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Der Blutrichter

Der Blutrichter

Titel: Der Blutrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Stelling
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auf deren Wort man sich verlassen kann.«
    »Wir brauchen einen Vertrag, in dem alles festgelegt wird«, beschloss Störtebeker. »Der Vertrag wird von beiden Parteien unterzeichnet und von den Zeugen bestätigt. Danach können wir sicher sein, dass alles gut ausgeht. Wilham von Cronen wird uns nach Hamburg bringen. Er wird uns dort der Bevölkerung präsentieren und sich feiern lassen. Sobald sich alles beruhigt hat, handeln wir den Preis aus und können nach Hause gehen.«
    »Wir haben die Möglichkeit, hier und heute zu gewinnen«, widersprach Hinrik. »Wir hatten die Hanseaten so weit, dass einige von ihnen geflüchtet sind. Und wir haben keinen einzigen Mann verloren. Wir schaffen es. Wir entern eine Kogge und verschwinden.«
    Störtebeker blickte zu dem Durchgang zwischen den Inseln hinüber, dachte nach und schüttelte den Kopf. »Da draußen liegen nicht nur vier Koggen, sondern vor allem die ›Bunte Kuh‹. An ihr kommen wir nicht vorbei. Machen wir uns nichts vor. Wir sitzen in der Falle. Mir dreht sich der Magen um bei dem Gedanken, mich von Cronen zu ergeben, aber wir haben keine andere Wahl.«
    »Und das Geld?«, fragte Hinrik.
    »Eine kleine Reserve haben wir noch«, lächelte Störtebeker. »Für unsere Freiheit geben wir sie her.«
    Hinrik machte weiterhin Bedenken geltend. Allzu schlecht waren die Erfahrungen, die er mit dem Ratsherrn gemacht hatte. Er wusste, wie sehr Wilham von Cronen ihn hasste, und ihm ging nicht aus dem Kopf, dass dieser ihm angedroht hatte, ihn auf jeden Falls aufs Schafott zu bringen. Er glaubte nicht daran, dass der Richter ihn laufen lassen würde. Einmal war er ihm und seinem Henker entkommen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihm dies ein zweites Mal gelingen würde.
    |498| Störtebeker ging nun von einem der Likedeeler zum anderen, um mit jedem Einzelnen zu sprechen. Als er danach zu Hinrik und Gödeke Michels zurückehrte, nickte er. »Wir sind uns einig«, berichtete er. »Kein einziger unserer Männer hat sich dagegen ausgesprochen. Wir setzen einen Vertrag mit von Cronen auf, und dann legen wir die Waffen nieder. Hinrik, Ihr werdet uns beim Vertrag helfen. Keiner von uns kann so gut lesen und schreiben wie Ihr.«
    Damit hatte Hinrik bereits gerechnet. Er war einverstanden. Zusammen mit Störtebeker und Gödeke Michels watete er über den weichen Wattboden auf Wilham von Cronen und die anderen Ratsherrn zu, die bereits auf sie warteten.
    »Das alles muss schriftlich festgelegt und von beiden Parteien sowie von den Zeugen unterzeichnet werden«, verlangte Störtebeker, als sie ihnen gegenüberstanden.
    »Einverstanden«, erklärte Wilham von Cronen.
    »Dann sei es so«, stimmte Störtebeker zu. »Sobald die Verträge unterzeichnet sind, legen wir die Waffen nieder und ergeben uns.«
    Seine Worte lösten einen Begeisterungssturm vor allem auf Seiten der Hanse aus. Keiner der Männer war erpicht darauf, im Kampf zu sterben oder schwer verletzt zu werden. Wilham von Cronen hatte es deutlich gesagt. Der Hanse ging es ums Geld. Also würden Männer wie er und die anderen reichen Handelsherren den Vorteil von einer Einigung mit Störtebeker haben, nicht aber die einfachen Kämpfer.
    Gemeinsam, jedoch nach Parteien klar getrennt, begaben sich alle zu den gestrandeten Koggen. Claas Störtebeker, Gödeke Michels und Hinrik vom Diek stiegen an Bord, um den Vertrag aufzusetzen. Eine Stunde darauf trat Störtebeker an die Reling der Kogge und hielt das |499| Papier hoch, um es seinen Männern zu zeigen. Der Kampf war zu Ende. Die Freibeuter legten ihre Waffen ab.
    Hinrik war der Letzte, der sich von seinem Schwert trennte. Es fiel ihm schwer. Er hatte das Gefühl, dass er trotz allem ein zu hohes Risiko einging.
    Beruhigend und tröstend zugleich für ihn war allein der Gedanke, dass Greetje nicht in Gefahr war.

|500| Das Wort eines Ratsherrn
    »Es ist noch nicht vorbei«, sagte Inga Grotjahn, als Greetje die Treppe herunterkam, um auch an diesem Morgen nach den verwundeten Männern zu sehen.
    »Wie meint Ihr das?«, fragte sie.
    »Hein Schwan kämpft. Er geht von Haus zu Haus und verbreitet die übelsten Geschichten über Euch«, antwortete die Kapitänsfrau. Sie wirkte seltsam verschlossen, so als hätte sie weitaus mehr vor ihr zu verbergen als nur ihren heidnischen Glauben. »Das Gottesurteil hat eindeutig gegen ihn gesprochen, dennoch gibt es eine Reihe von Helgoländern, die ihm glauben oder die zumindest nachdenklich geworden sind. Immerhin kennen sie Hein seit vielen

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