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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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dafür sind, unsere Kontakte zur Ulster Freedom Brigade auszubauen, um ihr Handzeichen.«
    Acht Hände wurden gehoben.
    »Noch irgendwelche Fragen, bevor wir mit der Tagesordnung fortfahren?«
    Monet ergriff erneut das Wort.
    »Ich wäre Ihnen für einen Zwischenbericht über Fortschritte im Fall Achmed Hussein dankbar, Direktor.«
    Als Führer der moslemischen Fundamentalistengruppe Hamas war Achmed Hussein für Bombenanschläge in Jerusalem und Tel Aviv verantwortlich. Der Mossad wollte ihn beseitigen, aber Monet hatte gezögert, damit ein Killerkommando seines Dienstes zu beauftragen. Im September 1997 hatte der Mossad versucht, in Amman den Hamas-Funktionär Chaled Meschal zu ermorden. Das Attentat war fehlgeschlagen, und die jordanische Polizei hatte zwei Mossad-Agenten verhaftet. Da Monet keinen weiteren peinlichen Fehlschlag riskieren wollte, hatte er sich an die Gesellschaft gewandt, um Hussein liquidieren zu lassen.
    »Ich habe den Auftrag dem Mann erteilt, der Colin Yardley und Eric Stoltenberg nach der Trans-Atlantic-Sache beseitigt hat«, antwortete der Direktor. »Er fliegt demnächst nach Kairo, und ich rechne damit, daß Achmed Hussein in wenigen Tagen mausetot sein wird.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Monet. »Nach unseren Erkenntnissen dürfte der Friedensprozeß im Nahen Osten keinen weiteren schweren Schlag mehr überleben. Gelingt dieses Unternehmen, explodieren die besetzten Gebiete. Dann bleibt Arafat nichts anderes übrig, als die Gespräche abzubrechen. Ich erwarte, daß der Friedensprozeß bis zum Ende dieses Winters nur noch eine schlimme Erinnerung sein wird.«
    Auch dafür gab es verhaltenen Beifall.
    »Der nächste Tagesordnungspunkt betrifft unsere Bemühungen, den Konflikt zwischen Indien und Pakistan anzufachen«, fuhr der Direktor nach einem Blick in seine Unterlagen fort. »Die Pakistaner haben gewisse Schwierigkeiten bei der Entwicklung ihrer Mittelstreckenraketen, deshalb haben sie uns gebeten, ihnen beim Aufspüren der Schwachstellen zu helfen.«
    Die Besprechung endete kurz nach Tagesanbruch.
    Das Mitglied des Exekutivrats mit dem Decknamen Picasso fuhr in einem Range Rover mit Chauffeur über die rosenfarbene Ebene zwischen dem Atlasgebirge und Marrakesch. Picasso war mit einem auf den Namen Lisa Bancroft ausgestellten falschen Paß in Marokko eingereist. Ihr echter Paß lag im Safe ihres Zimmers in dem Fünfsternehotel La Mamounia. Als sie später an diesem Morgen dorthin zurückkam, gab sie den Zahlencode ein, der die Tür aufspringen ließ. In dem Safe lagen außer ihrem Reisepaß auch Geld und etwas Schmuck.
    Ihr Flug ging erst in sechs Stunden, reichlich Zeit, um ein Bad zu nehmen und ein bis zwei Stunden zu schlafen. Picasso nahm die Sachen aus dem Safe, zog sich aus und streckte sich auf dem Bett aus. Sie schlug ihren Paß auf und betrachtete das Foto.
    Komisch, dachte sie, ich sehe Picasso nicht gerade ähnlich.


    SHELTER ISLAND, NEW YORK
     
    Das Vorauskommando aus dem Weißen Haus traf am Samstagmorgen ein und buchte sämtliche freien Zimmer im Manhanset Inn, dem Hotel im viktorianischen Zuckerbäckerstil in The Heights mit Blick über Dering Harbor. Jake Ashcroft, ein ausgebrannter Investmentbanker, der sich das Hotel von einem einzigen Jahresbonus gekauft hatte, wurde vom Stab des Weißen Hauses höflich gebeten, die Sache vertraulich zu behandeln. Der Präsident komme zu einem streng privaten Besuch, hieß es, und wolle jegliches Aufsehen vermeiden. Aber Shelter Island war schließlich eine Insel, auf der wie auf jeder Insel viel geklatscht wurde, und gegen Mittag wußte bereits die halbe Insel, daß der Präsident kommen würde.
    Nachmittags hatte Jake Ashcroft die ersten Befürchtungen, dieser Besuch werde ein Alptraum werden. Sein geliebtes Hotel war auf den Kopf gestellt worden. Der preisgekrönte Speisesaal, dessen schöne Eichentische gräßlichen gemieteten Bankettischen mit weißen Plastikdecken hatten weichen müssen, fungierte jetzt als Pressezentrum. Ein Team der Telefongesellschaft hatte fünfzig kurzfristige Anschlüsse installiert. Ein weiteres Team hatte das Kaminzimmer ausgeräumt und in ein Fernsehstudio verwandelt. Dicke Kabel schlängelten sich durch die elegante Hotelhalle, und auf dem Rasen vor dem Gebäude stand jetzt eine Satellitenschüssel.
    Die Kamerateams der großen Fernsehgesellschaften trafen am frühen Abend ein - teils aus New York, teils aus Washington.
    Sie machten Jake Ashcroft so wütend, daß er sich in sein Zimmer zurückzog,

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