Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
lediglich ein Schwindel ist? Ein Schneeballsystem?«
»Lucie.« Pépé schüttelte den Kopf. »Ich sage dir, das ist gefährlich. Nicole wurde ermordet, und diese andere Frau starb, weil jemand an ihrem Auto herumgeschraubt hat. Schau dir den Weinkeller an, wenn du es unbedingt tun musst, aber danach sollten wir mit deinem Freund Bobby reden. Die Sache ist zu groß für uns.«
Ich bog in die Auffahrt der Greenfields ein. Die Sonne war endlich herausgekommen, und am Himmel zeigten sich Wolkenfelder. Ich bremste und parkte vor dem Haus.
»Sieht so aus, als seien beide weg«, sagte ich. »Keine Autos.«
»Vergiss deine Mappe nicht.« Pépé gab sie mir, während wir aus dem Wagen stiegen. »Wenn du gekommen bist, um über die Auktion zu reden, solltest du deine Unterlagen bei dir haben.«
»Da ist was dran.« Ich klingelte an der Haustür. »Ich glaube nicht, dass jemand zu Hause ist. Vielleicht sollten wir es beim Weinkeller versuchen.«
»Lass uns zuerst etwas gründlicher nachsehen. Ich gehe hintenherum. Du wartest hier für den Fall, dass doch jemand da ist«, sagte Pépé.
Er verschwand, und ich spähte durch eines der Seitenfenster. Im Haus bewegte sich nichts.
»Lucie!« Pépé gab mir Zeichen, ihm zu folgen. »Schau dir das mal an.«
Ein Gatter, an dem sich Winden emporrankten, markierte die Begrenzungen ihres fast ein Morgen großen Gartens. Es gab eine gepflasterte Terrasse, auf der die Gartenmöbel immer noch draußen standen, und einen kleinen Teich mit einer Trauerweide entlang der Grundstücksgrenze nahe dem Weg zu dem Haus, in dem sich der Weinkeller befand. In der Teichmitte schwamm irgendein großer, weißer Klumpen wie ein plumpes Seerosenblatt.
»Was ist das?«, fragte ich. »Sieht aus wie Papier.«
»Das ist Papier. Warte mal eben.« Pépé ging zum Grillplatz auf der Terrasse und nahm eine lange Fleischgabel und einen großen Metallspachtel, die am Grill hingen.
Er gab mir den Spachtel. »Mal sehen, ob wir herausfinden können, was es damit auf sich hat.«
Wir planschten mit unseren Werkzeugen wie kleine Kinder im Wasser und wirbelten es auf, bis die Papiermasse schließlich in Reichweite kam. Pépé spießte sie mit der Gabel auf, doch schon jetzt war mir klar, dass es Weinetiketten waren. Eine Menge Etiketten.
»Alles Château Dorgon«, sagte ich. »Glaubst du, dass die Flaschen im Teich liegen?«
»Das wäre logisch. Wer das hier getan hat, hat nicht bedacht, dass sich der Klebstoff auflöst und die Etiketten an die Wasseroberfläche steigen.«
»Aber weshalb den Wein hier abladen? Warum wurde er nicht getrunken oder ausgekippt, wenn man ihn loswerden wollte?«, fragte ich.
»Weil jemand ihn gar nicht loswerden wollte. Sie wollten ihn nur für einige Zeit verstecken«, sagte er.
»Sunny erzählte mir, Valerie habe Jacks Vater beschuldigt, den Franzosen Wein gestohlen zu haben, als er während des Kriegs in Bordeaux stationiert war«, sagte ich. »Sunny erzählte aber auch, es sei genau umgekehrt gewesen. Jacks Vater habe sein Leben riskiert, um den örtlichen Weingut-Besitzern zu helfen. Glaubst du, dass Valerie recht hatte – dass dieser Wein während des Krieges im Château Dorgon gestohlen wurde und dass Jack die ganze Zeit für seinen Vater gelogen hat?«
»Möglich ist aber auch, dass Jack die Wahrheit erzählt hat, wie er sie kannte«, sagte Pépé. »Vielleicht glaubte er, dass sein Vater den Franzosen wirklich geholfen hat. Dann tauchte Valerie auf und präsentierte eine völlig andere Geschichte, die sich ganz und gar nicht so nobel anhörte. Du weißt, einige Weingut-Besitzer wurden in Konzentrationslager geschickt.«
»Mein Gott! Und wenn er wirklich etwas dergleichen getan hat und Valerie dahintergekommen ist und Jack mit Erpressung gedroht hat, was dann?«, fragte ich. »Hat er dann an ihrem Auto herumgebastelt, oder hatte er jemanden, der es für ihn getan hat?«
»Möglich.«
Ich deutete auf die Etiketten. »Aber Jack würde diesen Wein nicht verstecken. Wenn er die Wahrheit erfahren hätte, würde er ihn vernichten wollen. Das hier hat jemand anderes getan.«
»Möglicherweise Shane«, sagte Pépé. »Oder vielleicht Sunny?«
»Sunny? Meinst du?« Ich starrte ihn an. War es womöglich das gewesen, worüber Shane und Sunny an jenem Tag gesprochen hatten, als ich sie zusammen beim Point-to-Point-Rennen getroffen hatte? »Komm! Lass uns versuchen, in den Weinkeller zu kommen.«
»Ich denke, wir sollten uns da mal umschauen.«
Ein mit Schieferplatten
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