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Der Blutrichter

Der Blutrichter

Titel: Der Blutrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Stelling
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unter Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit leidet – oder es ist Hexerei!«
    Hinrik war vollkommen überrascht. Mit einer solchen Möglichkeit hatte er überhaupt nicht gerechnet. Er hatte an krumme Geschäfte gedacht, die Wilham von Cronen und sein Sohn betrieben, vielleicht ein verborgenes Zusammenspiel mit den Freibeutern um Störtebeker oder anderen Freibeutern, worauf ja die Begegnung auf dem Schiff in der Störschleife hingedeutet hatte, nicht aber an eine Tragödie, die sich in seinem Haus selbst abspielte und die von erheblicher Tragweite auch für ihn war. Wenn der Rothaarige die Wahrheit sagte und es Greetjes Tee war, der die Frau vergiftete und allmählich in den Tod trieb, befand er sich in einer äußerst schwierigen Lage. Der Verdacht würde zwangsläufig auf Hans Barg und seine schöne Tochter fallen. Doch nein! Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Greetje an dem teuflischen Plan beteiligt war.
    Auf keinen Fall konnte er sie auf die Behauptung des Rothaarigen ansprechen, denn ob sie der Wahrheit entsprach, musste erst bewiesen werden. Der Diener war wütend über seine Entlassung und nicht mehr ganz nüchtern gewesen. Was einem Mann in einer solchen Situation über die Lippen kam, durfte man nicht auf die Goldwaage legen. Als Lüge allerdings ließ es sich auch nicht einfach |209| abtun. Seltsam war immerhin, dass Greetje seit mehr als einem halben Jahr Abend für Abend ein wenig Tee zu von Cronen brachte, nicht aber eine größere Menge, die für mehrere Tage oder gar Wochen gereicht hätte. Wäre der Tee in größeren Mengen allzu giftig und hätte Frau von Cronen auf der Stelle umgebracht?
    Obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass Greetje irgendetwas mit einem Anschlag auf Frau von Cronen zu tun hatte, scheute er davor zurück, sie ganz offen zu fragen. Er fürchtete, eine Antwort zu erhalten, die seine Liebe zu ihr jäh zerstören würde. Doch die Beschuldigung des entlassenen Dieners ließ ihm keine Ruhe, und bei ihrer nächsten Begegnung spürte Greetje, dass ihn etwas bedrückte. Sie bedrängte ihn so lange, bis er endlich damit herausrückte.
    »Was ist das eigentlich für ein Tee, den du Margareta von Cronen immer bringst?« Sie schlenderten durch eine der Gassen, die zum Hafen führten, und begutachteten die Waren an den verschiedenen Verkaufsständen. Bei einem Händler kaufte Greetje ein Bündel Zwiebeln, bei einem anderen einige Gewürze.
    »Warum willst du das wissen?« Überrascht blickte sie ihn an, während ihre Hände sanft über ein farbiges Tuch glitten, das ihr eine Weberin zum Kauf angeboten hatte.
    »Ich habe Mutter Potsaksch davon erzählt«, schwindelte er. »Sie könnte einen heilenden Tee gut brauchen, aber ihr fehlt das Geld, um ihn bei deinem Vater zu kaufen. Und so möchte sie die Kräuter im Wald sammeln.«
    Greetje war arglos. Sie dankte der Weberin mit einem freundlichen Lächeln und ging weiter, ohne zu kaufen. »Ich habe keine Ahnung. Mein Vater stellt das Rezept zusammen. Aber wenn wir in seiner Apotheke nachsehen, kann ich es dir sagen. Ob das aber gegen Mutter Potsakschs Beschwerden hilft, weiß ich nicht.«
    |210| »Das wird sich zeigen. Jedenfalls möchte sie nicht, dass dein Vater etwas davon erfährt. Sie fürchtet, dass sie dann etwas bezahlen muss«, erklärte er. »Immerhin verdient er mit solchen Rezepten sein Geld. Aber Mutter Potsaksch ist arm. Ich würde ihr gern helfen. Wenn du willst, dann bezahle ich.«
    »Nein, nein, nicht nötig«, wehrte Greetje ab. Sie hatten das Ende der Gasse erreicht. Einen Moment lang zögerte sie, dann bat sie ihn, mit ihr ins Haus zu gehen. »Mein Vater schläft.«
    Hinrik war überrascht. Es war früh am Abend, viel zu früh, um sich schlafen zu legen. Gerade um diese Zeit wurde der Arzt normalerweise zu seinen Patienten gerufen. Dass er sich schon jetzt zur Nachtruhe hingelegt hatte, war ungewöhnlich. Doch er stellte keine Fragen. Er folgte der jungen Frau ins Haus. Aus dem oberen Stockwerk war Schnarchen zu hören.
    Greetje legte mahnend einen Finger an die Lippen und führte ihn in eine kleine Kammer. »Vaters Apotheke«, sagte sie. Auf zahlreichen Regalen waren Dutzende von Fläschchen, Töpfen und Beuteln sorgfältig aufgereiht und beschriftet. In lateinischen Worten war der Inhalt festgehalten. Auf einem Schreibpult lag ein ganzer Stapel von Rezepturen. Der intensive Geruch von Kräutern erfüllte den Raum.
    Greetje ging zu dem Pult und sah die Rezepturen durch.
    »Du kannst lesen und

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