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Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Titel: Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Götschenberg
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Überlaufen gebracht. Nach einer langen Phase der
Entfremdung zwischen dem ehemaligen Bild-Liebling Wulff und der
Bild-Zeitung, die ihren Anfang nimmt, als Wulff Bundespräsident
wird, sei mit der Afghanistanreise endgültig der Ofen aus gewesen,
erklärt man sich im Bellevue den weiteren Lauf der Dinge. In der Tat
beginnt Bild wenig später, die Recherchen zur Hausfinanzierung der
Wulffs massiv voranzutreiben, und entscheidet sich zwei Monate nach
der Afghanistanreise des Bundespräsidenten, ihre frühere Geschäftsbeziehung zu Christian Wulff neu zu erfinden: Aus „Hochschreiben"
wird „Niederschreiben".

    Recherchen im Hintergrund
    ereits Ende 2010 beginnt die Investigativredaktion des Spiegel,
Interesse am Einfamilienhaus der Wulffs in Großburgwedel zu
entwickeln. Anlass für die Recherchen sind Gerüchte, die in
Hannover kursieren, ein bekannter Unternehmer habe Wulff bei der
Finanzierung seines Hauses geholfen. Die Gerüchte kreisen vor allem
um den Namen Carsten Maschmeyer. Der Spiegel beantragt daraufhin, das Grundbuch des Hauses in Großburgwedel einsehen zu dürfen,
was das Amtsgericht Burgwedel im Dezember 2010 aber verweigert.
Das Nachrichtenmagazin klagt sich daraufhin durch alle Instanzen,
scheitert im Januar 2011 auch vor dem Oberlandesgericht in Celle und
bekommt schließlich am 17. August 2011 vor dem Bundesgerichtshof
Recht. In seiner Entscheidung stellt der Bundesgerichtshof fest: „Das
Interesse der Presse an der Kenntnisnahme des Grundbuchinhalts erweist sich gegenüber den Persönlichkeitsrechten der Eingetragenen
vorrangig, wenn es sich um eine Frage handelt, die die Öffentlichkeit
wesentlich angeht - was vorliegend mit Blick auf die herausgehobene
politische Stellung eines der Eigentümer der Fall ist." Es ist eine wichtige Grundsatzentscheidung, die für journalistische Recherchen generell von Bedeutung ist. Bemerkenswert ist, dass der Eigentümer Christian Wulff von der gesamten juristischen Auseinandersetzung um die
Einsicht in sein Grundbuch nichts mitbekommt. Wulff erfährt erst
Wochen nach dem Urteil, dass das Grundbuch seines Hauses für journalistische Recherchen freigegeben wurde. Als der Spiegel schließlich
Einsicht in das Grundbuch nimmt, stellt man ernüchtert fest, dass
kein Unternehmer darin steht, sondern die Stuttgarter BW-Bank.
Enttäuscht wendet der Spiegel sich ab, das Thema ist erledigt - zumindest für den Spiegel.
    Doch der Spiegel ist nicht das einzige Blatt, das in der Sache recherchiert. Die Bild-Zeitung ist nach eigenen Angaben bereits im Frühjahr
2009 an der Geschichte dran und beantragt ebenfalls Einsicht ins
Grundbuch, die aber verweigert wird. Der Stern erkundigt sich im
Februar 2011 beim Bundespräsidialamt danach, wie das Haus der Wulffs in Großburgwedel finanziert worden sei, und bekommt zur
Auskunft, dass die Stuttgarter BW-Bank Kreditgeber „war und ist".
Der Privatkredit wird mit keinem Wort erwähnt. Spiegel, Bild und
Stern recherchieren in der Angelegenheit, und obwohl der Bundespräsident von der juristischen Auseinandersetzung rund um das Grundbuch seines Hauses nichts mitbekommt, ist dem Bellevue aufgrund
der Presseanfragen bewusst, dass die Medien sich für die Finanzierung
des Hauses in Großburgwedel interessieren. Ende November 2011
unternimmt die Bild-Zeitung einen weiteren Vorstoß und macht den
Vorbesitzer der Immobilie in Großburgwedel ausfindig. Man will von
ihm erfahren, wer den Kaufpreis für das Haus überwiesen hat. Das
wiederum bekommt Christian Wulff mit und er ist empört. Spätestens
zu diesem Zeitpunkt ist ihm klar, wie hartnäckig Bild in der Angelegenheit recherchiert. Wenige Tage später wendet sich Bild schließlich
mit konkreten Fragen an das Bundespräsidialamt, in denen es um
Einzelheiten zur Hausfinanzierung geht. Die Zeitung will wissen, seit
wann der Kredit bei der BW-Bank besteht, da die Bank im Grundbuch
eingetragen ist. Der Bundespräsident befindet sich zu diesem Zeitpunkt auf einer Auslandsreise durch Asien, nach Bangladesch und
Indonesien. Präsidentensprecher Glaeseker antwortet per SMS, dass
die Beantwortung der Fragen deshalb etwas Zeit in Anspruch nehmen
werde. Die Fragen werden am 30. November 2011 beantwortet, als
Wulff sich gerade in Indonesien befindet.

    Darin teilt Glaeseker mit, dass der Rahmenvertrag für den Kredit
bei der BW-Bank, ein Geldmarktkredit, im März 2010 unterzeichnet
worden sei. Bild gibt sich mit der Antwort jedoch nicht zufrieden,

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