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Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Titel: Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Götschenberg
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man
will wissen, welches Finanzierungsmodell davor bestanden hat. Olaf
Glaeseker weiß zu diesem Zeitpunkt selbst noch nichts von dem privaten Kreditvertrag, den Christian Wulff mit Edith Geerkens hatte.
Das weiß im Bellevue nur der Bundespräsident selbst. Wulffs dienstliches Umfeld war in die Einzelheiten seiner Hausfinanzierung nicht
eingeweiht. Anfang Dezember erfährt Glaeseker von Wulff, dass es
vor dem Geldmarktkredit der BW-Bank diesen Privatkredit bei der
Frau des Unternehmers Egon Geerkens gab. Da die Bild-Zeitung und auch der Stern weiterhin wissen wollen, wie das Haus in Großburgwedel ursprünglich finanziert worden ist, kommen Wulff und Glaeseker
überein, dass es das Beste wäre, Bild und Stern den privaten Kreditvertrag zu zeigen. Wulff gibt Glaeseker grünes Licht, Einblick in den
Vertrag zu gewähren, allerdings unter der Auflage, dass die Angaben
nicht verwendet werden dürfen, da er die Anonymität der Kreditgeberin schützen will. Wulff glaubt, mit Bild und Stern einen Handel
abschließen zu können. Ein an sich schon schräger Ansatz: den Schleier zu lüften, aber gleichzeitig zu glauben, die Geschichte damit ein für
alle Mal aus der Welt schaffen zu können.

    Am 6. Dezember kommt ein Bild-Reporter ins Bundespräsidialamt,
um sich den privaten Kreditvertrag über 500.000 Euro zwischen
Christian Wulff und Edith Geerkens anzusehen. Über die Absprachen,
die es tatsächlich oder angeblich rund um die Einsicht in den Kreditvertrag gegeben hat, gibt es danach unterschiedliche Aussagen. Glaeseker besteht gegenüber der Bild-Zeitung darauf, dass Bild den Vertrag
nur unter der Voraussetzung habe einsehen dürfen, dass der Name der
Kreditgeberin nicht genannt wird.

    Eine Woche später, am 12. Dezember 2011, schreibt Glaeseker an
Bild: „Da es sich bei der hierzu nachgefragten Anfangsfinanzierung
um einen Privatkredit handelte und die Darlehensgeberin um Vertraulichkeit gebeten hatte, habe ich die hierzu gewünschten Informationen
und Einsichtnahmen in die Vertragsunterlagen nur unter der ausdrücklichen Zusicherung gegeben, dass diese Daten und Fakten weder
weitergegeben noch veröffentlicht werden. Ich behalte mir deshalb
auch an dieser Stelle sämtliche Rechtsschutzmöglichkeiten vor, falls
datenschutzrelevante Belange oder Persönlichkeitsrechte durch eine
Veröffentlichung verletzt werden sollten." Bild hingegen behauptet,
dass es eine solche Absprache nicht gegeben habe. Der Stern, der einen
Tag später, am 7. Dezember, im Bundespräsidialamt Einsicht in den
Kreditvertrag nehmen kann, hatte zunächst darauf verzichtet. Wenn die Informationen nicht verwendet werden dürften, wolle man sich
auch den Vertrag nicht ansehen. Am Tag darauf, so der Stern, habe
man den Vertrag dann einsehen dürfen, und zwar ausdrücklich unter
der Bedingung, dass die Informationen verwendet werden dürften.

    Zunächst scheint die Rechnung von Wulff und Glaeseker tatsächlich aufzugehen: Als Bild-Reporter Martin Heidemanns den privaten
Kreditvertrag einsieht, steht ihm die Enttäuschung über den Namen,
den er liest, ins Gesicht geschrieben. Doch zurück in der Redaktion
schaut man bei Bild dann doch einmal nach, was man über die Verbindung Geerkens-Wulff so findet und stößt auf die Kleine Anfrage,
die die Grünen im niedersächsischen Landtag Anfang 2010 stellten,
als Wulff noch Ministerpräsident war. Es ging dabei um die Frage, ob
geschäftliche Beziehungen zwischen Wulff und dem Unternehmer
Egon Geerkens bestünden, da Wulff bei Geerkens Urlaub gemacht
hatte. Wulff ließ sie im Februar 2010 im Landtag verneinen. Dieser
Umstand wird für Bild zum Aufhänger der Geschichte: Zwar ist die
Kreditgeberin unspektakulär, dafür sieht es so aus, als könne man
Wulff in seiner Amtszeit als Ministerpräsident ein Täuschungsmanöver nachweisen. Von all dem, was hinter den Kulissen abläuft, bekommt die Öffentlichkeit nichts mit, bis am Abend des 12. Dezember
zunächst im Internet bei Bild.de und am folgenden Tag in der BildZeitung der Vorhang aufgeht. In dem Artikel, der den Auftakt zur
Wulff-Affäre bildet und die Lawine der folgenden Wochen auslöst,
stellt die Bild-Zeitung die Frage: „Hat Wulff das Parlament getäuscht?"

     

1001 Nacht und ein böses Erwachen
    s ist Montag, der 12. Dezember 2011. Christian und Bettina
Wulff sind am Abend zuvor mit einer Regierungsmaschine in
Abu Dhabi gelandet, begleitet von einer großen Delegation,
darunter zwölf Unternehmer aus

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