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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Mossad-Team und seiner Überwachung dur ch die Ägypter. Und er erzählte ihr von dem Videofilm.
    »Ich will ihn sehen«, verlangte sie.
    »In diesem Film wird ein Mann erschossen, Elizabeth; da ist nichts gestellt.«
    »Ich will ihn trotzdem sehen.«
    Michael schob die Kassette in den Videorecorder. Auf dem Bildschirm erschien eine Straßenszene mit Männern, die in langen Gewändern aus einer Moschee traten. Wenige Sekunden später raste ein Motorroller ins Bild. Der Fahrer hielt vor den Stufen der Moschee und riß den rechten Arm hoch. Er schoß mehrmals, aber seine Pistole mit Schalldämpfer war nicht zu hören. Die Schüsse trafen einen kleinen, bärtigen Mann, dessen weißes Gewand sich blutrot verfärbte. Der Mann auf dem Motorroller drückte noch zweimal ab und traf einen zweiten Mann in die Brust, einen dritten in die Kehle. Dann heulte der Motor wieder auf, und der Killer verschwand im Straßenverkehr. Michael drückte die Stoptaste.
    »Jesus!« sagte Elizabeth leise.
    »Ich glaube, daß es das ist«, sagte Michael. »Ich glaube, daß dieser Mann Oktober ist.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich kenne seine Art, sich zu bewegen. Ich habe schon mal gesehen, wie er schießt. Wie er den Arm hochreißt, bevor er abdrückt - das ist sehr charakteristisch.«
    »Er trägt einen Sturzhelm, der sein Gesicht verdeckt. Das Video beweist nichts.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    Michael spulte den Videofilm zurück. Achmed Hussein lebte wieder. Der Motorroller raste ins Bild und kam schleudernd zum Stehen. Der Attentäter riß den rechten Arm hoch. Michael hielt das Bild an, auf dem der Killer in typischer Haltung mit ausgestrecktem Arm auf sein erstes Opfer zielte. Dann ging er an den Kleiderschrank, öffnete die Türen und nahm eine kleine Schachtel aus dem obersten Fach. Er klappte den Deckel auf und nahm eine Pistole heraus.
    »Was zum Teufel is t das?«
    »Das ist seine Pistole«, sagte Michael, »die ihm hier nachts vom Bootssteg ins Wasser gefallen ist. Eine 9mm-Beretta für Sportschützen. Ich kann's nicht beschwören, aber ich glaube, daß der Attentäter in Kairo die gleiche Waffe benützt hat.«
    »Auch das ist noch kein schlüssiger Beweis«, wandte Elizabeth ein.
    »Er hat die Pistole verloren, weil ich seine Hand getroffen habe.« Michael tippte auf den Fernsehschirm. »Seine rechte Hand, in der er hier die Pistole hält.«
    »Worauf willst du hinaus, Michael?«
    »Ich habe ihn mit einem großkalibrigen Browning getroffen. Das Geschoß hat vermutlich seine Hand durchschlagen, Knochen zerfetzt und eine häßliche Narbe hinterlassen. Entdecke ich an der Hand dieses Mannes eine Narbe, weiß ich bestimmt, daß das Oktober gewesen ist.«
    »Die Aufnahmeentfernung ist aber schrecklich weit, wenn es darum geht, etwas so Kleines wie eine Narbe zu entdecken.«
    »Die Agency hat Computer, die aus Videobildern noch kleinste Details herausholen können. Ich möchte, daß sie diesen Film daraufhin untersuchen, ob an seiner Hand etwas zu sehen ist.«
    Elizabeth stand auf und schaltete den Fernseher aus. »Was kümmert's uns, wenn er das ist? Was kümmert's uns, wenn er noch lebt und weiter Leute ermordet?«

    »Ich will's einfach wissen.«
    »Uns kann er nichts mehr anhaben. Dieses Haus ist eine Festung. Und du brauchst gar nicht so zu tun, als sei der Chauffeur, den du in New York für mich angestellt hast, nicht von der CIA.«
    »Er ist nicht von der Agency«, stellte Michael fest. »Er hat nur manchmal für uns gearbeitet.«
    »Ist er bewaffnet?«
    »Welchen Unterschied macht das?«
    »Ich will eine klare Antwort. Ist er bewaffnet?«
    »Ja. Er trägt eine Pistole, weil ich ihn gebeten habe, eine zu tragen.«
    »Jesus!« sagte Elizabeth und machte das Licht aus.
    Sie kletterte ins Bett und zog die Steppdecke bis unter ihr Kinn hoch. Michael lag neben ihr.
    »Die Geschichte ist vorbei, Michael. Ich will nichts mehr davon hören.«
    »Sie ist nicht vorbei, solange ich weiß, daß er lebt.«
    »Ich hätte dich fast verloren. Ich habe dich in meinen Armen gehalten und darum gebetet, daß du nicht stirbst. Ich habe gesehen, wie du beinahe verblutet wärst. Das will ich nicht noch einmal durchmachen müssen.«
    Michael küßte sie, aber ihre Lippen erwiderten seinen Kuß nicht. Er wandte sich ab und schloß die Augen. Dann flammte ein Zündholz auf, und im nächsten Augenblick roch er den Rauch ihrer Zigarette.
    »Dir geht's um sie, nicht wahr? Um Sarah Randolph. Das ist schon über zehn Jahre her, aber du

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