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Der Blutmond

Der Blutmond

Titel: Der Blutmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Hudspeth
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ist, als ob sich eine Mauer aus einer zähflüssigen schwarzen Masse vor mir aufgebaut hätte, durch die ich nicht durchkomme!

Wie machst du das?", fragte Flora verblüfft. An ihrem abwesenden Blick konnte man erkennen, dass sie noch immer nach einem Weg suchte, durch die Mauer zu brechen, die Mimmas Seelenbild und somit ihr Geheimnis beschützte. Der Geheimniskrämerin fiel ein Stein vom Herzen, dass ihre Affäre von der Seelenleserin doch nicht entdeckt wurde. Jedoch war sie ebenso überrascht wie Flora, denn für gewöhnlich konnte sie noch immer jedes verborgene Mysterium zutage fördern. Sie wusste nicht, wie sie es anstellte, doch sie erkannte die Chance, die ihr gegeben wurde, ihre geheime Liebschaft so lange wie möglich zu verbergen, bis womöglich irgendwann der richtige Zeitpunkt gekommen sein würde, sich den Anderen mitzuteilen. Doch bis es soweit war, fühlte sie sich sicher.

"Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich das mache, Flora.

Vielleicht ist es ein Nebeneffekt meiner eigenen Gabe?" Flora stand vor einem Rätsel. Sie wollte und konnte es partout nicht verstehen, wie jemand ihrer Gabe, die bisher noch nie versagt hatte, widerstehen konnte. Der Gedanke, sich zum ersten Mal eine Niederlage eingestehen zu müssen, zermürbte sie zusehends. Sogar ihre Lockenpracht schien an Sprungkraft verloren zu haben und schlapp herunterzuhängen.

"Flora, es tut mir leid, ich weiß wirklich nicht, wie ich das mache", meinte Mimma wahrheitsgetreu. In ihr kam ein Gefühl auf, als ob sie sich bei Flora entschuldigen müsste.

Doch wofür?

"Ich muss jetzt gehen." Flora sprang elegant wie eh und je vom Bett herab und eilte auf die Zimmertür zu.

"Sehen wir uns dann später?", rief ihr Mimma hinterher.

"Aber gewiss doch", erwiderte Flora mit dünner Stimme, bevor sie in den Flur entschwand und die Tür leise hinter sich schloss. Mimma war ratlos. So hatte sie Flora noch nie zuvor gesehen. Sonst war sie eine stets fröhliche und ausgelassene Persönlichkeit, die nie müde wurde zu lächeln. Doch dieses für sie verstörende Erlebnis hinterließ Spuren bei ihr.

Lange verweilte Mimma gedanklich nicht mehr bei Flora, denn der Vibrationsalarm ihres Mobiltelefons ertönte. Es war wieder eine Nachricht von CORVUS.

    Ich vermisse dich

Ich schmecke dich

Ich brauche dich

Du hast mein Herz gestohlen und ich überlasse es mit Freuden in deiner Obhut

Das waren die schönsten und romantischsten Worte, die ihr jemals jemand gesagt hatte. Und es tat ihr gut, so etwas zu lesen. Raven gab ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Nun war sie es, die wie ein Honigkuchenpferd bis über beide Ohren grinste. Verträumt umarmte sie wieder eines der Kopfkissen und dachte nun intensiv über ihre Liebelei mit dem Wolfsjungen nach.

Die Gefahr und das Verbotene hatten durchaus ihren Reiz und verstärkten das Gefühl der Verliebtheit. Und da sie wusste, dass ihr Geheimnis nun sicher war, gab sie sich ihren Empfindungen ganz und gar hin, denn sie musste nicht mehr befürchten, dass Flora mit ihrer Gabe etwas herausfinden könnte. Raven und sie waren sicher. Vorerst.

    *****

An diesem Tag war nicht viel los gewesen im Wolf's Howl. Die letzten zwei Gäste verließen die Bar zeitig, bei Einbruch der Dunkelheit und gaben Raven reichlich Trinkgeld. Er hatte extra für sie die Grillplatte angemacht, um ihnen Steaks zu braten. Das Geld deckte gerade so die Unkosten für das verbrauchte Gas und den Strom.
Doch Raven machte sich nichts daraus, denn er betrieb die Bar eher als Hobby, als damit reich zu werden. Zudem hatte er aus früheren Tagen, als er sich seine Zeit mit Pokerspielen vertrieb, ein dickes finanzielles Polster, worauf er zurückgreifen konnte, falls die Einnahmen aus der Bar nicht genügten, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein solcher Fall traf jedoch selten ein, da Raven ein eher genügsames Leben führte.

Aus schnellen Autos machte er sich nichts, noch aus teurer Markenkleidung, oder gar protzigem Schmuck. Er brauchte keinen Luxus, um glücklich und zufrieden zu sein. Im Gegenteil. Gerade die schlichten und einfachen Dinge fanden bei ihm Anklang.

Das Einzige, was ihm im Leben noch fehlte, war die richtige Partnerin an seiner Seite. Dank seinem guten Aussehen hatte er keinerlei Schwierigkeiten, Frauen kennen zu lernen. Es waren viele Frauen. Die unterschiedlichsten Typen. Doch eines hatten alle gemeinsam.
Sie boten sich ihm an, ohne dass er sich um ihre Aufmerksamkeit bemühen musste, und dieses Verhalten sagte ihm

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