Der Bourne Befehl
Papiere wieder an sich zu nehmen. Hendricks fragte sich, was es sein mochte. Er schnupperte so unauffällig wie möglich. Ah ja. Zimt, und etwas leicht Bitteres, das an Mandeln erinnerte.
Als er sie hinaus zum Rosenbeet führte, das ein ziemlich trauriges Bild bot, fragte er: »Wie kommt eine Kunsthistorikerin zu …«
»Zu den Rosen?«
Sie lachte, es klang weich und sanft, und dieses Lachen berührte etwas lange Verborgenes in ihm.
»Was soll man mit einem Kunstgeschichtestudium schon anfangen? Und die akademische Welt ist nichts für mich. Zu viel Hinterlist und Intrige.«
Sie hatte einen leichten Akzent, bestimmt ein Erbe ihrer schwedischen Mutter, dachte Hendricks.
Sie blieb am Rand eines Rosenbeets stehen und stützte die Hände in die Hüften. »Außerdem bin ich gern mein eigener Chef. Da bin ich nur mir selbst Rechenschaft schuldig.«
Er hörte ihr aufmerksam zu und stellte fest, dass ihr Akzent ihre Worte irgendwie abrundete und ihnen eine gewisse Sinnlichkeit verlieh.
Sie ging in die Knie und begutachtete mit ihren weichen, kräftigen Fingern einige Rosen, deren Blüten sich nicht öffneten. Er sah die blutigen Kratzer auf ihrer Haut, doch sie kümmerte sich gar nicht um die Dornen.
»Sie blühen nicht richtig auf, weil es ihnen zu feucht ist«, sagte sie und stand auf. »Sie gießen sie zu viel. Außerdem muss man sie einmal pro Woche mit einem Spezialmittel besprühen. Keine Angst, ich verwende nur biologische Mittel.« Sie lächelte ihm zu, ihre Wangen leuchteten in der Sonne. »Es wird ein paar Wochen dauern, aber ich glaube, ich kann sie retten.«
»Tun Sie alles, was notwendig ist«, sagte Hendricks.
Das Sonnenlicht strömte über ihre Unterarme wie Öl und erleuchtete die winzigen weißgoldenen Härchen, die sich unter seinem Blick zu rühren schienen. Hendricks’ Atem fühlte sich heiß in seiner Kehle an.
Und dann, ohne dass es ihm selbst so richtig bewusst war, entschlüpften ihm die Worte: »Möchten Sie noch auf einen Drink reinkommen?«
Sie sah ihn mit einem strahlenden Lächeln an, die Sonne funkelte in ihren Augen. »Heute nicht.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Bourne. »Das ist einfach nicht möglich.«
»Alles ist möglich«, entgegnete Essai. »Alles ist möglich.«
»Nein«, beharrte Bourne mit fester Stimme, »das nicht.«
Essai sah ihn mit seinem rätselhaften Lächeln an. »Mr. Bourne, glauben Sie mir, Sie sind schon im Fadenkreuz von Severus Domna.«
Bourne starrte ins Feuer. Es war dunkel geworden, und Corellos’ Männer hatten ein Wildschwein gejagt und brieten es am Spieß. Das Lager war vom Geruch des schmelzenden Fetts erfüllt. Er und Essai setzten sich in die Nähe des Feuers.
Etwas weiter weg redete Corellos eindringlich auf seinen Stellvertreter ein. »Lächerliche kleine Triumphe«, sagte Essai, während er Corellos beobachtete.
Bourne sah ihn fragend an.
»Sehen Sie, er weiß genau, dass ich kein Schweinefleisch essen kann, und doch gibt es genau das zum Abendessen. Wenn Sie ihn fragen, wird er sagen, dass es seine Männer haben wollten.«
»Kommen wir zurück zu Boris Karpow.«
Das rätselhafte Lächeln war sofort wieder da. »Benjamin El-Arian, unser Feind, ist ein meisterhafter Schachspieler. Er denkt immer viele Züge voraus. Er hat auch die Möglichkeit eingeplant, dass Sie die Domna erfolgreich daran hindern könnten, Salomos Gold zu finden.« Er drehte den Kopf, und seine Augen funkelten im Widerschein des Feuers. »Sie haben doch sicher schon von Viktor Tscherkesow gehört, nicht?«
»Er war bis vor wenigen Monaten Chef des FSB-2. Er ist unter rätselhaften Umständen verschwunden, und Boris hat seinen Platz eingenommen. Boris hat mir das alles erzählt. Er wollte schon lange im FSB-2 aufräumen.«
»Ein guter Mann, Ihr Freund Boris. Hat er Ihnen auch gesagt, warum Tscherkesow sein mächtiges Amt aufgegeben hat?«
»Das kann sich niemand so recht erklären«, antwortete Bourne.
»Ich schon. Benjamin El-Arian hat mit Tscherkesow Kontakt aufgenommen und ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte.«
Bournes Muskeln spannten sich an. »Tscherkesow gehört jetzt zu Severus Domna?«
Essai nickte. »Und ich sehe an Ihrer Reaktion, dass Sie auch den Rest schon ahnen. Tscherkesow hat Ihrem Freund Boris einen Deal angeboten – er überließ ihm den FSB-2 und verlangte dafür, dass Karpow ihm in Zukunft den einen oder anderen Gefallen tun würde.«
»Und der erste ist, mich zu töten.«
Essai sah, dass Corellos, nachdem er seinen
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