Der Bourne Betrug
Eingeweiden.
Das hatte Bourne ihm angetan â Bourne gemeinsam mit diesem Weibsbild. Nicht allzu weit von hier und obwohl er, Fadi, ihn fast tödlich verletzt hatte. Was Jason Bourne anging,
hegte er keinerlei Illusionen. Der Mann war ein Magier, der sein Aussehen fast beliebig verändern und wie aus dem Nichts irgendwo auftauchen konnte, um auf ebenso mysteriöse Weise wieder zu verschwinden. Tatsächlich war es Bourne gewesen, dem er die Anregung verdankte, sich selbst chamäleonartig zu verwandeln.
Sein Lebenszweck hatte sich in dem Augenblick verändert, in dem der von Bourne abgegebene Schuss im Rückgrat seines Vaters stecken geblieben war. Die Kugel hatte eine sofortige Lähmung bewirkt. Und noch schlimmer: Das Trauma hatte einen Schlaganfall ausgelöst, seit dem sein Vater nicht mehr sprechen, nicht mehr klar denken konnte.
Fadis radikale Philosophie hatte sich nach innen gerichtet. Aus der Sicht seiner Anhänger war alles beim Alten geblieben, aber er selbst wusste, dass er sich innerlich verändert hatte. Seit sein Vater durch Jason Bourne zum Krüppel geworden war, lebte er nur noch dafür, Jason Bourne und Soraya Moore möglichst lange die schrecklichsten Leiden zuzufügen, bevor er sie ermordete. Ein rascher Tod für sie war undenkbar. Das wusste er ebenso gut wie sein Bruder Karim al-Jamil. Dass ihr Vater als lebender Toter im Rollstuhl saÃ, hatte sie zusammengeschweiÃt, wie es wohl nichts anderes vermocht hätte. Sie wurden zu einem Geist in zwei Körpern, der nichts anderes mehr kannte als die Rache, die er üben würde. So hatten sie ihre überragende Intelligenz ganz auf dieses Vorhaben konzentriert.
Fadi â als Abu Ghazi Nadir al-Jamuh ibn Hamid ibn Aschaf al-Wahhib geboren â kam an einem Loch in der linken Tunnelwand vorbei. Im Licht seines Handscheinwerfers sah er vor sich eine weitere Gabelung. Er suchte die ersten Meter beider Gänge ab, ohne den geringsten Hinweis.
Da er sich anscheinend doch getäuscht hatte, kehrte Fadi um und machte sich auf den Rückweg zu der Weggabelung.
Er hatte es jetzt eilig, zu Leutnant Kowe und seinen Männern aufzuschlieÃen. Er wollte unbedingt dabei sein, wenn sie den Flüchtigen stellten. SchlieÃlich bestand immer die Gefahr, dass sie in der Hitze des Gefechts seinen ausdrücklichen Befehl vergaÃen, Bourne unbedingt lebend zu fassen.
Fadi war eben an dem Loch in der Tunnelwand vorbei, als er plötzlich stehen blieb. Er drehte sich um und suchte die Dunkelheit mit seinem Handscheinwerfer ab. Obwohl auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches zu sehen war, beschloss er trotzdem, diese Abzweigung zu erkunden. Schon bald stieà er auf den Geröllberg, der den Gang blockierte. Er sah die ausgebauchten Wände, die breiten Risse in der Decke und hörte das leise Knacken nachgebender Stützbalken. Der Aufenthalt in diesem lange vernachlässigten Seitengang war zweifellos lebensgefährlich.
Als er den Lichtstrahl über die hohe Steinbarriere gleiten lieÃ, entdeckte er eine kleine Lücke zwischen Geröll und Gangdecke. Er überlegte gerade, ob sie groà genug war, dass ein Mann hindurchschlüpfen konnte, als er Schüsse durch die Katakomben hallen hörte.
Sie haben ihn aufgespürt!, sagte Fadi sich. Er machte auf dem Absatz kehrt, verlieà den Seitengang und trabte zu der Y-förmigen Weggabelung zurück.
KAPITEL ACHTZEHN
Soraya, die weiter durch den Tunnel stürmte, hörte Steinsplitter von Querschlägern an sich vorbeipfeifen. Einer traf ihre Schulter, sodass sie beinahe aufgeschrien hätte. Sie zog ihn im Laufen heraus und lieà ihn fallen, damit die Verfolger ihn finden würden. Sie war entschlossen, Bourne zu schützen, um ihre schreckliche Fehleinschätzung bei seinem letzten Aufenthalt in Odessa wiedergutzumachen.
Sie hatte ihre Stablampe ausgeschaltet und orientierte sich rein nach dem Gedächtnis, was keinesfalls die ideale Methode war, um sich in diesen Katakomben zurechtzufinden. Trotzdem, darüber war sie sich im Klaren, blieb ihr keine andere Wahl. Sie hatte ihre Schritte mitgezählt. Ihrer Rechnung nach war sie etwa fünf Kilometer von der Weggabelung entfernt. Und ungefähr zwei Kilometer von dem Ausgang, der Dr. Pawlynas Haus am nächsten lag.
Aber bis dahin würde sie drei scharfe Kurven und eine weitere Abzweigung bewältigen müssen. Plötzlich hörte sie etwas. Im
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