Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
1,82 Meter groß und hatte sehr lange Arme und Beine. Für diese Gewichtsklasse einfach ein ungewöhnlich großer und dünner Typ.
Also wieder nur Vizeweltmeister. Klar, trotzdem ein Riesenerfolg. Aber man will ja auch mal Weltmeister werden! Zwei Jahre später kam dann die nächste Chance, wieder in London. Davor hatte ich noch einen Europameisterschaftstitel abgeräumt. Und 1985 hat es dann endlich geklappt. Gegen den Iren Gerry Kidd bin ich zum ersten Mal Weltmeister bei den Amateuren geworden. Die Zeitungen nannten mich »Kickbox-King Kuhr«.
Auch wenn ich nicht Fußball spielen wollte: Am Ende wurde doch ein Champion aus mir!
Der Unterschied zwischen den Amateuren und den Profis im Kickboxen ist eigentlich nur, dass man als Amateur nicht mehr als drei Runden kämpft – als Profi bis zu zwölf. Die Preisgelder lagen zwischen 2000 und 10 000 DM, und das auch nur bei WM-Kämpfen, bei den anderen Titelkämpfen gab es noch weniger. Es war also nicht genug, um davon allein leben zu können, nur ein guter Zuverdienst.
Was mich bei den Amateuren immer am meisten störte, war, dass es extrem viele Fehlurteile gab. Ich wurde auch mehrmals Opfer solcher Fehlurteile. Zum Beispiel 1987 bei der WM in Deutschland, in München. Gleich beim ersten Kampf gegen einen Italiener wurde ich richtig verladen. Man hatte den Eindruck, als wäre da eine echte Kickbox-Mafia am Werk: Der Weltpräsident der WAKO war ein Italiener, und der stand natürlich immer hinter seiner Mannschaft.
Zwei Runden lang dominierte ich den Gegner »von München bis Rom«. In der dritten Runde nahm ich mich ein bisschen zurück, da ich davon ausging, sowieso mit zwei Runden klar zu führen. Aber selbst in dieser Runde war der Kampf ausgeglichen, was man auf den Videos ganz deutlich erkennen kann. Aber ganz zum Schluss traf mich der Italiener doch noch mit einem Faustschlag am Kinn, und ich ging für eine Sekunde zu Boden. Ich stand sofort wieder auf und wollte weiterkämpfen, aber da läutete schon der Schlussgong. Der Ringrichter konnte mich dadurch nicht mehr anzählen, obwohl er das hätte tun müssen. Durch das Anzählen hätte ich diese eine Runde eventuell punktemäßig an den Italiener abgeben müssen und hätte trotzdem noch haushoch gewonnen. Aber weil eben der Ringrichter mich nicht angezählt hatte, fingen die italienische Mannschaft und der Weltpräsident der WAKO sofort wie wild zu wettern an. Die Punktrichter ließen sich davon wohl zu sehr beeinflussen und erklärten meinen Gegner zum Sieger.
Für mich war das ganz eindeutig Betrug. Ich war so entsetzt und enttäuscht, dass ich mit dem ganzen Amateurkram nichts mehr zu tun haben wollte. Ich meine, die haben mich um meinen Weltmeistertitel betrogen! Im ersten Moment brach für mich die Welt zusammen.
Zu dem Zeitpunkt schwor ich mir, nur noch Profikämpfe zu machen. Allerdings überredete mich der Bundestrainer dann doch noch mal, 1989 an der WM teilzunehmen. Zu allem Übel fand die in Italien statt. Ich war auf diese Mannschaft sowieso schon nicht gut zu sprechen. Und man kann es wirklich kaum glauben, aber die besaßen doch wirklich die Frechheit, so ein Ding noch ein zweites Mal mit mir abzuziehen. Obwohl ich dem Italiener erneut ganz klar überlegen war – und das kann auch anhand der Videos bewiesen werden –, haben sie mich wieder verlieren lassen. Da hatte ich dann wirklich genug von diesen »Amateuren« – im wahrsten Sinne des Wortes – und wechselte zu den Profis.
1990 wurde ich zum ersten Mal Profiweltmeister, in Mannheim. Mein Gegner war der amtierende Europameister im Thaiboxen, Dennis Sigo aus Schweden. Kein leichter Gegner. Kaum einer hatte erwartet, dass ich ihn schlagen würde. Das Urteil ging aber relativ knapp zu meinen Gunsten aus. Im Grunde hätte es viel deutlicher sein können, aber ich hatte mich anfangs etwas zurückgehalten. Die ersten Runden kämpfte ich eher defensiv, denn es war mein erster Fight über zehn Runden. Ich konnte noch nicht einschätzen, wie sehr mich die hohe Rundenzahl erschöpfen würde. Also ging ich den Kampf vorsichtig an. Zum Schluss war ich konditionell noch so fit, dass mir ein paar Runden mehr auch nichts ausgemacht hätten.
Der Atem stand mir dann aber doch noch mal still. Mit nach Mannheim waren zwei Reisebusse voller Fans gekommen. Und diese Fans gerieten bei der Siegerehrung außer Rand und Band. Sie stürmten den Ring, packten mich und schmissen mich dreimal hoch in die Luft. Ich konnte nur beten, dass sie
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