Der Bourne Befehl
wieder ans Lenkrad. Bourne ließ die Vespa stehen und sprintete los, während der Van in die Lagerhalle fuhr. Das Tor schloss sich hinter dem Wagen, und Bourne tauchte gerade noch hindurch.
Er lag auf dem nackten Betonboden, der nach Teeröl und Motoröl stank. Das einzige Licht kam von den Scheinwerfern des Vans. Die beiden Männer sprangen aus dem Wagen und knallten die Autotüren zu. Bourne versteckte sich hinter einem riesigen Metallfass. Wenige Augenblicke später ging das Licht in der Halle an, in der sich, wie Bourne jetzt sah, nur Fässer und Holzkisten befanden. Der Fahrer schaltete die Scheinwerfer aus und ging mit seinem Kollegen zu den Kisten hinüber.
»Ist sie tot?«, fragte der Fahrer in Moskauer Russisch.
»Ich weiß nicht, es ging alles so schnell.« Der Killer legte seine Pistole auf eine Kiste.
»Es ist gar nicht gut, dass du dich nicht an den Plan gehalten hast«, lamentierte der Fahrer.
»Sie ist herausgekommen«, protestierte der Killer. »Es war einfach zu verlockend. Ich wollte es schnell erledigen und abhauen. Du hättest es genauso gemacht.«
Der Fahrer zuckte mit den Schultern. »Ich möchte trotzdem nicht in deiner Haut stecken.«
»Scheiße«, ereiferte sich der Killer. »Wir sind ein Team. Falls ich sie verfehlt habe, fällt uns das beiden auf den Kopf.«
»Wenn es der Chef erfährt, wird von unserem Kopf nicht viel übrig bleiben«, erwiderte der Fahrer.
Der Killer nahm seine Waffe und lud sie nach. »Und – was jetzt?«
»Wir werden nachsehen, ob sie tot ist. Und wenn das nicht der Fall ist, werden wir deinen Fehler gemeinsam korrigieren.«
Die beiden Männer traten hinter den Stapel und öffneten eine schmale Tür. Bevor der Killer in den Raum eintrat, bei dem es sich, wie Bourne vermutete, um ein Büro handelte, machte er das Licht in der Halle aus. Bourne kroch zum Van, öffnete vorsichtig die Fahrertür und tastete herum, bis er eine Taschenlampe fand. Hinten im Wagen stand ein Werkzeugkasten, aus dem er sich ein Brecheisen nahm. Er eilte zu den Kisten zurück und beleuchtete sie mit der Taschenlampe. Das Holz hatte einen eigenartigen grünlichen Farbton und war völlig glatt. Der Lichtstrahl wanderte über die Oberfläche, und sein Herz begann schneller zu schlagen, als er die Aufschrift las. Sie verriet, woher die Kisten kamen: von Don Fernandos Ölgesellschaft in Kolumbien.
Boris hatte das Gefühl, dass ihm das Blut in den Adern gefror. »Tscherkesow war hier, um sich mit Iwan zu treffen?« Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht glauben.«
Der massige Mann gab einem der Wächter ein Zeichen, und der Mann trat zu ihnen. Boris spannte sich an, als der Helfer in sein Gewand griff, doch was er hervorholte, waren nur ein paar körnige Schwarz-Weiß-Fotos, die er Boris hinhielt.
»Sehen Sie selbst«, forderte ihn der Dicke auf. »An der Belichtung können Sie erkennen, dass sie nicht gefälscht sind.«
Boris nahm die Fotos und starrte sie ungläubig an. Die Härchen auf seinem Handrücken stellten sich auf. Kein Zweifel: Tscherkesow und Wolkin, ins Gespräch vertieft. Im Hintergrund sah man etwas von der Einrichtung der Moschee. Er warf einen Blick auf die Datumsangabe in der linken unteren Ecke.
Er wandte sich wieder dem massigen Mann zu, der immer noch auf seinem Gebetsteppich kniete. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt, seit Boris hereingekommen war. »Worüber haben sie gesprochen?«
Ein Lächeln erschien auf den Lippen des Mannes. »Ich weiß, wer Sie sind, General Karpow.«
Boris stand reglos da, während er die beiden Wächter im Auge behielt. Sie schienen sich immer noch nicht für ihn zu interessieren. »Dann haben Sie mir etwas voraus.«
»Wie bitte?«
»Ich weiß nicht, wer Sie sind.«
Das Lächeln wurde noch breiter. »Ach ja, die Neugier! Aber es ist viel besser für Sie, es nicht zu wissen.« Er breitete seine Hände aus. »Wir müssen uns auf die Sache konzentrieren: Tscherkesow und Wolkin. Mir ist durchaus bekannt, dass sich der FSB-2, dessen Direktor Sie jetzt sind, und der SWR in einem unerbittlichen Machtkampf befinden.«
Boris schwieg, um den Mann weitersprechen zu lassen. Er begann den Namenlosen langsam ein wenig besser kennenzulernen, seine Vorliebe für dramatische Pausen, seine Art, Informationen nur häppchenweise preiszugeben.
»Aber dieser Machtkampf«, fuhr der Mann schließlich fort, »ist noch viel komplizierter, als Sie denken. Da sind Mächte im Spiel, die den FSB-2 und den SWR bei Weitem überragen.«
»Ich
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