Der Bourne Betrug
Mit einem Fingernagel hob er die rechte Kante des zweiten Zeitschalters von dem Zünder hoch. Wieder nichts.
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Bourne versuchte, die linke Kante des Zeitschalters mit dem Fingernagel hochzuheben. Sie gab nicht nach. Erst als er den Druck erhöhte, kam sie langsam hoch. Darunter sah er den Draht, der wie eine winzige Schlange zusammengerollt war. Als sein Finger ihn berührte, ihn ganz leicht bewegte, entrollte er sich wie eine Schlange. Bourne wollte seinen Augen nicht trauen.
Der Draht war nicht mit dem Zünder verbunden!
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Er glaubte, Veintrops Stimme zu hören. »Ich war hier gefangen«, hatte er beteuert. »Das verstehen Sie nicht. Ich â¦Â« Aber Bourne hatte ihn nicht ausreden lassen. Das Problem war nun wieder, Veintrops Ãberlegungen zu enträtseln. Er war ein Mann, der Spaà an Gedankenspielen hatte â das bewiesen seine Forschungsarbeiten. Hatte Fadi ihn gegen seinen Willen festgehalten, hatte er ihn mit Katja unter Druck gesetzt, würde Veintrop versucht haben, sich irgendwie an ihm zu rächen.
Bourne griff mit spitzen Fingern nach dem ersten Zeitschalter und kontrollierte den unter ihm wegführenden Draht. Die Isolierung war intakt, aber der vorn herausragende Kupferdraht schien lose zu sein: Er lieà sich herausziehen, war nur wenige Zentimeter lang. Jemand hatte diese Zuleitung sabotiert. Bourne lieà die Hände sinken, blieb aber knien und verfolgte, wie auf dem kleinen Display die letzten Sekunden angezeigt wurden. Sein Herz hämmerte schmerzhaft gegen seine Rippen. Wenn er nicht recht behielt â¦
:00.
Aber er behielt doch recht. Nichts passierte. Es gab keine Detonation, keine Kernexplosion, sondern nur Stille. Veintrop hatte sich an seinen Entführern gerächt. Er hatte den Atomsprengkörper vor Fadis Nase heimlich unbrauchbar gemacht.
Bourne begann an zu lachen. Veintrop hatte den ersten Zeitschalter funktionsfähig einbauen müssen, aber in Bezug auf den zweiten hatte er Fadi und die Wissenschaftler der Dujja clever ausgetrickst. Er klappte den Aktenkoffer zu und nahm ihn mit. Er lachte auf dem ganzen Weg aus dem Hangar hinaus.
KAPITEL ZWEIUNDVIERZIG
Nach der gewaltigen C-4-Detonation nutzte Soraya die Autorität, die ihr CI-Dienstausweis ihr verlieh. Die benachbarten Gebäude, massive, wuchtige Verwaltungsbauten, hatten äuÃerliche, aber keine strukturellen Schäden erlitten. Die StraÃe sah jedoch schlimm aus. Die Detonation hatte einen riesigen Krater gerissen, in den die flammenden Ãberreste der Limousine wie ein verglühender Meteor gestürzt waren.
Das einzig Versöhnliche war, dass um diese Zeit in der näheren Umgebung keine FuÃgänger unterwegs gewesen waren.
Dutzende von Streifenwagen, Feuerwehrfahrzeugen, Krankenwagen, Werkstattwagen und ihr Personal drängten sich in der Umgebung des Kraters, der weiträumig abgesperrt worden war. Im Umkreis von zweieinhalb Kilometern war die Stromversorgung unterbrochen, und in der näheren Umgebung gab es kein Wasser, weil die Hauptleitung geplatzt war.
Tyrone und Soraya hatten ihre Aussage bei der Polizei gemacht, als Rob Batt und Bill Hunter, der Chef des CI-Sicherheitsdiensts, am Tatort aufkreuzten und die Kontrolle über die Ermittlungen übernahmen. Während Batt mit dem NYPD-Captain sprach, der die Ermittlungen offiziell leitete, nickte er Soraya knapp zu, als wollte er sagen: Rühren Sie sich nicht vom Fleck!
»Von dem amtlichân Scheià werdâ ich nervös wieân Pfarrer mit ânem Tripper«, sagte Tyrone.
Soraya lachte. »Keine Sorge, ich bin da, um dich zu beschützen.«
Tyrone schnaubte verächtlich, aber sie stellte fest, dass er doch lieber in ihrer Nähe blieb. Das Stimmengewirr bei den Bergungs- und Instandsetzungsarbeiten, die Rufe der Arbeiter und die Geräusche vorfahrender Wagen schienen sie in ein Lärmgeflecht zu hüllen.
Ãber ihnen schwebte ein Fernsehhubschrauber. Bald kam ein zweiter dazu. Mit ohrenbetäubendem Dröhnen führten Düsenjäger der USAF â nach einem Alarmstart voll bewaffnet in der Luft â einen Vorbeiflug durch. Sie wackelten mit den Tragflächen, dann verschwanden sie als silbern glitzernde Punkte am Himmel.
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An dem Morgen, an dem Bourne in The Cloisters eintraf, war New York in Nebel gehüllt. Als er durchs Tor ging, hielt er die Bronzeurne mit Martin Lindrosâ sterblichen Ãberresten an seine
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