Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
hieß: Alles top, wir wollen Sie buchen, aber mal sehen, wie flexibel Sie sind. Wir haben einen Gast, der liegt im Krankenhaus, wird operiert, und der braucht sofort 24 Stunden bewaffneten Personenschutz.
Ich sagte: »Kein Problem, machen wir. Aber wir brauchen noch ein paar Informationen: Wer ist der Mann? Warum braucht er bewaffneten Personenschutz? Woher kommt die Gefährdung?« Und, und, und …
So was muss ich wissen, wenn ich einen Menschen wirklich schützen soll. Wenn ich nicht weiß, woher die Gefährdung kommen kann, kann ich sie auch nicht abwehren. Schließlich bin ich auch für meine Mitarbeiter verantwortlich, dass ihnen nichts passiert. Also muss ich die Gefahr kennen.
Doch das interessierte meinen zukünftigen Auftraggeber wohl nicht, denn er fiel mir sofort ins Wort: Ich solle nicht so viele Fragen stellen. Er fragte Slim auf Arabisch, warum ich so viele neugierige Fragen hätte. Slim antwortete nur: »Das ist eben Herr Kuhr, mein Chef, der ist so, das ist sein Job.«
Daraufhin erwiderte der Adjutant: »Wir bezahlen mehr als gut, aber nicht dafür, dass Sie Fragen stellen.«
Da stand ich auf und sagte: »Suchen Sie sich einen anderen, schönen Tag noch.«
Ich wollte den Raum verlassen, aber er hielt Slim fest und donnerte los: Was ich mir einbilde, und warum ich so viel rede, und so weiter. Am nächsten Tag rief er noch mal an. Aber ich wollte nicht mehr. Ich habe eben meine Prinzipien.
Ein anderer Grund, warum ich Aufträge ablehne, ist natürlich, wenn ein Kunde von mir überhaupt nicht mit der Polizei zusammenarbeiten möchte. Auf diese Weise sind mir schon öfter Aufträge flötengegangen, aber das ist mir egal.
Ein Kunde, der mich immer wieder bucht, ist der Bauunternehmer Peter Kories. Wir sind bereits weit über 30 Jahre eng befreundet. Kennengelernt haben wir uns, wie sollte es anders sein, übers Kickboxen. Er war mein Schüler und ich musste ihn im Sparring immer ermahnen, nicht voll zuzuschlagen. Er hat sich vom kleinen Betonbauer zum Baugiganten hochgearbeitet und ist jetzt Inhaber und Geschäftsführer der Berliner Baufirma BSS. Ein paar seiner bekanntesten Objekte sind »Das Schloss«, das Ritz-Carlton-Hotel, das Mariott-Hotel, das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das Sony-Center und die Gropius-Passagen.
Gerade in der Baubranche gibt es viele sicherheitsrelevante Probleme. Damit meine ich jetzt nicht nur die übliche Baustellenbewachung. Vielmehr gibt es häufig Querelen zwischen den vielen Subunternehmern, die bei einzelnen Bauvorhaben beschäftigt werden. Das läuft so: Der Generalbauunternehmer beauftragt einen Subunternehmer mit der Durchführung einer Aufgabe. Der erste Sub gibt den Auftrag wieder an einen weiteren Sub ab usw. Bei der Abnahme des Baus gibt es dann meist eine Mängelliste. So lange diese Mängel nicht ausgeglichen sind, wird nur ein Teil des Geldes für die erbrachte Leistung an den Generalbauunternehmer bezahlt. Auch wenn der Generalbauunternehmer die Rechnung »seines« Subunternehmers schon beglichen hat, hat er keinen Einfluss darauf, ob derjenige den Subsub schon bezahlt hat. Der Subsub glaubt aber, dass der Hauptauftraggeber das gesamte Geld einbehält und bedroht diesen dann.
Es kam also schon vor, dass Peter richtig in Gefahr war. Das klingt erst mal komisch, aber wenn man sich die Summen vorstellt, um die es da geht … Ich bin in so einem Fall für meine Kunden auf Standby und jederzeit erreichbar. Manchmal übernehme ich sogar die Telefonate mit den Subsubunternehmern, von denen die Drohungen kommen. Einen hatte ich, der war enorm aggressiv. Der drohte mit Mord und Totschlag. Ich vereinbarte erst mal ein Treffen mit ihm.
Zum vereinbarten Treffpunkt brachte er einen Schwarm an Leuten mit, die sehr gefährlich aussahen. Ich war allerdings nicht unvorbereitet und hatte auch mein Team dabei, das unter Umständen nicht nur nett ist. Anders als am Telefon, war der Subsub selbst plötzlich ganz friedlich. Das Gespräch ging lange. Erst mal gab es ein bisschen Geplänkel hin und her. Als ich mir sicher war, dass meinem Kunden nichts geschehen würde, holte ich ihn dazu und wir trafen uns alle am großen runden Tisch. Jeder erzählte seine Geschichte, und es kamen alle Papiere, Rechnungen und Belege auf den Tisch. Am Schluss gingen doch tatsächlich alle mit einem Lächeln nach Hause, und die Sache war erst mal ruhig.
Mindestens so wichtig wie der Personenschutz sind für mein Geschäft die Objektbewachung und der Veranstaltungsschutz.
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