Der Bourne Befehl
ist nichts gelähmt?«
»Nein, aber die Gehirnerschütterung, mit der du die ganze Zeit herumgelaufen bist, braucht jetzt Zeit, um zu heilen, sonst hätte es ernste Folgen. Also, bitte nicht wieder weglaufen.«
»Oder die Treppe runterstürzen.«
Er lächelte. »Ja, das solltest du dir auch mal abgewöhnen.«
»Ich versprech’s.« Ihre Finger zupften an der Bettdecke, als könnte sie es kaum erwarten, aufzustehen. »Dann wirst du mich wohl an einen sichereren Ort bringen müssen.«
Sein Gesichtsausdruck wurde sehr ernst. »Soraya, ich verspreche dir, ich hol dich hier raus, sobald ich kann. Höchstens ein Tag noch, bis sie die Tests abgeschlossen haben, dann nutze ich Robbinets Einfluss, falls er noch mit mir spricht.«
»Was ist zwischen euch vorgefallen?«
»Er war nicht erfreut, dass ich dich verloren habe. Es hätte mich meine Karriere gekostet, wenn dir etwas passiert wäre.«
»Ich spreche mit ihm.«
»Endlich setzt sich mal jemand für mich ein!«
Er lachte, und sie stimmte mit ein, obwohl es ein wenig schmerzte. Doch das war ihr egal. Die Schmerzen riefen ihr in Erinnerung, dass sie lebte, und das fühlte sich gut an.
»Aber du musst wirklich brav sein«, mahnte Aaron. »Du brauchst jetzt vor allem Bettruhe.«
»Keine Angst, ich hab jetzt einen gesunden Respekt vor Gehirnerschütterungen«, antwortete sie lächelnd. »Zum Glück hab ich ja noch dieses Hotelzimmer, nicht?«
Er nickte. »Aber jetzt ruh dich erst mal aus.«
»Mach ich gleich. Bitte gib mir mein Handy.«
Er sah sie streng an, tat aber, was sie verlangte, und begann in ihrem Schrank zu wühlen. Als er mit dem Handy zurückkam, schaltete sie es ein und sah, dass sie vier Nachrichten von Hendricks hatte, aber keine von Peter. Sie blickte zu Aaron auf. »Okay, du kannst mich jetzt allein lassen.«
Er nickte. »Ich warte draußen.«
»Musst du nicht irgendwohin?«
»Doch.« Er schritt zur Tür und öffnete sie lächelnd. »Aber ich lerne gerade, zu delegieren.«
Bei dem Lärm im Restaurant hätte Bourne das Klingeln seines Handys fast überhört. Er versuchte gerade, Rebekka mehr Informationen über die Räumlichkeiten der Synagoge zu entlocken, und überlegte kurz, ob er den Anruf ignorieren sollte. Als er sah, dass es Soraya war, meldete er sich. Doch er verstand kein Wort, deshalb entschuldigte er sich und ging hinaus auf die Straße, bog in eine enge Gasse ein und blieb vor einem halb verfallenen Haus stehen.
»Wo bist du?« Ihre Stimme klang angestrengt, als bereite ihr das Sprechen Mühe.
»In Damaskus.« Bourne ließ die Fußgänger nicht aus den Augen. Seit Boris und Corellos hinter ihm her waren, musste er jederzeit mit einem Todeskommando oder einem einzelnen Attentäter rechnen. »Bist du okay?«
»Ja. Ich bin in Paris. Ich hab versucht, Peter zu erreichen, aber er meldet sich nicht, und das ist schon seltsam. Niemand weiß, wo er steckt.«
»Ruf Tyrone an. Falls er selbst nichts gehört hat, findet er’s irgendwie raus.«
»Gute Idee.« Sie erzählte ihm alles, was sie über den Monition Club erfahren hatte, von der Verbindung zu den arabischen Terroristen und der Spur zur Nymphenburger Privatbank. Amun erwähnte sie nicht, sie wollte seinen Namen nicht aussprechen und schon gar keine Worte des Mitgefühls hören, mochten sie noch so aufrichtig gemeint sein. Zuletzt berichtete sie von El-Arians Tod, ohne auf ihre Verletzungen einzugehen.
Bourne verarbeitete die Informationen. »Das ist wirklich interessant. Die Finanzen der Domna laufen über eine Münchner Bank, und Semid Abdul-Qahaar, der Führer der Münchner Moschee, ist auch hier in der Stadt, in der die Domna ihre Zentrale und Hauptoperationsbasis hat.«
»Welche Operationen haben sie geplant?«
»Ich bin mir noch nicht sicher, aber sie dürften sehr bald einen Angriff auf amerikanischem Boden vorhaben.«
»Ihr Ziel?«
»Das kann ich …« Bourne beendete das Gespräch abrupt. Er hatte jemanden gesehen, ein Gesicht war in der Menge aufgeblitzt. Er klappte sein Handy zu und folgte der Gestalt. Als er näher herankam, erkannte er auch den vertrauten Gang. Obwohl er das Gesicht des Mannes nicht sehen konnte, wusste er, dass es Boris war.
Bourne schlängelte sich durch die Menge, die sich auf den schmalen Straßen drängte. Nach einigen Minuten kam ihm die Vermutung, dass Boris zur Synagoge wollte. Was hatte er vor? Falls er Bourne nach Damaskus gefolgt war, so hatte er seine Spur offenbar verloren. Doch Boris wirkte nicht so, als wäre er auf der Suche.
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