Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
waren gerade Mittag essen.«
»Dann dauert es bisschen länger.«
In dem Moment, als ich auflegte, fing ich an zu lachen. Gerd auch. Völlig verrückt! Wir konnten gar nicht mehr aufhören. Am helllichten Tag, mitten in Gerds Laden. Wir haben die ganze Zeit nur gelacht!
Dann sind wir raus an die frische Luft, eine Runde im Karree laufen. Aber es hörte nicht auf: Wir waren nur am Lachen.
Am Abend hatte ich Training, mit meinen Schülern. Am Anfang steht man in der Runde und verbeugt sich zur Begrüßung. Ich stand also da, wollte mich gerade verneigen – zack, ging es wieder los! Ich konnte nicht aufhören zu lachen. Mir war das sehr peinlich. Gerade beim Sport, wo ich mich als Trainer voll unter Kontrolle haben sollte. Also übergab ich das Training an meinen Assistenten. »Mensch, ich weiß nicht, was heute los ist, geht heut nicht«, war meine Ausrede. Natürlich habe ich nicht erzählt, was passiert war.
Am nächsten Tag hat mich Gerd zur Schnecke gemacht. Dass ich nie wieder mit so was ankommen soll. Er fragte: »Weißt du überhaupt, was das war?«
»Nein, keine Ahnung. Paper?«
»Du mit deinem Scheiß ›Paper‹!«, machte er mich an. »Mann, das war LSD! LSD!«
Der war richtig sauer. Aber zum Schluss musste er auch irgendwie über uns grinsen. So was Dummes!
Das waren meine beiden Drogenerfahrungen. Seither habe ich nie wieder dieses Zeug angefasst. Darauf bin ich stolz, weil es in der Szene, in der ich verkehre, ohne diese Drogen nicht zu gehen scheint.
Einmal wollte mich ein Typ zum Koksen einladen, in einer Discothek, die ich betreute. »Komm mal mit, ich hab was für dich«, und zieht mich zur Toilette. Da lag schon eine Linie. Ich kannte den Typen nicht mal!
Ich stellte mich dumm und fragte: »Ja und, was soll ich jetzt machen?«
Er bückte sich, sog die Linie durch die Nase auf und sagte: »So musst du das machen.«
Also beugte ich mich runter, über die Linie, und pustete das Zeug einfach weg. Der ist total ausgeflippt.
Ich schmiss ihn raus aus dem Club: »Du weißt wohl nicht, wer ich bin?«
Mich nervt diese Drogenscheiße total. Ich hasse das Zeug. Es verändert den Charakter der Leute so sehr, und sie merken es nicht mal. Von meinen Leuten macht das auch keiner. Würde es einer machen, würde ich ihn sofort rausschmeißen, denn Drogen machen nur bestechlich.
Bei zwei ehemaligen Mitarbeitern bin ich dahintergekommen, dass sie koksten. Sie haben an der Tür vom »First« gearbeitet. Das ist ein beliebter Club, in den viele reinwollen, aber nur wenige reindürfen. Den Club in Wilmersdorf gibt es seit fast 30 Jahren, und einige prominente Gäste waren schon da gewesen: Michael Douglas, Robert De Niro, Kevin Kostner, George Michael, Liza Minelli, Scheichs und Prinzessinnen und, und, und.
Meine beiden Ex-Mitarbeiter haben sich oft einladen lassen, offenbar jedes Wochenende. Sie dachten, sie wären die Könige. An der Tür und der Garderobe bekamen sie eine Menge Trinkgeld. Dazu noch der eigene Verdienst. Nicht schlecht. Auch die beiden hatten sich völlig verwandelt: Nase hoch. Arrogant. Unbesiegbar. Bis ich es rausbekam und sie vom Thron stieß. Kündigung – ohne Wenn und Aber. So was gibt’s bei mir nicht.
Drogen sind also allgegenwärtig, in den Berliner Nächten. Doch jetzt habe ich was anderes zu tun, schließlich muss ich mich um meinen Bewerber Aliyou kümmern. Den haben wir erst mal im Auto sitzen gelassen. Sein zweiter Auftrag: Beobachten des Eingangsbereichs zum »Adagio«.
Ich positioniere oft Leute außerhalb meiner Clubs. Sie sollen melden, wenn etwas Auffälliges passiert. Besonders wenn Stress zu erwarten ist.
Im »Star Island« hat sich das einmal richtig gelohnt. Das war eine Discothek in Spandau. Vor dem Eingang stand mein Auto mit einem Kameramann drin. Und unserem Hund, einem Dobermann. Um 2.30 Uhr gab es plötzlich Stress, und meine Jungs rannten rein, um die Schlägerei zu beenden und die Übeltäter rauszuschmeißen.
Diana, sie arbeitete da als Selekteurin, stand kurz allein an der Tür. Sie beobachtete, wie einer wie von der Tarantel gestochen rausrannte zum Auto. Dann kam er wie ein Verrückter zurückgerannt und trat gegen die Tür, die Diana grade eben geschlossen hatte. Sie war nur von innen zu öffnen und hatte leider keine Fenster zum Raussehen. Als die Jungs von der Schlägerei zurückkamen, warnte sie den Einsatzleiter des Abends: »Passt auf. Da ist ein Typ draußen, der ist nur am Randalieren.« Von hinten drängelten schon die ersten
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