis wir innerlich verbrennen und zu Asche zerfallen. Was auch immer er euch versprochen hat, war ein Lüge, denn er nützt euch nur aus!Glaubt ihr denn wirklich, dass es dafür einen Schutz gibt, der euch vor den tödlichen Schwingungen bewahren wird?" Luna schnaubte belustigt aus. Das betretene Schweigen war ihr Antwort genug. Die Vampire hatten scheinbar keine Ahnung wie sich das vollzogene Ritual, auf ihre Art auswirken würde. Sie hatten blindlings den Versprechungen des Rudelführers vertraut. Ein Fehler, der ihnen teuer zu stehen kommen würde, den sie mit ihrem Leben würden bezahlen müssen.
"Halte deinen Mund! Wir glauben dir kein Wort. Du willst nur Verwirrung stiften, aber darauf fallen wir nicht rein!", erwiderte der scharfzüngige, weibliche Vampir.
"Du kommst erst mal mit uns mit. Und wehe du gibst einen Mucks von dir, dann nageln wir dich zu der Anderen mit ans Kreuz!", drohte ihr der männliche Vampir.
"Was soll das heißen?Elester, glaubst du denn wirklich, was diese weißhaarige Unruhestifterin gesagt hat?", raunte sie ihm aufgebracht zu, denn scheinbar war sich nicht damit einverstanden, was er vorhatte.
"Zumindest kann es nicht schaden, der Sache auf den Grund zu gehen. Vielleicht stimmt es ja, was sie gesagt hat. Wir verstecken sie erst mal und fühlen dem Werwolf auf den Reißzahn. Nur um sicher zu gehen, Jinx, damit wir nicht in unser eigenes Verderben laufen", schlug Elester vor. Es hatte ihm zu denken gegeben, was ihre Gefangene gesagt hatte, schließlich hatten sie keinerlei Ahnung davon, welche Auswirkungen das Ritual tatsächlich mit sich bringen würde. Sollte die Geisel mit ihren Anschuldigungen also Recht behalten, saßen sie gewaltig in der Patsche.
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Mimma war mit den Nerven am Ende, denn die anstrengende Wanderung durch den Wald verlangte ihr nicht nur körperlich einiges ab, sondern auch mental. In Gedanken ging sie alle möglichen Szenarien durch, was sie erwarten würde, sobald sie ihr Ziel erreicht hatte. Doch letztendlich hatte sie keine Ahnung, was tatsächlich auf sie zukommen würde. Es war eine Zerreisprobe, der ihre Psyche kaum standhielt. Sie hatte Angst. Angst davor zu versagen und Angst davor zu sterben.
Würde es ein schneller oder ein qualvoller Tod werden?
Einzig der Gedanke an Raven hielt sie davon ab, ihrem Fluchttrieb nachzugeben und sich im nächsten Loch zu verkriechen, bis alles vorbei war. Sie schwor sich ihren Geliebten zu retten und das wollte sie unbedingt schaffen, bevor es zu spät war. So setzte sie mutig einen Fuß vor den anderen und ging weiter.
Ihr Gewaltmarsch schien kein Ende nehmen zu wollen. Langsam beschlich sie das Gefühl, dass sie womöglich die Karte doch falsch gelesen hatte und vom Weg abgekommen war. Da ihr nichts Besseres einfiel, kletterte sie auf einen Baum und erklomm den Wipfel. Von hoch oben wollte sie sich einen Überblick verschaffen, in der Hoffnung irgendeine Markierung zu erspähen, die ein Indiz für die Höhle sein könnte.Die Äste des Baumes waren nicht besonders kräftig. Je höher sie kletterte, umso dünner wurden sie. Mimma balancierte auf einem Ast, der nicht dicker war
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