Der Bourne Befehl
sah auch einige Laster, doch keines der Fahrzeuge schien zu dem schwarzen Van zu gehören.
Er versuchte die Autos vor ihnen mit Tempowechseln aus der Reserve zu locken, doch keines der Fahrzeuge zeigte eine Reaktion. Es war ein wenig beunruhigend, dass der schwarze Van aus der Deckung gekommen war, während sich das zweite Fahrzeug nicht zu erkennen gab. Er fragte sich, was das zu bedeuten hatte, denn es entsprach nicht der üblichen Strategie. Normalerweise zeigten sich entweder beide oder keiner. Sobald einer entdeckt war, verschwanden entweder beide, oder sie kamen näher.
Plötzlich trat der schwarze Van in Aktion und tauchte links neben ihnen auf. Bourne wechselte auf die mittlere Spur, und der andere folgte ihm wenige Augenblicke später. Bourne wich nach rechts aus, obwohl er jetzt einen Sattelschlepper vor sich hatte. Wenn ihm der schwarze Van weiter folgte, konnte er immer noch links überholen.
Der Van beschleunigte und schnitt ein langsameres Auto, um sich direkt hinter Bourne zu setzen. Bourne suchte eine Lücke, um wieder auf die mittlere Spur zu wechseln, doch der schwarze Van kam von hinten gefährlich nahe heran. Bourne trat aufs Gas, und in diesem Augenblick kippte die Heckklappe des Sattelaufliegers nach unten und schleifte über den Asphalt, dass die Funken flogen.
Bourne verstand sofort, was los war. Die Heckklappe war gleichzeitig eine Rampe. Der schwarze Van hinter ihm fuhr ihm ins Heck und schob ihn auf die Rampe zu, hinter der man in das leere Innere des Aufliegers sah. Diese Leute hatten nicht vorgehabt, ihn zu beschatten oder zu töten – sie wollten ihn fangen und für immer aus dem Verkehr ziehen.
Soraya kämpfte verzweifelt darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren, und stemmte sich gegen den Boden. Gleichzeitig schwang sie die Hüfte nach links, um Platz für ihren rechten Ellbogen zu schaffen, und rammte ihn Marchand gegen den Kehlkopf.
Marchand taumelte zurück, ließ das Kabel los und hob die Hände, wie um nachträglich seine Kehle zu schützen. Mit der rechten Hand zog sich Soraya das Kabel vom Hals. Dann rammte sie ihm das Knie zwischen die Beine. Marchand krümmte sich vor Schmerz, und sie schlang nun ihm das Kabel um den Hals und zog die Schlinge zu, bis er in die Knie ging.
Er stieß kurze, keuchende Laute hervor, wie ein Fisch auf dem Deck eines Bootes. Seine tränenden Augen quollen hervor, als er zu ihr aufblickte. Er schlug mit der rechten Hand nach ihr, dann mit der linken, doch sie ließ nicht locker.
Sie beugte sich zu ihm hinunter, bis ihr Gesicht dicht vor seinem war. »Und jetzt, Monsieur Marchand, werden Sie mir sagen, was ich wissen will. Sie werden reden, sonst bringe ich Sie auf der Stelle um und lasse Sie hier verrotten, das schwöre ich Ihnen.«
Er starrte sie an. Sein Gesicht sah aufgedunsen aus, und die Tränen liefen ihm über die Wangen.
»Ak, ak, ak«, war alles, was er hervorbrachte.
Als sie das Kabel ein klein wenig lockerte, schoss seine Hand hervor, doch sie hämmerte ihm mit der Stirn gegen die Nase. Blut spritzte hervor und strömte ihm über die Oberlippe, die Wangen und das Kinn.
»Rede endlich«, sagte sie. »Wen hast du angerufen, als wir weg waren?«
Seine Augen weiteten sich noch mehr. »Wie … Wie habt ihr das gewusst?«
»Sag’s mir.«
»Warum? Sie töten mich ja sowieso«, stieß er mit gurgelnder Stimme hervor.
»Wundert dich das? Du wolltest mich umbringen lassen«, erwiderte sie. »Aber wenn du Glück hast, kann es sein, dass ich dich trotzdem am Leben lasse. Wenn du nicht redest, bist du jedenfalls gleich tot.«
Plötzlich ließ er die Schultern sinken und zuckte die Achseln. »Gut, ich sage es Ihnen. Warum auch nicht? Sie kommen hier sowieso nicht lebend raus.«
Soraya konnte ihren Abscheu kaum noch im Zaum halten. Sie packte seine gebrochene Nase und drehte sie wie einen Wasserhahn, dass ihm die Tränen aus den Augen schossen, und er stöhnte wie ein verendendes Tier. Erst jetzt lockerte sie das Kabel, um ihn sprechen zu lassen.
Sie starrte ihm in die Augen. »Fünf Sekunden, vier, drei …«
Seine Faust schoss nach oben und traf ihre linke Brust. Soraya taumelte zurück und stürzte beinahe rücklings die Treppe hinunter. Marchand erkannte seine Chance und stürzte sich mit bläulich verfärbtem Gesicht und einem heiseren Keuchen auf sie. Er packte sie mit beiden Händen an der Kehle und drückte sie nach hinten, um sie die Treppe hinunterzuwerfen.
Soraya rang ihrerseits nach Luft und verfluchte sich selbst, dass
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