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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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erinnerten. Er lebte allein mit einem Jungen, den die Gesellschaft ihm zu seinem persönlichen Schutz stellte, und einem Mädchen namens Daphne, das Büroarbeiten erledigte und sich um ihn kümmerte. Sein Chauffeur, ein ehemaliger Angehöriger der Eliteeinheit Special Air Service, stieg aus und öffnete die hintere Tür.
    Daphne wartete unter einem großen schwarzen Schirm, der sie vor dem prasselnden Regen schützte, vor der Haustür. Sie sah immer so aus, als sei sie gerade von einem Urlaub in den Tropen zurückgekommen. Sie war einen Meter achtzig groß, hatte karamelbraune Haut und braunes Haar mit von der Sonne aufgehellten Strähnen, das auf ihre Schultern fiel.
    Sie trat auf ihn zu und geleitete den Direktor in die Eingangshalle, sorgfaltig darauf achtend, daß er immer unter ihrem Schirm war und trocken ins Haus gelangte. Der Direktor war anfällig für Bronchialkatarrhe; der englische Winter war für ihn ähnlich gefährlich wie der Spaziergang durch ein Minenfeld ohne Minensuchgerät.
    »Picasso ruft aus Washington an, Sir«, berichtete Daphne. Der Direktor hatte viele tausend Pfund für Sprachtherapie ausgegeben, um die letzte Spur eines westindischen Singsangs aus ihrer Stimme zu tilgen. Jetzt sprach Daphne wie eine BBC-Nachrichtensprecherin. »Wollen Sie den Anruf gleich entgegennehmen, oder soll ich später zurückrufen?«
    »Danke, ich rede gleich mit ihr.«

    Er ging in sein Arbeitszimmer, drückte auf die blinkende grüne Taste und nahm den Hörer ab. Er hörte einige Minuten lang zu, murmelte einige Worte und hörte erneut zu.
    »Alles in Ordnung, mein Herz?« fragte Daphne, nachdem der Direktor aufgelegt hatte.
    »Wir müssen morgen früh nach Mykonos fliegen«, antwortete er. »Monsieur Delaroche befindet sich in großer Gefahr, fürchte ich.«
    In London war das Wetter noch sehr winterlich gewesen, aber auf Mykonos war es mild und sonnig, als die gecharterte Turbopropmaschine der Island Air mit dem Direktor und Daphne an Bord am frühen Nachmittag dort landete. Nachdem sie ihr Zimmer in einem Hotel in Chora bezogen hatten, schlenderten sie in Klein-Venedig den Kai entlang, bis sie ein Café fanden. Delaroche saß an einem Tisch mit Blick über den Hafen. Er trug Khakishorts und ein ärmelloses Trikot. An seinen Fingern klebten rote und schwarze Farbreste. Der Direktor schüttelte ihm die Hand, als versuche er, seinen Puls zu finden; dann zog er ein schneeweißes Batisttuch aus der Brusttasche seines Jacketts und tupfte sich damit seine Handfläche ab.
    »Irgendwelche Anzeichen dafür, daß wir beobachtet werden?« fragte der Direktor mit sanfter Stimme.
    Delaroche schüttelte den Kopf.
    »Wollen wir uns nicht in Ihre Villa verfugen?« schlug der Direktor vor. »Mir gefallt, was Sie daraus gemacht haben.«
    Delaroche fuhr sie mit seinem klapprigen Volvo Kombi nach Kap Mavros. Hinten auf der Ladefläche schepperten seine Staffelei, mehrere Leinwände und die Tasche mit Pinseln und Farben. Der Direktor saß vorn auf dem Beifahrersitz und umklammerte krampfhaft die Armlehne, während Delaroche über die schmale kurvenreiche Bergstraße raste. Daphne saß bei offenem Fenster halb liegend auf dem Rücksitz und ließ sich den Fahrtwind durchs Haar wehen.

    Delaroche servierte ihnen ein Abendessen auf der Terrasse.
    Nach dem Essen entschuldigte Daphne sich und streckte sich in einem Liegestuhl außer Hörweite aus.
    »Meine Anerkennung für Ihre Arbeit im Fall Achmed Hussein«, sagte der Direktor, indem er sein Weinglas hob.
    Delaroche ließ sein Glas stehen. Er fand keine Befriedigung darin, Menschen zu töten; befriedigt war er immer nur, wenn er einen Auftrag auf professionelle Weise ausgeführt hatte.
    Delaroche sah sich nicht als Mörder, sondern als Attentäter.
    Seine Auftraggeber waren die eigentlichen Mörder. Delaroche war nur die Tatwaffe.
    »Die Auftraggeber sind sehr zufrieden«, fuhr der Direktor fort. Seine Stimme war trocken wie dürres Laub. »Husseins Tod hat genau die erhofften Reaktionen provoziert. Aber in diesem Zusammenhang hat sich ein kleines Sicherheitsproblem ergeben, das Sie betrifft.«
    Eine jäh aufsteigende Hitzewelle machte Delaroche seine Angst bewußt. In seiner ganzen Laufbahn hatte er seine persönliche Sicherheit mit geradezu manischer Intensität verteidigt. Die meisten Profikiller unterzogen sich regelmäßig kosmetischen Operationen, um ihr Aussehen zu verändern.
    Delaroche löste dieses Problem auf andere Weise: Nur eine Handvoll Menschen, die seinen wahren Beruf

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