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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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helfen, Nordirland dauerhaft Frieden zu bringen.«
    Douglas machte eine kurze Pause und blickte an den Zuhörern vorbei direkt in die Fernsehkameras.
    »Den Männern, die sich der Gewalt verschworen haben, um das Karfreitagsabkommen zu Fall zu bringen, habe ich nur eines zu sagen: Die Tage des Gewehrs, der Bombe und der Sturmhaube sind vorüber. Das nordirische Volk hat gesprochen.
    Ihr habt ausgespielt.« Er wandte sich an Beckwith. »Mr.
    President, ich freue mich darauf, unser Land in London zu vertreten.«

13 
    PORTADOWN, NORDIRLAND
     
    »Habt ihr heute nachmittag die Nachrichten gehört?« fragte Kyle Blake, während er in McConville's Pub in der gewohnten Sitznische Platz nahm.
    »Allerdings«, sagte Gavin Spencer. »Der Mann hat eine große Klappe.«
    »Können wir ihn umlegen?« fragte Blake, ohne dabei jemanden anzusehen.
    »Haben wir's geschafft, Eamonn Dillon umzulegen, können wir auch einen amerikanischen Botschafter umlegen«, antwortete Spencer. »Aber hilft uns das weiter?«
    »Die Amerikaner haben noch nicht für ihre Unterstützung des Karfreitagsabkommens gebüßt«, stellte Blake fest. »Gelingt es uns, den amerikanischen Botschafter zu ermorden, weiß ganz Amerika, wer wir sind und was wir wollen. Denkt daran: Wir versuchen nicht, auf dem Schlachtfeld zu siegen, sondern wollen Publicity für unsere Sache. Liquidieren wir Douglas Cannon, sind die amerikanischen Medien gezwungen, über die Geschichte Ulsters aus protestantischer Sicht zu berichten. Das ist eine Art Reflex. Sie können gar nicht anders. Die IRA hat damit Erfolg gehabt, die PLO hat damit Erfolg gehabt. Aber ist das wirklich zu schaffen?«
    »Sogar auf verschiedene Weise«, sagte Spencer. »Unter einer Voraussetzung: Wir müssen wissen, wo und wann. Wir brauchen Informationen über seine Bewegungen, über seine Termine. Wir müssen das Attentat sehr sorgfaltig planen, sonst schlägt es fehl.«
    Blake und Spencer sahen zu Rebecca Wells hinüber.
    »Kannst du die Informationen beschaffen, die wir dafür brauchen?« fragte Blake.
    »Selbstverständlich«, sagte Rebecca. »Aber dazu muß ich nach London. Ich brauche eine Wohnung, etwas Geld und vor allem viel Zeit. Solche Informationen fliegen einem nicht über Nacht zu.«
    Blake trank einen großen Schluck Guinness, während er sich alles durch den Kopf gehen ließ. Dann nickte er Rebecca zu.
    »Ich möchte, daß du möglichst bald in London anfängst. Das Geld besorge ich dir morgen früh.«
    Er wandte sich an Gavin.
    »Du fängst an, dein Team zusammenzustellen. Aber niemand darf erfahren, wer die Zielperson ist, bevor es unbedingt nötig ist. Und seid vorsichtig, alle beide. Seid verdammt vorsichtig.«

FEBRUAR
14
    NEW YORK CITY

    »Wie war's in London?« fragte Adrian Carter.
    Sie hatten den Central Park an der Ecke Ninetieth Street und Fifth Avenue betreten und folgten jetzt dem mit Schlacke befestigten Weg auf dem Damm um den aufgestauten See. Ein eisiger Wind bewegte die laublosen Äste der Bäume über ihren Köpfen. In Ufernähe war der See gefroren, aber etwas weiter draußen dümpelte eine Enten-Flottille wie vor Anker liegende winzige Schiffe im quecksilberfarbenen Wasser.
    »Woher weißt du, daß ich in London gewesen bin?« fragte Michael.
    »Weil der britische Geheimdienst mir einen höflichen kleinen Brief geschrieben und angefragt hat, ob das eine Geschäfts-oder Vergnügungsreise gewesen sei. Ich habe geantwortet, da du pensioniert seist, müsse es sich um eine Vergnügungsreise handeln. Habe ich recht gehabt?«
    »Hängt davon ab, wie man Vergnügen definiert«, antwortete Michael, und Carter lachte verhalten.
    Adrian Carter leitete in der CIA-Zentrale das Zentrum für Terrorismusbekämpfung. Solange Michael im Ausland gearbeitet hatte, war er sein Führungsoffizier gewesen. Selbst jetzt verhielten sie sich wie bei einem Treff hinter feindlichen Linien. Carter bewegte sich wie ein Mann, der ewig gegen ein schlechtes Gewissen ankämpft: mit hochgezogenen Schult ern und tief in den Jackentaschen vergrabenen Händen. Seine großen Augen mit den hängenden Lidern ließen ihn ständig müde wirken, aber sie waren unaufhörlich in Bewegung und suchten die Bäume, den See und die Gesichter der wenigen Jogger ab, die verrückt genug waren, der beißenden Kälte zu trotzen. Er trug eine häßliche Skimütze, die ihn jeder physischen Autorität beraubte. Seine dicke Daunenjacke erzeugte einen Schwebeeffekt, so daß der Wind ihn den Weg entlangzublasen schien. Fremde neigten

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