Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
schnell. Personenschützer wird man nicht, indem man irgendwo eine dreimonatige Ausbildung absolviert. Das ist lediglich ein kleiner Baustein. Diese kurzen Ausbildungen sind aus meiner Sicht nur Geldschneiderei. Oft erfüllen die Absolventen dieser Kurse nicht mal im Ansatz die Kriterien für eine erfolgreiche Tätigkeit als Personenschützer.
Die Sparte Personen- und Begleitschutz macht nur ca. zehn Prozent meines gesamten Auftragsvolumens im Jahr aus. Man denkt nun, dass das wenig ist. Aber im Vergleich zu anderen Firmen ist das schon viel. Es gibt in Deutschland viele, zum Teil selbsternannte Personenschützer. Aber es gibt bei weitem nicht so viele Schutzpersonen. Insofern ist es sehr schwer, überhaupt an vernünftige und ernsthafte Aufträge in diesem Bereich ranzukommen. Viele Sicherheitsleute behaupten, sie machen Personenschutz. Man muss aber wissen, dass richtiger Personenschutz nur bei Personen mit Gefährdungsstufe III bis I notwendig ist. Bei Stufe III ist eine Gefährdung nicht auszuschließen, Stufe II bedeutet, die Person ist gefährdet, ein Anschlag ist nicht auszuschließen. Die höchste Stufe, I, besagt, dass die Person erheblich gefährdet ist und man mit einem Anschlag zu rechnen hat.
Bei diesen drei Gefährdungsstufen muss man dann auch eine Waffe tragen dürfen. Viele von den sogenannten Personenschützern besitzen aber noch nicht mal einen Waffenschein. Wenn überhaupt, dann kann man hier nur von einem Begleitschutz reden.
Jungen Bewerbern und Interessenten empfehle ich immer, zunächst mal die Ausbildung zur Fachkraft oder Servicekraft für Schutz und Sicherheit zu machen, dann ein paar Jahre lang Berufserfahrung zu sammeln und sich dann bei qualifizierten Ausbildungsträgern im Bereich Personenschutz weiterzubilden. Ich vergleiche das immer mit der Laufbahn bei der Polizei. Dort muss man auch zunächst die ganz normale Ausbildung für die Schutz- und Kriminalpolizei durchlaufen, dann Erfahrung im Einsatz sammeln, und erst dann kann man sich für Spezialeinheiten wie eben den Personenschutz bewerben. Ältere Bewerber, die als Nebeneinsteiger ohne jegliche Security-Erfahrung in diesen Beruf wechseln möchten, haben, wenn sie die unten stehenden Qualifikationen nicht erfüllen, bei mir so gut wie keine Chance.
Am besten ist es, wenn die Anwärter für den Personenschutz über folgende Qualifikationen verfügen:
einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis
Sachkundeprüfung des Bewachungsgewerbes nach § 34 a
Kampfsportausbildung
Führerschein, Klasse 3
Waffenbesitzkarte mit Zuverlässigkeit auf Waffenschein
Mindestalter von 25 Jahren
mindestens 3 Jahre Berufserfahrung im Security-Business
Körpergröße mindestens 175 cm
gute Englischkenntnisse
Erste-Hilfe-Ausbildung
Die ersten sieben Punkte sind für einen Personenschützer ein absolutes Muss. Die anderen Punkte können unter Umständen durch andere außergewöhnliche Qualifikationen ersetzt werden. Das sind in meiner Firma die Mindestvoraussetzungen für eine Anstellung.
Sofern die Anwärter diese Mindestkriterien erfüllen, können sie bei mir als ganz normale Sicherheitsmitarbeiter anfangen. Ich teste sie in allen Bereichen: Objektschutz, Veranstaltungsschutz und als Doorman.
Im Objektschutz sehe ich, ob sie die notwendige Geduld für den Job mitbringen. Wenn sie ihre Arbeit in den Objekten gut erfüllen, obwohl sie langweilig und extrem stupide ist, spricht das schon mal positiv für den Anwärter.
Im Veranstaltungsschutz zeigt sich dann, ob sie sich als Dienstleister verstehen und die Fähigkeit besitzen, auch in unübersichtlichen Situationen und großer Hektik den Überblick zu behalten. Hier muss man improvisieren können, und viele sind dann schon schnell überfordert. Denn das Gelernte ist eben nur Theorie, in der Praxis kommt oft viel Unvorhergesehenes auf einen zu.
An der Tür meiner Clubs wird offensichtlich, ob die Bewerber trotz Provokationen und Beleidigungen ruhig und besonnen bleiben, deeskalierend einwirken und sich im Extremfall dennoch verteidigen können. Wenn man eine Schutzperson begleitet, sollte es kaum vorkommen, dass man in gefährliche Situationen kommt. Dafür hat man normalerweise ein gutes Team, das die Voraufklärung und die Präventionsarbeit durch Informationsbeschaffung so exzellent machen sollte, dass ich mit meiner Schutzperson gar nicht erst in gefährliche Situationen gerate. Daher fehlt vielen Personenschützern, die sich weigern, auch mal an der Tür zu arbeiten, die Erfahrung,
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