Der Botschafter
spanischer Regionaldialekte sprach. Seine Zielgruppen waren die Guerillabewegungen und Terroristengruppen Südamerikas. Er war wie immer wie ein peruanischer Bauer mit weitem Hemd und Ledersandalen gekleidet. Bla ze hielt sich für einen zeitgenössischen Samurai, einen wahren Kriegerpoeten; er hatte einmal versucht, Michael zu zeigen, wie man mit einer American-Express-Karte tötet.
Michael hielt unwillkürlich die Luft an, als er Blaze die Hand hinstreckte und sie in seiner Pranke verschwinden sah.
Carter kam aus seinem Büro. Er trug den Putter in der linken und einen Stapel Papiere in der rechten Hand.
»Wo sitze ich?« fragte Michael.
»Ecke Osama bin Laden und Carlos the Jackal.«
»Was zum Teufel soll das heißen?«
»Unser neuer Laden ist so groß, daß wir Adressen anbringen mußten, damit die Mitarbeiter sich finden.« Carter deutete auf die blauen Schilder oben an den Glaskästen. »Wir haben uns einen kleinen Spaß mit den Straßennamen erlaubt.«
Er führte Michael den Abu Nidal Boulevard hinunter, der die Mittelachse zwischen den Glaskästen bezeichnete, und bog an der Osama bin Laden Street rechts ab. Dann blieb er vor einem Glaskasten in der Carlos the Jackal Avenue stehen. Auf Michaels Schreibtisch stapelten sich alte Akten, und irgend jemand hatte seinen Monitor geklaut.
»Du sollst noch heute einen neuen bekommen«, sagte Carter.
»Also nächsten Monat, wenn ich Glück habe.«
»Ich schicke jemanden vorbei, der das alte Zeug abholt. Du machst dich am besten gleich an die Arbeit. Cynthia weist dich ein.«
Cynthia war Cynthia Martin, ein blonder Engel britischer Abstammung und im CTC die Expertin für Terrorismus in Nordirland. Sie hatte an der London School of Economics Soziologie studiert und kurz an der Georgetown University gelehrt, bevor sie zur Agency gegangen war. Cynthia hatte schon mehr über die IRA vergessen, als Michael jemals wissen würde. Nordirland war ihr Revier; wenn irgend jemand die neue Sonderkommission hätte leiten sollen, wäre das Cynthia Martin gewesen.
Sie warf einen Blick auf Michaels chaotischen Schreibtisch und runzelte die Stirn. »Komm, wir gehen lieber zu mir hinüber.«
Sie führte Michael in ihren Glaskasten und bot ihm den Stuhl vor dem Schreibtisch an.
»Hör zu, Michael, ich werde nicht so tun, als sei ich nic ht stinksauer.« Cynthia war wegen ihrer Direktheit und ihrer scharfen Zunge gefürchtet. Michael wunderte sich darüber, daß sie gewartet hatte, bis sie in ihrem Büro waren, bevor sie loslegte. »Die Sonderkommission für Nordirland hätte ich bekommen sollen - nicht jemand, der seit über einem Jahr keinen Fuß mehr ins Zentrum gesetzt hat.«
»Freut mich auch, dich wiederzusehen, Cynthia.«
»Dieser Laden ist noch immer eine Männerdomäne, auch wenn wir jetzt eine Direktorin haben. Und obwohl ich seit vielen Jahren eingebürgert bin, halten sie mich im sechsten Stock weiter für dieses ›britische Weibsstück‹.«
»Bist du fertig?«
»Ja, ich bin fertig. Aber das mußte ich einfach loswerden.«
Sie lächelte plötzlich und fragte: »Wie zum Teufel geht's dir überhaupt?«
»Danke, gut.«
»Und deine Verletzungen?«
»Alle ausgeheilt.«
»Nimmst du mir übel, daß ich sauer bin?«
»Natürlich nicht. Du hast allen Grund, aufgebracht zu sein.«
Michael machte eine Pause, bevor er sagte: »Adrian hat mir bei der Zusammenstellung der Sonderkommission freie Hand gegeben. Ich brauche jemanden, der mich als Stellvertreter wirkungsvoll unterstützt.«
»Bietest du mir diesen Job an?«
Michael nickte.
»Dann nehme ich ihn an, denke ich.«
Er streckte seine Hand aus, und Cynthia ergriff sie.
»Willkommen an Bord, Cynthia.«
»Danke, Michael. Wir haben viel zu besprechen, also fangen wir am besten gleich an.«
Etwa vier Stunden später steckte Adrian Carter seinen Kopf in Cynthias Glaskasten. »Michael, ich habe etwas, das du dir ansehen solltest.«
Michael folgte Carter in sein Büro hinüber. Carter schloß die Tür und drückte ihm einen großen braunen Umschlag in die Hand.
»Was ist das?«
»Der technische Dienst hat sich das Attentat auf Achmed Hussein angesehen«, sagte Carter. »Die Techniker haben ein Bild mit Computerunterstützung optimiert.«
Michael öffnete den Umschlag und zog ein Großfoto heraus, das eine Hand zeigte, die eine Pistole hielt. Auf dem Handrücken war zwischen Handgelenk und Zeigefingerknöchel eine Narbe mit wulstigen Rändern zu sehen.
»Das ist er, Adrian! Verdammt noch mal, das ist
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