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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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die Athena das offene Wasser der Gardiners Bay erreichte. Hinter ihnen folgten ein Küstenwachkutter, zwei mit Secret-Service-Agenten besetzte Boston Whaler und ein halbes Dutzend Fernsehboote. Es gab nur eine Havarie: Das von CNN
    gecharterte Zodiac-Schlauchboot schlug voll und sank vor den Felsen von Cornelius Point.
    »Also gut, Mr. President«, sagte Douglas Cannon. »Nachdem wir den Medien jetzt viele nette Aufnahmen ermöglicht haben, könnten sie mir doch endlich erzählen, was zum Teufel das Ganze soll.«
    Mit Kurs auf Plum Island flog die Athena hart am Wind und weit nach Steuerbord krängend über die Gardiners Bay. Cannon saß an der Pinne, Beckwith auf dem Cockpitsitz neben dem Niedergang. »Wir sind nie die besten Freunde gewesen, Mr. President. Soweit ich mich erinnere, ist das einzige gesellschaftliche Ereignis, an dem wir beide teilgenommen haben, die Beerdigung meiner Frau gewesen.«
    »Damals im Senat sind wir Konkurrenten gewesen«, antwortete Beckwith. »Das liegt schon lange zurück. Und lassen Sie den Mr.-President-Scheiß, Douglas. Dafür kennen wir uns wirklich schon zu lange.«
    »Wir sind nie Konkurrenten gewesen, Jim. Sie und Anne haben in Washington von Anfang an nur ein Ziel im Auge gehabt: das Weiße Haus. Ich dagegen wollte im Senat bleiben und Gesetze machen. Mir hat die Arbeit als Gesetzgeber gefallen.«

    »Und Sie sind ein verdammt guter Gesetzgeber gewesen.
    Einer der besten, die's jemals gegeben hat.«
    »Danke für das Kompliment, Jim.« Cannon betrachtete seine Segel und runzelte die Stirn. »Unsere Fock macht am Vorliek ein paar Falten, Mr. President. Setzen Sie das Fall bitte steifer durch?«
    An Backbord tauchte Orient Point auf. Die Nebelhörner an der Küste tuteten zur Begrüßung. Plum Island lag genau vo raus.
    Cannon fiel in Richtung Gardiners Island nach Süden ab und brachte die Athena auf einen bequemen Raumschots-Kurs.
    »Ich möchte, daß Sie für mich arbeiten«, sagte Beckwith plötzlich. »Ich brauche Sie, und Ihr Land braucht Sie auch.«
    »Was soll ich tun?«
    »Ich möchte, daß Sie als mein Botschafter nach London gehen, Douglas. Ich kann nicht untätig zusehen, wie eine Bande protestantischer Terroristen den Friedensprozeß sabotiert. Ich brauche in London jetzt einen Mann von politischem Gewicht - und Tony Blair braucht ihn auch.«
    »Jim, ich bin einundsiebzig. Ich bin pensioniert und damit glücklich.«
    »Scheitert das Friedensabkommen für Nordirland, wird es wieder ein Blutvergießen wie seit den siebziger Jahren nicht mehr geben. Das will ich nicht auf meinem Gewissen haben, und ich denke, daß Sie das auch nicht wollen.«
    »Aber warum ich?«
    »Weil Sie ein hervorragender und allgemein geachteter amerikanischer Staatsmann sind. Weil Ihre Familie einst aus Nordirland eingewandert ist. Weil Sie in Ihren öffentlichen Äußerungen zu diesem Konflikt die Gewalttaten der IRA ebenso wie die der protestantischen Mehrheit verurteilt haben. Weil beide Seiten darauf vertrauen, daß Sie fair sind.« Beckwith zögerte kurz und blickte übers Wasser hinaus. »Und weil Ihr Präsident Sie bittet, etwas für Ihr Land zu tun. In Washington hat das früher etwas bedeutet. Ich glaube, daß es Ihnen noch immer etwas bedeutet, Douglas. Zwingen Sie mich nicht dazu, meine Bitte zu wiederholen.«
    »Es gibt noch etwas, das Sie zu erwähnen vergessen haben, Jim.«
    »Das Attentat, das letztes Jahr auf Ihren Schwiegersohn verübt worden ist?«
    »Und auf meine Tochter. Ich bin sicher, daß ein Exemplar von Michaels Bericht das Oval Office erreicht hat. Michael ist der Überzeugung, daß einer Ihrer größten Geldgeber hinter dem Abschuß von Trans-Atlantic Flight 002 gestanden hat. Und ich glaube ihm das ehrlich gesagt.«
    »Ich kenne diesen Bericht«, sagte Beckwith und runzelte die Stirn. »Michael ist ein ausgezeichneter Geheimdienstoffizier gewesen, aber seine Schlußfolgerungen sind phantastisch und falsch. Die Idee, ein Mann wie Mitchell Elliott könnte etwas mit dem Abschuß der Verkehrsmaschine zu tun gehabt haben, ist geradezu absurd. Hätte ich den geringsten Verdacht, er könnte irgendwas damit zu tun gehabt haben, würde ich alles in meiner Macht Stehende tun, damit er seine Strafe erhält. Aber es stimmt einfach nicht, Douglas. Das Schwert von Gaza hat dieses Flugzeug abgeschossen.«
    »Ernennen Sie mich, drehen Ihre Sponsoren durch. London geht immer an einen großzügigen Spender.«
    »Das beste daran, daß ich nicht wiedergewählt werden kann, Douglas, ist

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