Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bourne Befehl

Der Bourne Befehl

Titel: Der Bourne Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Eric Van Lustbader
Vom Netzwerk:
sie nicht besser aufgepasst hatte, während sie versuchte, seine Arme wegzudrücken. Doch Marchand ließ nicht locker.
    Soraya schlug mit beiden Händen nach ihm, doch nicht kräftig genug, um etwas auszurichten. Blitze zuckten vor ihren Augen, und alles begann zu verschwimmen. Sie wehrte sich verzweifelt, doch sein Griff schien immer fester zu werden. Langsam drückte er sie rücklings gegen das Geländer, bis sich ihr Rücken schmerzhaft krümmte.
    Licht und Schatten tanzten vor ihren Augen, als die Glühbirne vor ihr hin und her schwang. Sie starrte auf das Licht, das über ihr leuchtete wie eine kleine Sonne. Sie spürte, dass er all seine Kraft zusammennahm, um sie hinunterzustoßen, und ihr Arm schoss verzweifelt nach oben. Sie packte den Sockel der Glühbirne und stieß sie Marchand ins linke Auge.
    Er schrie auf, als das Glas brach und seinen Augapfel durchstieß. Soraya spürte, wie der Druck nachließ, und stieß die Glühbirne noch fester hinein.
    Der elektrische Schlag schleuderte sie zurück wie eine mächtige Hand, und sie sog gierig die Luft ein. Ein widerlicher Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihr in die Nase. Stöhnend richtete sie sich auf, es gab kaum einen Muskel in ihrem Körper, der nicht schmerzte. Marchand war auf die Knie gesunken, die Hände am Sockel der zerbrochenen Glühbirne, die in seiner Augenhöhle steckte. Seine Muskeln zuckten noch, als er nach vorn fiel und sein Herz zu schlagen aufhörte.

SIEBZEHN
    Bourne hatte den schwarzen Van direkt hinter sich und den Sattelschlepper vor sich, bereit, ihn zu schlucken. Zu seiner Rechten verlief eine Leitplanke, hinter der ein steiler Abhang in einem Olivenhain endete. Links von ihm fuhr ein Mercedes-Cabrio, dessen nichts ahnender Fahrer den Kopf im Rhythmus der Musik wiegte, die aus seinen Lautsprechern tönte. Bourne hatte keine Zeit, um lange nachzudenken, er konnte sich nur noch auf seinen Instinkt verlassen, der durch beinhartes Training und jahrelange Erfahrung geschult war.
    Er trat aufs Gaspedal und fuhr auf die Rampe vor ihm auf.
    »Verdammt, was machst du?«, rief Vegas.
    Als er mitten auf der Rampe war, riss Bourne das Lenkrad nach links und trat gleichzeitig aufs Gas. Das Auto schoss von der Rampe hinunter. Es flog über den Mercedes hinweg, die Räder nur wenige Zentimeter über dem Kopf des Fahrers. Hupen dröhnten, Bremsen quietschten, Bourne touchierte das Heck des Wagens auf der linken Spur, ehe er sein Auto unter Kontrolle brachte und weiterfuhr. Hinter ihm krachten die Autos reihenweise ineinander, doch der Mietwagen war dem Chaos entwischt und beschleunigte weiter, weg von dem Sattelschlepper und dem schwarzen Van, die mitten im Chaos der Massenkarambolage steckten.
    »Madre de Dios!«, rief Vegas aus. »Ich weiß nicht, ob mein armes Herz noch schlägt.«
    Rosie ließ den Haltegriff über der Tür los. »Was Estevan damit sagen will, ist danke.«
    »Was ich sagen will, ist: Ich brauche einen Drink«, murmelte Vegas hinter ihnen.
    Der Tag ging zu Ende, die orangegelbe Sonne hing über den Hügeln im Westen wie ein großes Spiegelei. Die Dämmerung legte sich über die Olivenhaine und verlieh den knorrigen Ästen etwas Unheimliches.
    Die Atmosphäre im Wagen hatte sich verändert, Bourne spürte es deutlich. Nachdem sie ihren Verfolgern auf der Autobahn entkommen waren, hatte sich das Gleichgewicht zwischen seinen beiden Schützlingen verschoben. Es war, als würde sich Vegas, der in seiner gewohnten Umgebung auf den Ölfeldern und in seinem Haus in den Bergen stets alles im Griff hatte, immer unsicherer fühlen, während Rosie richtig aufzublühen schien.
    Bourne dachte über den Zwischenfall auf der Autobahn nach, der die deutliche Handschrift von Severus Domna trug. Sie hatten ihn also aufgespürt. Hatte Jalal Essai ihnen verraten, wo sie ihn finden würden? Bourne traute es ihm durchaus zu. Der Mann war ihm ein einziges Rätsel.
    So schmerzhaft die Dinge waren, die Rosie über ihn gesagt hatte – sie entsprachen durchaus der Wahrheit. Und er wusste auch, warum es so war. Es hatte einmal Menschen gegeben, die ihm sehr viel bedeuteten. Heute waren sie bis auf Moira und Soraya alle tot. Vielleicht waren einige von ihnen gestorben, weil sie ihm nahestanden. Das muss aufhören , rief eine eindringliche Stimme in ihm. Das muss aufhören . Und so hatte sich, ohne dass es ihm richtig bewusst war, ein innerer Antrieb in ihm entwickelt, der ihn nicht zur Ruhe kommen ließ und der ihm immer wieder sagte: Lauf! Bleib nicht

Weitere Kostenlose Bücher